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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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angefertigt, und auf der einen Seite zeigten sie den Kopf des Gebieters – natürlich nur ein Abbild. Es handelt sich um Tarnerii, um Münzen der Dumii. In Tregon Marus hatten sie viele Felle gekostet. Pismire meinte, daß sie Felle symbolisierten. Und auch Töpfe, Messer oder Speere.
    Snibril verstand das nicht. Er fand es erstaunlich: Offenbar liebten die Dumii den Gebieter so sehr, daß sie bereit waren, für seine hölzernen Bildnisse viele verschiedene Dinge herzugeben. Das behauptete jedenfalls der Schamane. Tief in seinem Innern zweifelte Snibril daran, daß sich Pismire mit dem Finanzwesen erheblich besser auskannte als er.
    Er verstaute seine Sachen im Beutel und kehrte zum Wagen zurück. Nur ein knapper Tag war vergangen, seit sich der Schreckliche Scheuerer angekündigt hatte. Aber jener Tag brachte erhebliche Veränderungen.
    Auseinandersetzungen bestimmten ihn zu einem nicht unbeträchtlichen Teil. Den reicheren Munrungs widerstrebte es, das Dorf zu verlassen, zumal niemand ein endgültiges Ziel der Reise nennen konnte. Und Pismire war allein losgezogen, kümmerte sich um irgendwelche persönlichen Angelegenheiten.
    Am Vormittag ertönten Snarg-Schreie im Süden, und jemand bemerkte Schatten, die sich hoch oben in den Haaren bewegten. Jemand anders berichtete von Augen, die über die Palisade hinwegspähten.
    Diese Hinweise beendeten den Streit. Neue Stimmen wurden laut und meinten, die Munrungs seien daran gewöhnt, auf der Wanderschaft zu sein. Etwa einmal pro Jahr suchten sie sich ein neues Jagdgebiet. Wahrscheinlich hatten sie es seit Monaten geplant, dieses Dorf zu verlassen und an irgendeinem anderen Ort neue Hütten zu errichten. Wir fliehen nicht, hieß es hier und dort. Nein, von einer Flucht konnte kaum die Rede sein. Die Munrungs gingen fort, sogar recht langsam.
    Am Nachmittag war der Bereich im Innern der Palisade mit Wagen, Karren, Vieh und Leuten gefüllt, die diverse Möbelstücke trugen. Das rege Treiben ging zu Ende, und alle warteten auf das Zeichen von Glurk. Sein Wagen, ein Erbstück der Familie, wirkte eindrucksvoller als alle anderen. Felle bedeckten das gewölbte Verdeck. Weniger als vier Ponys konnten ihn nicht ziehen. Hütten wurden so gebaut, daß sie rund ein Jahr lang hielten, aber die Wagen mußten dauerhaft genug sein, um noch von den Enkeln benutzt zu werden.
    Dahinter standen mehrere Packtiere, beladen mit dem Orkson-Vermögen an Fellen. Anschließend kamen die weniger luxuriösen Wagen, nicht so üppig ausgestattet wie das Orkson-Gefährt – obgleich einige von ihnen kaum einen Vergleich zu scheuen brauchten. Es folgten die Handkarren und jene Familien, die sich nur ein Pony leisten konnten und eine Kuh mit zwei weiteren Eigentümern teilen mußten. Den Abschluß bildeten die Leute zu Fuß. Jene Personen, die ihren ganzen Besitz in einer Hand tragen konnten, schienen nicht annähernd so niedergeschlagen zu sein wie einige andere Mitglieder der Munrung-Gemeinschaft, die einen großen Teil ihrer Habe zurücklassen mußten.
    Nur Pismire fehlte. Wo steckte er?
    »Ist er nicht hier?« fragte Glurk. »Nun, er weiß, daß wir aufbrechen. Bestimmt gesellt er sich später zu uns. Und er will sicher nicht, daß wir auf ihn warten.«
    »Ich reite voraus und suche ihn«, schlug Snibril vor.
    Glurk öffnete den Mund, um seinen Bruder zu warnen, doch dann überlegte er es sich anders.
    »Nun, richte ihm aus, daß wir in Richtung Verbranntes Ende ziehen, und zwar über die alten Pfade«, sagte er. »Dort können wir uns leicht verteidigen. Falls uns heute abend jemand angreift.«
    Glurk wartete, bis der letzte Nachzügler die Palisade verlassen hatte, bevor er das Tor schloß. Natürlich konnte man das Dorf durch die Lücken im Wall erreichen, aber Glurk hielt es trotzdem für angemessen, das Tor zu schließen. Es war einfach … richtig. Auf diese Weise konnte man glauben, eines Tages zurückzukehren.
    Snibril ließ die Kolonne immer weiter hinter sich zurück. Er ritt das weiße Roß zwar nicht sonderlich geschickt, dafür aber mit großer Entschlossenheit. Inzwischen hatte er es Roland genannt, nach einem Onkel. Niemand stellte sein Recht in Frage, dem Hengst einen Namen zu geben oder ihn zu behalten. Im großen und ganzen achtete man bei den Munrungs die Gesetze der Dumii, doch sie glaubten auch fest an das Prinzip Wer's findet, dem gehört's.
    Nach einer Weile verließ Snibril die Straße, und es dauerte nicht lange, bis das hohe weiße Kliff der Holzwand über den Haaren

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