Die Terranauten 021 - Todeszone Oxyd
voll funktionsfähig zu halten. Ja, sie taten noch mehr: Sie modulierten die Funktionen so, daß brauchbare Meßergebnisse herauskamen – obwohl die Bedingungen auf Oxyd alle Physik auf den Kopf stellten!
Die anderen Treiber, die Grauen, existierten für Queen Quendolain nicht mehr. Sie waren zu Statisten in diesem Spiel degradiert.
Dabei waren die Treiber unfähig, ihren Gedankenaustausch zu verstehen. Sie wußten nur, daß da etwas geschah, was für sie unbegreiflich bleiben mußte.
Centurio Claudette formulierte ihre Meldung verbal, denn was sie zu sagen hatte, war nur für die Queen bestimmt. Hätte sie sich telepathisch mit ihr verständigt, wären die anderen vielleicht gestört worden. Ihr Zusammenschluß diente nur dazu, die Energien zu steuern.
»Entfernung zur Oberfläche: einhunderttausend Kilometer! Scheinbare Entfernung ein Hundertstel!«
Das bekamen auch die Grauen Treiber mit. Sie starrten auf die Sichtscheiben und versuchten, das Gehörte zu verarbeiten.
Tatsächlich, Oxyd erschien greifbar nahe, und war es nicht!
»Gegenschub!« befahl die Queen.
Dafür war Hauptmann Santos zuständig. Er bediente die entsprechenden Kontrollen und beobachtete die Meßanzeigen seines Computers.
Die Triebwerke gingen auf Vollast, doch dies hier war ein Treiberschiff. Also waren die Triebwerke verhältnismäßig schwach.
Ein Ausruf von Centurio Claudette: »Nein! Gegenschub vergrößert die Anziehung durch Oxyd!«
Quendolain verstand. Ein Paradoxon, das jedoch seine Erklärung fand: Die wandernden Schwerkraftfelder. In dieser relativen Nähe waren sie voll wirksam und benötigten kein Medium. Obwohl Queen Quendolain die ganze Zeit schon annahm, daß die Grauen Fluten keineswegs Medium für die Energien waren, sondern aus umgewandelter Substanz von Oxyd bestanden – Substanz, die maßgeblich von den Schwerkraftfeldern losgerissen worden war. Offenbar löste sich die Oberfläche des Trabanten auf in staubförmige Substanz und wanderte ab.
»Beschleunigung!« befahl Queen Quendolain. Ihre Geschwindigkeit war zu groß. Sie würden unter diesen Umständen nicht auf Oxyd landen können. So paradox es klang: Wenn sie in Richtung Oxyd beschleunigten, würden die Schwerkraftfelder umgekehrt wirksam werden!
Auf den Kopf gestellte Physik!
Hauptmann Santos gehorchte prompt.
»Bereithalten zur Treiberloge!« Das war der nächste Befehl von Queen Quendolain. Alle hörten es. Die eigentlichen Treiber hielten sich zurück. Sie waren nicht angesprochen.
Es war ihnen klar, daß die Triebwerke durch eine gezielte Logenarbeit unterstützt werden mußten.
Oxyd raste heran.
»Entfernung: fünfzigtausend Kilometer!«
Noch immer zu schnell. Auf diese Weise würden sie auf dem Trabanten zerschellen. Da nutzte ihnen die Verwandtschaft mit dem entarteten Himmelskörper nichts.
»Loge!«
Ihre Gemeinsamkeit wurde verstärkt. Dabei wurden zwangsläufig die Kontrollen vernachlässigt. Aber es bedurfte keines speziellen Befehls. Die Computer wurden desaktiviert. Die Veränderten versanken in Trance.
Sie waren ein einziges Wesen und blieben doch Individuen. Ihre Gedanken schlossen sich zusammen, wandten sich auf ein einziges Ziel.
Das Schiff wurde kräftig durchgerüttelt, aber sie stoppten diese Rüttelbewegung.
Da waren die tosenden Energien von Oxyd. Jetzt waren sie nahe genug heran. Es gab eine gewisse Korrespondenz zwischen Oxyd und ihnen. Anders konnte man es nicht bezeichnen. Sie sahen die Energien und darunter die Oberfläche des Trabanten: Glutrot, aber relativ kalt.
Eine einzige Steinwüste, auf die das Schiff zuraste.
Der erste Energiefinger erreichte das Schiff, hüllte es ein, versuchte, es aus der Bahn zu reißen.
Es war nicht schwer, das zu verhindern. Die TERRA I schüttelte die Energien ab.
Und dann tauchten sie in ein wahres Höllenmeer. Nur sahen sie es anders als die erschrockenen Treiber, die ihre Blicke auf die Sichtscheiben hefteten.
Im Innern einer Sonne konnte es nicht anders aussehen. Sie mußten befürchten, daß das Schiff jederzeit ein Opfer dieser Hölle wurde.
Schon stiegen die Temperaturen an Bord. Automatisch öffneten sie ihre Monturen, fächelten sich Luft bei.
Es war nicht mehr als ein Notbehelf. Damit konnten sie die Hitze nicht bekämpfen. Bei vierzig Grad Bordtemperatur pegelte sich alles ein. Die Energien tosten, doch blieben sie lautlos und ohne Auswirkungen auf das Schiff.
Die Treiber bangten trotzdem. Einer schrie gellend. Die psychische Belastung. Man ließ ihn schreien, bis
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