Die Terranauten 021 - Todeszone Oxyd
darauf hin.
Trotzdem verharrte er an der Zwischentür kurz, lauschte. Kein Geräusch außer dem Säuseln des Windes und dem weit entfernten Schreien der Überlebenden in Neu-Berlin.
Brak bückte sich nach der Waffe. Ein einfacher Revolver, den man mit Explosivgeschossen laden konnte. Die Relax, die ihre Jagden auf Nomans veranstalteten, durften nur solche vergleichsweise primitiven Waffen benutzen. Energiewaffen waren ihnen verboten.
Der tote Noman hatte seine irgendwann erbeutete Waffe mit einem selbstgebastelten Schalldämpfer versehen. Daß das Ding funktionierte, hatte Brak gehört.
Er ließ die Trommel ausschwenken. Es waren noch Patronen darin.
Er bückte sich nach der Leiche und durchsuchte die Taschen. Keine weitere Munition, nur wertloses Zeug. Der Tote machte einen ausgehungerten Eindruck. Wahrscheinlich hatte er Brak nur angegriffen, weil er sich Beute erhoffte. Brak war gut angezogen. Der Noman hatte nicht wissen können, daß Brak nicht einmal eine Waffe besaß.
Armer Tropf! Nun, jetzt habe ich wenigstens diesen Revolver. Wer weiß, was mir hier noch alles passiert, dachte Shakram.
Er kehrte zu Alberti zurück. Er ersparte es sich, das Haus zu durchsuchen. Sie mußten weg von hier. Und das nächste Mal mußten sie noch vorsichtiger sein.
»Alberti, du armer Narr. Sei froh, daß sein Verstand umnebelt ist. So kennst du weder Furcht noch sonst etwas. Du merkst es nicht einmal, wenn man dich umbringt. Und für mich bist du eine verdammte Last!«
Er winkte dem Summacum und wandte sich dem Ausgang zu. Ehe er hinaustrat, sicherte er nach allen Seiten.
Sein Glück, denn auf der Straße näherte sich ein Trupp von fünf Gestalten:
Nomans! Es zog sie zur Stadt, weil sie sich dort noch sicherer fühlten als in den Ruinen. Vielleicht aber auch, weil sie überhaupt nichts von den Ursachen der Vorgänge wußten. Sie waren abgeschnitten von der Welt und wollten wissen, was vor sich ging.
Brak Shakram waren die Beweggründe der Nomans egal. Er beobachtete sie.
Alberti trat neben ihn. Brak winkte ihn in das Haus zurück. Das würde noch fehlen, daß sie Alberti verriet.
Die Nomans waren vorsichtig – und bewaffnet! Drei Männer und zwei Frauen. Ihre Kleider waren zerrissen. Die fünf Menschen waren schmutzig, aber nicht ausgehungert wie der Einzelgänger, der auf Brak geschossen hatte.
Brak spürte Bedauern für diese fünf Menschen. Sie schienen tatsächlich ahnungslos zu sein.
Plötzlich stoppte der Trupp. Brak erschrak, weil er dachte, sie hätten ihn doch entdeckt. Was hätte er gegen die fünf tun können – mit drei Patronen in der Trommel?
Ja, sie hätten ihn gewiß nicht akzeptiert, sondern getötet. Er sah nicht aus wie ein Noman, sondern wie ein Städter, und die mußten die Nomans hassen wie die Pest. Kein Wunder.
Die fünf rannten in Deckung. Sie blickten dabei zum Himmel.
Brak folgte ihren Blicken und erschrak zum zweiten Mal: Ein Gleiter! Sehr tief schwebte er über die Ruinen hinweg.
Es war ein Kampfgleiter der Grauen Garden!
Brak Shakram zweifelte keine Sekunde daran, daß sie Jagd auf ihn machten!
Und er wußte, daß sie an Bord unbestechliche Sensoren hatten, die alles Leben in den Ruinen registrierten. Sie würden erst schießen und dann nachsehen, ob sie den Richtigen erwischt hatten.
Also war seine Flucht entdeckt worden!
Brak Shakram konnte nicht einmal fliehen. Denn die fünf Nomans waren ebenfalls eine tödliche Gefahr für ihn!
Und ich wollte die Menschheit aufrichten und Sie vor größerem Schaden bewahren, dachte er selbstironisch. Wie denn?
*
Lordoberst Max von Valdec ging unruhig auf und ab. Gut, daß ihn in diesen Minuten niemand sah. Lordoberst Valdec wirkte gar nicht mehr so überlegen wie sonst.
Er blieb stehen und sah mit blicklosen Augen auf die erloschenen Bildschirme.
Er dachte an die Manags Frost, Glaucen und Zarkophin. Das waren seine engsten Vertrauten. Und er dachte an Chan de Nouille. Sie war das Oberhaupt der Grauen Garden. Zwar war Valdec der militärische Oberkommandierende, aber Chans Wort bedeutete der Garde traditionell mehr. Gegen den Willen der Großen Grauen befolgte kein Gardist einen Befehl.
»Meine Macht ist nicht unumschränkt«, flüsterte Valdec zu sich selbst. »Und ich kann mich im Moment nicht um die wesentlichen Dinge kümmern, weil meine Hände gebunden sind. Wenigstens ist es mir gelungen, meine Gegner im Konzil mundtot zu machen. Denn sie kennen selbst die Nachrichten von den Kolonien und ließen sich davon
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