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Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra

Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra

Titel: Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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nicht aufzuwecken.
    »Oh, da ist ja noch einer wach. Hm, Bohrl heißt du und bist so eine Art Chef, nicht wahr?«
    Bohrl wollte aufspringen und die anderen wecken. Es ging nicht. Etwas lähmte ihn und bannte ihn auf den Platz.
    »Nicht doch, Bohrl. Weißt du, ich habe inzwischen ein wenig nachgedacht. Im Moment kann ich meine Gedanken besser kontrollieren. Du hast schon recht, ich bin ein wenig verrückt. Kein Wunder. Ich muß ja eine Ewigkeit ausgeschaltet gewesen sein. Meine Ortungseinheiten funktionieren nicht. Aber ich habe aus euren Köpfen alles erfahren, was ich wissen wollte – das heißt, soweit ich es verarbeiten konnte. Als ich von schlafen sprach, war das nur ein Scherz. Ich war in Wirklichkeit sehr beschäftigt. Hm, ich rede zuviel, nicht wahr? Tja, wollte dich nur beruhigen. Kannst mir vertrauen. Ich tue euch nichts Böses. Daß ich euch vor den Grauen rettete, war Zufall, glaube mir. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich euch wieder entlassen kann, denn ich muß alles von euch wissen – muß wissen, wie sich die Welt entwickelt hat.«
    »Bist du der Wächter der Anlagen?« fragte Bohrl.
    »Schlafe!« antwortete der Computer, und Bohrl verlor das Bewußtsein.
     
    *
     
    Als Bohrl erwachte, war der Raum in Helligkeit getaucht. Er fühlte sich wohl, bis ihm einfiel, was geschehen war. Erschrocken fuhr er auf.
    Alles blieb ruhig. Die Gefährten schliefen immer noch.
    Bohrl blickte auf seine Uhr.
    Die Datumsanzeige! Entweder die Uhr spielte verrückt, oder es waren tatsächlich zwei Wochen vergangen!
    Bohrl schwindelte es. Er wollte aufstehen und die Gefährten wecken, unterließ es dann doch.
    Der Reihe nach schaute er sie an. Irgendwie erwartete er, daß sich die Stimme des Computers wieder meldete. Nichts dergleichen geschah.
    Noch etwas fiel ihm auf: kein Hungergefühl! Wenn sie wirklich zwei Wochen lang geschlafen hatten, dann mußte sich das doch sehr negativ auf ihre körperliche Verfassung auswirken.
    In diesem Augenblick klang die Stimme des Computers auf. Doch es war nur ein unverständliches Lallen zu hören. Es rasselte und knackte wie bei einer schlechten Funkverbindung.
    »He, was ist los mit dir?«
    Die Antwort blieb aus. Der Computer meldete sich nicht mehr.
    Bohrl fuhr sich durch das verfilzte Haar. Die Stelle, an der er gelegen hatte, veränderte sich allmählich. Der Boden wurde wieder so glatt wie bei ihrem Eintreten in diesen Raum.
    Bohrls Blick fiel auf Karin. Natürlich, er kannte diese Frau. Sie war schon so lange bei den Nomans wie er. Was sie vorher getan hatte, war ihm nicht bekannt. Keiner der Nomans sprach gern über seine Vergangenheit. Bei ihnen gab es weder Vorurteile noch Kastenunterschiede. Sie waren alle gleich in ihrem ständigen Kampf ums Überleben.
    Ein unmenschliches System, das solche Außenseiter wie uns hervorbringt! dachte er verbittert. Die meisten Nomans waren als solche geboren. Viele zeugten Kinder und zogen sie groß. Bei ihnen hatte es keinen Nachwuchs gegeben. Brak Shakram hatte mit eiserner Faust über seine Leute regiert. Er hatte ihnen erklärt, daß bei einem eventuellen Kampf die Kinder am wenigsten Aussichten hatten, am Leben zu bleiben. Das leuchtete ein.
    Bohrl bedauerte es. Wie alles; wie seine Rolle, die er zu spielen gezwungen war, wie die Gesellschaftsstruktur, die die Menschen zu einem Leben in Unfreiheit verurteilte. Er konnte den Blick nicht von Karin lösen. Nie zuvor hatte er sich mit dieser Frau beschäftigt. Der Zufall hatte sie hierherverschlagen. Sie war intelligent, und Bohrl hatte sie kämpfen sehen. Eine schlanke Brünette, nicht sehr hübsch – kein Wunder, bei der zerlumpten Kleidung – und im Grunde warmherzig. Ihre spitze Zunge diente nur dazu, den weichen Kern ihres Charakters zu verbergen.
    Bohrl spürte etwas in seiner Brust, was ihm nicht gefiel. Zwischenmenschliche Beziehungen waren bei den Nomans durchaus nicht verpönt, aber sie wurden durch die besonderen Umstände erheblich erschwert. Wann hatten denn zwei Menschen schon Gelegenheit, allein zu sein? Sie waren ständig auf der Hut, mußten um ihr Leben fürchten.
    Denn Nomans waren absolut vogelfrei. Es gab Ablenkungsprogramme für Relax, bei denen regelrechte Treibjagden auf Nomans veranstaltet wurden. Wer einen Noman tötete, galt keineswegs als Mörder, sondern höchstens in sportlicher Hinsicht als erfolgreich.
    Bohrl schauderte es, als er daran dachte.
    Er hatte sich entschlossen, nicht mehr länger zu warten, bis der Computer sich um ihn kümmerte. Das

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