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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich lasse nicht zu, daß es auf diese Weise weitergeht. Wehr hat Besseres verdient. Gehen wir!« Er stand auf.
    »He, wohin willst du?« fragte Pismire. »Hast du vor, mit gezücktem Schwert in den Palast zu stürmen und alle Moule zu töten, die dir über den Weg laufen?«
    Brocando erhob sich ebenfalls. »Gut überlegt«, lobte er. »Ein ausgezeichneter Plan. Freut mich, daß wir diesen Punkt geklärt haben. Kommt …«
    »Das ist doch lächerlich!« ereiferte sich Pismire. »Von einem Plan kann überhaupt nicht die Rede sein! Du bist ein vernünftiger Mann, Glurk. Sag's ihnen!«
    »Es ist lächerlich«, brummte Glurk.
    »Na bitte«, seufzte der Schamane.
    »Wir beenden die Mahlzeit«, fuhr das Stammesoberhaupt fort. »Und dann greifen wir den Palast an. Mit leerem Magen kämpft es sich nicht gut.«
    »Sind denn alle übergeschnappt?« ächzte Pismire.
    Bane wandte sich an ihn. »Erinnerst du dich an ihre Worte? ›Nichts ist zu klein, um in völliger Bedeutungslosigkeit zu verharren.‹ Eine Person am richtigen Ort und zur richtigen Zeit …«
    »Wir sind zu dritt«, stellte Brocando fest.
    »Um so besser!«
    »Ach, was soll's …« Pismire seufzte erneut. »Ich komme mit. Wenn auch nur deshalb, um zu verhindern, daß ihr etwas zu Dummes anstellt.«
    »Darf ich euch begleiten?« fragte Eulenglas.
    Bane lächelte. »Stellt euch einmal vor, was fünf Personen leisten können. Wenn wir uns irren, wenn keine Moule im Palast sind … Nun, dann wissen wir wenigstens, daß hier alles in bester Ordnung ist. Aber wenn wir uns nicht irren … Welche anderen Möglichkeiten stehen uns offen? Sollen wir durch die Stadt laufen und schreien? Sollen wir versuchen, eine Streitmacht zusammenzustellen? Meiner Ansicht nach müssen wir die Angelegenheit jetzt klären.«
    »Die Mauern des Palastes sind ziemlich hoch und dick«, gab Pismire zu bedenken.
    »Ein Pon läßt sich durch nichts aufhalten«, sagte Bane. »Und das gilt auch für mich.«
    Stille schloß sich an.
    »Ich habe immer wieder darüber nachgedacht«, beendete Brocando das Schweigen. »Und jetzt weiß ich endlich Bescheid.«
    »Worüber weißt du Bescheid, um Himmels willen?« fragte Pismire verärgert.
    »Ich kenne nun die Antwort auf die Frage, warum die Dumii den Teppich eroberten«, sagte der Zwergenkönig. »Weil ab und zu jemand so dachte wie Bane.«
    Nach einer Weile erkundigte sich Glurk: »Hat jemand eine Idee, wie wir in den Palast gelangen?«

 

     
    U nterdessen sammelte auch Snibril neue Erfahrungen: Er lernte die Macht der Sergeanten kennen.
    Careus hatte die Palastküche gefunden, und zwar aus gutem Grund: Ein Sergeant verstand sich immer darauf, die nächste Küche zu entdecken. In diesem Fall handelte es sich um einen niedrigen langen Raum mit sechs Kaminen und einer rußgeschwärzten Decke.
    Der Chefkoch erwies sich als alter Freund.
    »Das ist Rührgut«, sagte Careus und stellte Snibril einem großen Mann mit rotem Gesicht vor. Eine Narbe reichte ihm über die Nase hinweg, und eine schwarze Klappe bedeckte das linke Auge. Darüber hinaus fehlte ihm der eine Arm. »War früher Soldat, so wie ich.«
    »Ist er auch Sergeant gewesen?« fragte der Munrung.
    »Ja«, bestätigte Rührgut und lächelte, wodurch die Narbe in Bewegung geriet und ebenfalls zu lächeln schien. Als er um den Tisch herumtrat, sah Snibril ein Holzbein. Der Koch folgte seinem Blick. »Habe an Dutzenden von Feldzügen teilgenommen«, erklärte er. »Eines Tages trug mich Careus vom Schlachtfeld und meinte: ›Rührgut, alter Knabe, zieh dich besser in den Ruhestand zurück, solange noch was von dir übrig ist, das nach Hause geschickt werden kann.‹ Freut mich, dich wiederzusehen, Kumpel.«
    »Es geschehen seltsame Dinge, Rührgut«, sagte der Sergeant.
    »Und ob. Es gibt viele hohe Tiere, die ihren Posten verloren haben. Seit zwei Wochen hat niemand den Gebieter gesehen. Scheint seine Gemächer überhaupt nicht mehr zu verlassen. Läßt sich die Mahlzeiten bringen.«
    »Und die neuen Berater …«, sagte Snibril. »Was hat es mit ihnen auf sich?«
    »Bisher haben sie darauf verzichtet, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.« Rührgut kratzte sich mit einer Schöpfkelle am Rücken. »Aber einmal bin ich mit 'nem Tablett im Palast gewesen, und der Geruch …«
    »Roch's zufälligerweise nach Moulen?« fragte Snibril.
    Einige andere Köche kamen näher und hörten interessiert zu. Sie alle ähnelten Rührgut. Es waren insgesamt sechs, aber Arme, Beine, Augen und Ohren reichten

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