Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra
Der Noman manipulierte mit einem Stift, dessen Spitze dünn genug war, um in die kleinen Vertiefungen zu passen.
»Moment, ich habe es gleich. Das Prinzip ist nicht anders als bei uns. Falls der Erbauer wirklich ein Außerirdischer war, kann er sich nur wenig von uns Menschen unterscheiden.«
»Vielleicht hat der Computer uns das Ding nur deshalb überlassen, damit wir solches annehmen?« vermutete Karin angriffslustig.
Der Noman sah sie verblüfft an. Sein Blick wechselte zwischen dem Funkgerät und Karin hin und her. Bohrl nickte. »Das ist sogar sehr wahrscheinlich, Karin. Trotzdem: Wir haben das Ding und sollten es auch benutzen.«
Der Noman schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Es rauschte, dröhnte, blubberte, piepste.
»Etwas schirmt die Impulse ab! Wir können nichts empfangen!« erklärte der Noman resignierend.
Bohrl deutete auf den neuen Ausgang, der sich geöffnet hatte.
»Egal, wir werden es draußen versuchen – falls wir es überhaupt schaffen, aus diesem Irrgarten zu entkommen.«
»Na, na«, flüsterte Karin, »ein Führer sollte seinen Mannen Mut machen und sie nicht demoralisieren.«
Ehe Bohrl etwas sagen konnte, wandte sie sich an den Funker.
»Carsen, wieso klingt das, als würde es aus einem großen Lautsprecher kommen?«
Carsen freute sich, daß er sein technisches Wissen ausbreiten durfte. Er lächelte freundlich.
»Das hier ist die akustische Einheit.«
Karin konnte nichts entdecken, gab es aber nicht zu.
»Sie ist zugegebenermaßen winzig klein. Größer braucht sie auch nicht zu sein. Sie erzeugt ein veränderliches Feld mit teilelektrischem Charakter. Dieses Feld wirkt auf direkte Weise auf die Luftsäule ein und bringt sie in gewünschtem Maße zum Schwingen.«
Es leuchtete Karin ganz und gar nicht ein. Sie bereute ihre Neugierde.
Der Funker war nicht mehr zu stoppen. Während sie Bohrl und den anderen folgten, führte er weiter aus: »Ich werde es dir demonstrieren, Karin!« Er schaltete ein. Der schon bekannte Piepston. Karin verzog angewidert das Gesicht. Sie hatte das Gefühl, den Ton an den Zähnen zu spüren. Carsen wischte mit der Hand durch die Luft. Der Piepston veränderte sich.
»Deshalb muß die akustische Einheit immer von einem wegzeigen – in den freien Raum. Es ist …«
Karin stellte ihre Ohren auf Durchzug und ging weiter. Ihr Interesse an technischen Dingen war für die nächste Zeit gedeckt.
Bohrl führte sie durch mehrere Gänge.
Und dann standen sie im bekannten Bunkersystem – zehn Schritte von einem Grauen Gardisten entfernt.
Dessen Schrecksekunde war ungeheuer kurz. Die Hand mit der Waffe zuckte hoch.
Bohrl war schneller. Seine Waffe war schon schußbereit gewesen. Er drückte ab.
Getroffen sank der Graue zu Boden.
Bohrl wandte sich bleich seinen Leuten zu.
»Wie ihr seht, hat der Tanz noch kein Ende gefunden! Wir müssen auf der Hut sein.«
»He, die Wand hat sich geschlossen!« rief einer.
Karin kommentierte: »Das ist ja wohl nicht mehr so neu, oder?«
Bohrl winkte ihnen zu.
»Kommt, Leute, wir gehen weiter. Es hat keinen Zweck, nach einem Zugang der geheimen Anlagen zu suchen. Falls wir die ganze Angelegenheit überleben, wird immer noch Zeit dazu sein. Ihr habt gesehen, daß die Waffen funktionieren. Sie sind zwar unseren eigenen nicht überlegen, aber dafür sind die Ladeeinheiten randvoll.«
Carsen hatte sich um die Dinge überhaupt nicht gekümmert. Seit er den Funkchip gefunden hatte, war er in seinem Element.
»Hört doch mal!« rief er aus – viel zu laut, wie Bohrl fand. Es war nicht auszuschließen, daß es hier unten noch mehr Graue gab. Der eine war auf Streife gewesen. Zwar wunderte sich Bohrl, daß sie auf einen einzelnen und nicht gleich auf eine Kampfeinheit getroffen waren, aber das war kein Grund, weniger vorsichtig zu sein.
Carsen manipulierte an seinem Chip.
Eine Stimme. Sie behauptete, die Stimme der Vernunft zu sein.
Es dauerte eine Weile, bis die Nomans begriffen, was da vor sich ging.
Sie wußten nicht, daß dies die Phase zwei vom Aufstand der Nomans war. Doch als die Ansprache zu Ende war, wurde ihnen klar, daß sie wesentlich länger in der geheimnisvollen Anlage gewesen waren, als sie angenommen hatten.
»Wochen, vielleicht Monate, müssen vergangen sein!« murmelte Bohrl entgeistert. Er sprach damit aus, was alle dachten.
»Viele Wochen!« wiederholte er.
Und Karin sagte: »Die Nomans proben den Aufstand, Leute!« Sie stieß Carsen in die Seite.
»Was ist,
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