Die Terranauten 019 - Unternehmen Weltuntergang
zu treten.
Was dieses Schiff betraf, war Cantos unansprechbar. Das Thema war und blieb für ihn absolut tabu.
Nur ein einziger Mensch hatte bis jetzt das Schiff betreten dürfen und das auch nur unfreiwillig: Karel Krystan, aber der war tot. Er konnte nicht mehr berichten, was er erlebt hatte.
So war das Schiff von einer Aura des Unheimlichen und Geheimnisvollen umgeben.
Immer wieder hatte Cantos sie darauf hingewiesen, daß sie niemandem etwas vom Vorhandensein des Schiffs verraten durften. Das war auch das einzige, was aus ihm herauszuholen war.
Er hielt die Treiber auf dem laufenden. Sie schafften den Flug durch Weltraum II auch ohne Mistel. Auch das verdankten sie Cantos. Ihre Ehrfurcht vor dem Grünen wuchs, obwohl er seinerseits alles tat, um eine solche Ehrfurcht nicht aufkommen zu lassen. Aber das ließen sie nicht zu. Cantos war längst mehr für sie als nur ein außerirdischer Freund. Er wurde zum Symbol.
Nur hatten sie sich noch nicht ganz entschieden, für was er Symbol war!
»Es gelang den Schergen des Kaiser-Konzerns, die größte Gefahr abzuwenden. Mein Schiff hat es geortet!« sagte Cantos ernst. Er hatte die ganzen letzten Stunden über die Vorgänge im Sonnensystem berichtet.
Roter Hedger registrierte zufrieden, daß die Aversion von Cantos gegen den Kaiser-Konzern wuchs. Das paßte ihm. Bald würde Cantos nichts mehr dagegen haben, zunächst im Untergrund zu bleiben und mit den Terranauten Kontakt aufzunehmen.
Er hielt sich im Moment noch im Hintergrund. Cantos war seiner Meinung nach noch nicht reif genug für den entscheidenden Hinweis.
»Weiter!« drängte Freier Doug.
Cantos ahmte eine menschliche Geste nach und zuckte mit den muskelbepackten Schultern.
»Auf diese Entfernung ist weiter nichts feststellbar. Aber wir werden bald unser Ziel erreicht haben.«
Er hatte anscheinend keine Lust mehr, sich länger mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Einer der Treiber nahm den Roten beiseite.
»Roter, was hast du vor?«
In Hedgers Augen blitzte es.
»Du beobachtest gut.«
»Und du weißt, daß ich ebenfalls ein Terranaut bin!«
»Was weißt du?«
»Auf einem der Jupitermonde gibt es einen Stützpunkt von Terranauten aus der Bannister-Loge. Er ist so geheim, daß nicht einmal Asen-Ger etwas davon wissen dürfte.«
»Nun gut, aber wir wissen zu wenig über Asen-Ger, David und die anderen. Wir haben auch keine Ahnung, was sich in letzter Zeit im Sonnensystem ereignet hat.«
»Willst du Cantos dazu überreden, zum Jupiter zu fliegen?«
Roter Hedger nickte ernst.
»Es gefällt mir nicht, daß du von dem Stützpunkt weißt. Jetzt sind wir schon zu zweit mit unserem Wissen. Hat es denn schon die Runde gemacht?«
»Nein, Roter, reiner Zufall! Du weißt, daß ich beim Bilden der Superloge auf Syrta dabei war. Man nennt mich den Weisen Lee. Nicht umsonst. Ich weiß mehr als die meisten. Vielleicht hängt es mit meiner Treiberkraft zusammen? Diese Dinge sind noch immer ungenügend erforscht.«
»Was hältst du denn von der Sache, Weiser Lee?«
»Sehr viel. Cantos hat bewiesen, auf welcher Seite er steht.«
»Täusche dich nicht, Weiser! Cantos ist kein Terranaut, und er wird auch nie einer sein.«
»Kommt darauf an, Roter, wer von uns beiden sich jetzt irrt!«
»Egal, bleiben wir dabei, Weiser. Sobald wir das Sonnensystem erreicht haben, wirst du mich unterstützen, ja?«
»Ich glaube, ihr stellt euch das alles viel zu leicht vor. Das Sonnensystem wird überwacht. Wie sollen wir es unbemerkt schaffen hineinzukommen? Auch mit Treiberkraft gelingt das nicht. Uns sind Grenzen gesetzt, die du genauso gut kennst wie ich.«
»Das würde ich an deiner Stelle Cantos überlassen.«
Weiser Lee grinste breit.
»Dachte ich mir’s doch! Aus deinem Munde wollte ich die Bestätigung. Du hast sie mir gratis geliefert.«
Sie gingen zurück zu den anderen und konzentrierten sich auf den Flug.
Sie ahnten, daß ihnen noch einiges bevorstand. Und es würde keineswegs rosig für sie aussehen. Cantos hatte zwar einige Fähigkeiten, die unglaublich erschienen, aber er war auch nur ein denkendes Wesen und kein Gott.
*
Der dreistimmige Schrei hatte einen gewichtigen Grund. Nicht der Tod war es, der nach den drei Gardisten in der offenen Schleuse der TERRA I griff, sondern das Entsetzen, als sie sahen, was draußen geschah. Plötzlich öffnete sich vor ihnen das Tor zum Universum. Sie schrien, weil es gleichzeitig die Triebwerke schafften, das Schiff von Oxyd zu lösen. Der einstmals grün
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