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Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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folgen würden, noch furchtbarer sein würden …
     
    *
     
    Als Llewellyn 709 aus der tiefen Bewußtlosigkeit wieder erwachte, umhüllte ihn Finsternis. Er lag auf einem weichen, elastischen Material, das bei jeder Bewegung leise knisterte.
    Moschusgeruch drang an seine Nase, vermischt mit weiteren fremdartigen Düften, die schwer zu identifizieren waren. Der Überfall! Das Gas! Die Erinnerung ließ ihn hochschnellen. Scharfer Schmerz zuckte durch seinen Schädel.
    »Cloud!« stieß der Treiber hervor. Ein Rascheln antwortete ihm, gefolgt von einem Stöhnen und einem unverständlichen Fluch.
    Llewellyn 709 seufzte erleichtert. »Da sitzen wir schön in der Tinte«, knurrte er mürrisch.
    Er versuchte, die Dunkelheit mit seinen Augen zu durchdringen und allmählich schälte sich Scanner Clouds Gestalt als massiger Schatten heraus.
    »Bei Tinte handelt es sich vermutlich um eine Art Schreibflüssigkeit«, flüsterte der Psyter. »Allerdings ist mir der Zusammenhang nicht ganz klar …«
    Nur mühsam vermochte der Riemenmann lautes Gelächter zu unterdrücken. Da waren sie gefangen in einem finsteren Loch, in der Hand einer unberechenbaren Horde Extraterrestrier, und plauderten über historische umgangssprachliche Ausdrücke. »Vergessen Sie’s, Scanner«, riet er. »Wir sollten uns vielmehr Gedanken über unser weiteres Vorgehen machen.«
    Etwas blitzte auf. Clouds Chronometer. »Wir sind rund dreißig Minuten bewußtlos gewesen«, erklärte der Psyter. Er tastete umher, was raschelnde Geräusche erzeugte. »Hm. Offenbar befinden wir uns im Innern eines jener Nester, die die Bilder der Sonde …«
    »Das Funkgerät ist fort«, unterbrach Llewellyn barsch. »Wir haben keine Möglichkeit mehr, mit Leande oder der MIDAS Kontakt aufzunehmen.«
    »Versuchen Sie es auf PSI-Ebene.« Cloud fuhr fort, ihr seltsames Verließ zu erkunden. »Ihre Freunde müßten Sie doch empfangen, wenn Sie sich ausreichend konzentrieren.«
    Der Riemenmann lachte grimmig. »Ich habe es bereits versucht«, erwiderte er. »Nichts. Vielleicht sind es die Nachwirkungen des Betäubungsgases. Kein Kontakt mit der MIDAS.«
    »Und Leande?«
    »Sie hat meine Funksprüche nicht beantwortet.«
    Schweigen trat ein, und in die Stille mischten sich fern und hell klingende Pfiffe, melodisch und atonal zugleich, so daß die beiden Männer zum erstenmal einen direkten Eindruck von der Fremdartigkeit ihrer Entführer erhielten. Etwas Hypnotisches ging von dieser Sprache aus, die vermutlich zum größten Teil im Ultraschallbereich lag; ein suggestives Drängen, das die Gedanken der Männer verwirrte.
    Llewellyn erstarrte. »Es … es erinnert mich an den Ritus der Phasengänger«, entfuhr es ihm. Unwillkürlich flüsterte er. »Ein Volk auf Vinnegar Only, einer erst vor kurzem entdeckten Randwelt. Dünn besiedelt von einer Rasse mit Non-Techno-Kultur … den Phasengängern. Haben Sie davon gehört?«
    Er konnte Clouds Gesicht nicht sehen, aber er ahnte ein ironisches Lächeln auf den Lippen des Psyters, als er antwortete. »Sie wissen ja, wo ich die letzten dreieinhalb Jahre verbracht habe, Llewellyn. Im Mondkerker.«
    »Bestimmendes Merkmal der Phasengänger-Kultur«, fuhr der Treiber fort, »ist der Mythos. Für sie stellt sich die Welt als eine Abfolge vorbestimmter Zeitalter dar, von denen jedes unter einem allesprägenden Symbol steht. Als die Forschungsschiffe des Konzils auf Vinnegar Only landeten, wurde durch ihr Erscheinen das Weltbild der Phasengänger zerstört. Konfusion setzte ein. Keiner der irdischen Forscher begriff zu Beginn, was vor sich ging, und als man verstand, war es bereits zu spät. Die Phasengänger löschten sich in einem kollektiven Selbstmord vollständig aus … Und vor jenem planetaren Suizid zelebrierten sie einen Ritus, der zum Großteil aus autosuggestiven Gesängen bestand. Ich habe Aufnahmen davon gehört. Und etwas ähnliches … schwingt in diesen Pfiffen mit – Gedanken vom Tod, vermischt mit Euphorie.«
    Cloud hatte während Llewellyns Bericht ihr Gefängnis weiter erkundet und stieß nun einen erleichterten Ruf aus. Er begann, an dem strohartigen Material zu zerren. Ein Lichtpunkt wurde sichtbar, erhellte das Innere des nestartigen Gebildes, in das sie von den Fledermauskreaturen gesperrt worden waren. Mit neuer Energie machte sich der Psyter daran – unterstützt von Llewellyn 709 – die Öffnung zu verbreitern. Als sie Kopfgröße erreicht hatte, gab er auf. Seine Finger waren blutig und dem Treiber erging es nicht

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