Die Terranauten 006 - Das Psi-Inferno
wunderte sich darüber, bis ihm einfiel, daß Shakram Hauptmann bei den Grauen Garden gewesen war, bevor man ihm zum Noman machte.
»Dreckiger Verräter!« knirschte einer der gefangenen Grauen, die neben ihm lagen. Shakram schien es gehört zu haben, denn er drehte sich um und kam mit drei anderen Männern auf die Gefangenen zu.
»Habt ihr noch irgend etwas zu sagen?« fragte er kühl. »Irgend etwas Wichtiges, meine ich.«
David blickte in das Gesicht des Führers der Ausgestoßenen, aber als er die kalte Gnadenlosigkeit darin erkannte, blieb er stumm. Die beiden Grauen waren anscheinend auch nicht in der Stimmung für viele Worte, und Shakram nickte zufrieden.
»Erledigt sie«, sagte er. »Und schafft sie dann zu dem Abfallcontainer wie die anderen.«
Aus halbgeschlossenen Augen sah David zu, wie einer der Grauen hochgezerrt wurde und einer der Ausgestoßenen ihm den Anzug über der Brust aufriß. Ein anderer hob einen dünnen Stab mit leuchtender Spitze und strich damit flüchtig über die Haut in der Nähe des Herzens. Der Graue stöhnte einmal schwer und sank zusammen. Nolan packte ihn am Kragen und schleifte ihn zu einer schmalen Tür.
Der zweite Graue schrie wütend auf, als sie ihn auf die Beine stellten, und versuchte, die Hände abzuschütteln, aber er konnte mit seinen gefesselten Armen nicht viel ausrichten. Das Schreien verstummte abrupt, als der Stab seine Brust berührte, und er starb schnell und problemlos wie sein Kamerad.
David spürte, wie sein Körper eiskalt und starr wurde. In einer instinktiven Abwehrbewegung hob er die Arme, als zwei Männer ihn in die Höhe rissen und gegen die Wand stießen. Der Haftverschluß seiner Weste öffnete sich knirschend.
»He, was ist das denn?« fragte einer der Ausgestoßenen. David spürte einen harten Ruck an seinem Hals, als der Mann ihm die Kette mit dem stabförmigen Anhänger abriß, den er von seinem sterbenden Vater bekommen hatte.
Der Noman grinste nur und hielt den Anhänger hoch.
»Was ist damit, Hauptmann?« rief er. Brak Shakram, der an dem Computer beschäftigt war, wandte den Kopf und kam langsam näher.
»Zeig mal her!« verlangte er. Er drehte den Anhänger prüfend in der Hand und stutzte plötzlich.
»Du behauptest, das gehört dir?« fragte er scharf.
»Sicher!« David nickte. »Und ich will es zurückhaben! Oder gehört es zu euren Angewohnheiten, eure Gefangenen auszuplündern?«
Shakram betrachtete ihn von unten herauf. »Natürlich!« sagteergelassen. »Ein Noman kann alles brauchen. Wer hat dir die Kette gegeben?«
»Mein Vater, als er starb. Es ist eine Erinnerung an meine Mutter Myriam.«
Shakram wog die Kette mit dem Anhänger nachdenklich in der Hand.
»Wascht ihm das Blut aus dem Gesicht!« befahl er unvermittelt.
Einer der Männer brachte ein feuchtes Tuch und rieb die Blutkrusten aus Davids Gesicht.
Shakram betrachtete ihn lange. David mußte alle Kraft aufwenden, um diesen goldbraunen Augen standhalten zu können, denn sein Blick glitt immer wieder zu dem tödlichen Stab in der Hand eines der Männer.
»Nehmt ihm die Fesseln ab!« sagte Shakram endlich. »Ich glaube, daß er tatsächlich David terGorden ist.«
David schloß die Augen. Seine angespannten Muskeln lockerten sich, und wenn Shakram ihn nicht gestützt hätte, wäre er gestürzt.
»Gib mir die Kette zurück!« sagte er leise.
*
David kaute verbissen an einer Portion Algenfleisch. Trotz seiner ausgezeichneten Zähne gelang es ihm nicht, den Bissen kleinzukriegen.
»Nimm einen Schluck Schnaps dazu«, empfahl Shakram grinsend und entledigte sich trotz seiner verkrüppelten Hand mit verblüffender Schnelligkeit seines Protopanzuges. »Das Fleisch löst sich dann ganz von selbst auf. Das sind so Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit macht.«
David folgte seinem Rat und war froh, den aufquellenden Brei endlich schlucken zu können.
»Aus was für einer Ration stammt das Zeug denn?« erkundigte er sich angewidert. »Habt ihr das aus einem Museum geklaut?«
Shakram feuerte seine Stiefel unter die niedrige Liege an der Längswand des kleinen Zimmers, des früher einmal als Archiv gedient hatte, und schlüpfte in weiche Halbschuhe.
»Es stammt aus den Lagern deines Vaters«, sagte er, während er sich den Oberkörper und das Gesicht mit einer Waschlotion besprühte. »Wir waren so frei, uns daraus zu bedienen. Ich denke, es hätte deinem Vater nichts ausgemacht. Immerhin erlaubte er uns, in den Räumen unter dem Palast ein Quartier zu
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