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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Straßen. Alles erweckte einen normalen Eindruck. Besser gesagt: Alles sah mehr oder weniger so aus, wie die Dinge Snibrils Meinung nach aussehen sollten, wenn normale Zustände herrschten. Wehr schien wie Tregon Marus zu sein, nur größer. Viel größer. Der Munrung versuchte, nicht den Anschluß zu verlieren, während er hinter dem Sergeanten herritt und danach trachtete, wie ein Einheimischer zu wirken.
    Wenn er sich früher die Hauptstadt vorgestellt hatte, zeigte ihm seine Phantasie eine Art Glanz darüber. Es lag daran, wie die Leute über Wehr sprachen. Damals hielt er das Zentrum des Reiches für einen besonders exotischen Ort, voller Wunder und Rätsel. Und jetzt erwies sich Wehr als eine ganz gewöhnliche Stadt, die nur wesentlich größer war als andere ganz gewöhnliche Städte. Der Unterschied betraf in erster Linie ein Mehr an Bewohnern und Statuen.
    Careus führte Snibril zu einer Kaserne am Rand des Imperialen Wehr, und dort näherten sie sich einem draußen stehenden Tisch. Ein Dumii saß hinter hohen Stapeln von Papier. Kuriere griffen nach Zetteln und eilten fort, doch andere Leute kamen und brachten neue. Gewisse Anzeichen im Gesicht des Mannes deuteten darauf hin, daß er einem Nervenzusammenbruch nahe war.
    »Ja?« fragte er.
    »Ich bin …«, begann der Sergeant.
    »Ich weiß nicht, wer du bist. Dauernd kommen und gehen Leute. Ich schätze, du hast keine Papiere, oder? Nun? Natürlich hast du keine.« Der kleine Mann schob verärgert einige Dokumente hin und her. »Man erwartet von mir, daß ich hier die Übersicht wahre, aber wie soll das in einem solchen Durcheinander möglich sein? Verwaltet man so ein Heer, frage ich dich? Nun, heraus damit: Name und Rang, Name und Rang …«
    Der Sergeant hob die Hand. Ein oder zwei Sekunden lang glaubte Snibril, daß dem dürren Burschen am Tisch eine Ohrfeige drohte, aber statt dessen salutierte Careus.
    »Sergeant Careus, fünfzehnte Legion«, sagte er. »Wir lagern vor der Stadt. Was von uns übrig ist, meine ich. Verstehst du? Ich bitte um Erlaubnis, die Kaserne aufsuchen zu dürfen. Wir haben blutige Kämpfe hinter uns, und zwar gegen …«
    »Fünfzehnte Legion, fünfzehnte Legion«, murmelte der kleine Mann und kramte in seinen Unterlagen.
    »Man hat uns zurückbeordert«, fügte Careus hinzu. »Ein Kurier kam und überbrachte uns den Befehl, sofort nach Wehr zurückzukehren. Unterwegs mußten wir dauernd käm…«
    »Hier ist vieles anders geworden«, sagte der Mann.
    Sein Tonfall wirkte auf Snibril fast so wie ein bevorstehender Angriff des Schrecklichen Scheuerers.
    »Wie meinst du das?« entfuhr es ihm.
    Der Mann sah ihn an. »Wer ist das?« fragte er argwöhnisch. »Hat was … Eingeborenenhaftes.«
    »Hör mal …«, sagte Careus geduldig. »Wir haben einen weiten Weg hinter uns, weil …«
    »Oh, die Angelegenheit mit dem Scheuerer«, brummte der Dürre. »Alles geklärt. Es wurde eine Vereinbarung getroffen.«
    »Eine Vereinbarung?« wiederholte Snibril. »Mit dem Schrecklichen Scheuerer?«
    »Ein Friedensabkommen mit den Moulen. Weißt du denn überhaupt nichts ?«
    Snibril öffnete den Mund, und Careus ergriff ihn am Arm. »Oh«, sagte er betont laut und deutlich. »Gut. Ausgezeichnet. Nun, wir möchten dich nicht länger stören. Komm, Snibril.«
    »Aber …«
    »Dieser Herr muß sich um seine überaus wichtigen Zettel kümmern und kann nicht noch mehr Zeit für uns erübrigen«, sagte der Sergeant.
    »Warum hast du mich daran gehindert, weitere Fragen zu stellen?« erkundigte sich der Munrung, als er Sergeant Careus folgte.
    »Weil wir von dem Schreiber selbst dann nicht mehr in Erfahrung bringen, wenn wir drohen, ihn mit seinen verdammten Zetteln zu füttern. Wir sehen uns eine Zeitlang um, sperren Augen und Ohren auf, sondieren die Lage … Und vielleicht kehren wir später zurück, um den dürren Burschen zu zwingen, seine Dokumente zu verspeisen.«
    »Ich habe hier nicht viele Soldaten gesehen«, sagte Snibril.
    »Nur einige Wächter«, bestätigte der Sergeant, als sie über die Straße eilten.
    »Vermutlich sind die übrigen Legionen noch nicht eingetroffen«, spekulierte Snibril.
    »Ich frage mich, ob wir sie hier überhaupt erwarten dürfen«, murmelte Careus.
    »Was soll das heißen?«
    »Du bist mit deinem Stamm und den Deftmenen zu uns gestoßen«, sagte der Sergeant dumpf. »Andernfalls hätten wir wahrscheinlich nicht überlebt.«
    »Glaubst du etwa, die anderen Legionen … existieren nicht mehr?«
    »Das könnte

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