Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe
Auch als Raumschiffsantrieb war die Kaiserkraft keine sichere Energieform! Sie bedrohte mit ihren unkalkulierbaren Auswirkungen das gesamte Sternenreich! Und Valdec hatte ihren Gebrauch durchgesetzt, das Konzil auf Gedeih und Verderb von der neuen Energie abhängig gemacht. Nur zu gut erinnerte man sich jetzt wieder an die katastrophalen Folgen des ersten großen Kaiserkraft-Transmitter-Versuches.
Valdec wartete mit glattem Gesicht darauf, daß Ruhe einkehrte, aber innerlich peitschte Erregung seine Gedanken. Diese Stimmung war, gefährlich; sehr gefährlich. Schon einmal in der Geschichte der Menschheit – nach der BIBLIS-Katastrophe – war eine Energieform, die Atomkraft, geächtet und verboten worden. Er mußte verhindern, daß seiner Entwicklung das gleiche Schicksal drohte.
Denn ohne Kaiserkraft würde das Sternenreich zerbrechen, die Erde und die Kolonien auf sich alleingestellt in das Dunkel der vorkosmischen Zeitepochen zurückfallen.
Kaiserkraft war unverzichtbar für das Konzil. Und ihre Risiken waren zu beherrschen; eine Frage der Technik allein.
Valdec mußte die Manags der anderen Konzerne von der Beherrschbarkeit der Kaiserkraft überzeugen, und er wußte, daß es ihm gelingen würde. Den Generalmanags blieb keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen.
Die Alternative hieß Chaos, Untergang.
Der Sprecher der Konzilsversammlung erhob sich von seinem Platz. Valdec hatte durchgesetzt, daß sein Informationsmanag Frost diesen Posten bis zum Ende der Legislaturperiode erhielt, und auch in vielen anderen wichtigen Positionen wußte er seine Leute.
Seine Spannung legte sich.
Nein, er konnte nicht verlieren. Alles war gut vorbereitet, wie immer, wenn der Lordoberst vor dem Konzil Fragen beantworten und Rechenschaft ablegen mußte. Die Zeiten, in denen Männer wie Pankaldi über die Ratsversammlung Valdecs Machtposition bedrohen konnte, waren vorbei.
Eine neue Epoche war angebrochen – die Zeit der Kaiserkraft.
Der Lordoberst blickte hinüber zu Frost, und obwohl er wußte, daß der Manag ebenso wie die Halle, das Podium und die Sitzränge eine semi-reale Projektion der Konzilskammer war, konnte er keinen Unterschied feststellen.
Die Illusion war perfekt. Er ruhte auf der weichen Liege in der Kammer und schien gleichzeitig hier zu agieren. Alles spielte sich in seinem Innern ab. Die Wände der Halle waren wie die Mauern seiner Schädelknochen.
Frosts klare, bestimmte Stimme ließ das Raunen verstummen.
»Ich eröffne hiermit die außerordentliche Sitzung des Konzils, die gemäß den gesetzlichen Bestimmungen von fünfundzwanzig Prozent der Ratsmitglieder beantragt wurde. Diese Sitzung ist geheim. Erklärungen an Außenstehende dürfen nur mit Zustimmung der Konzilsführung abgegeben werden.« Frost verstummte einen Augenblick. »Ich erteile Lordoberst Valdec das Wort. In Anschluß an die Erklärung des Konzilsvorsitzenden beginnt das Hearing. Lordoberst, bitte beginnen Sie.«
Wie immer verdrängte Sachlichkeit die Emotionen. Die Generalmanags der Konzerne wußten, daß eine Entscheidung getroffen werden mußte, die keinen Aufschub duldete. Das Hearing würde zeigen, wie diese Entscheidung ausfiel.
Valdec räusperte sich, blätterte achtlos in den Manuskriptseiten seiner Rede, die er auswendig kannte, und warf dann einen langen Blick in die Runde.
»Generalmanags«, begann er, »Mitglieder des Konzilsrates, ich …« Er stockte, war irritiert. Irgend etwas stimmte nicht!
Die Luft flimmerte wie unter großer Hitze. Druck legte sich wie ein Eisenreif um Valdecs Schläfen. Das Licht der semi-realen Lampen glühte heller, fast weißlich, und blendende Helligkeit erfüllte das Amphitheater.
Ein überraschter Ruf zerriß die schockierte Stille.
»Die Konzilskammern …!«
Der Lordoberst begriff sofort. Irgend etwas schien die Pseudo-Realität, die die Konzilskammer in ihren Gedanken erzeugte, anzugreifen und zu manipulieren. Vielleicht ein Defekt … Aber konnten davon alle Kammern betroffen sein …?
Valdec konzentrierte sich auf den lautlosen Rückruf, der den Computer seiner Kammer veranlassen würde, die elektronische Reizung seiner Gehirnzellen zu beenden. Ungeduldig wartete er auf das Verschwinden der Ratshalle und das Erscheinen der funkelnden Schaltwände.
Aber nichts geschah …
Panik erfaßte den Lordoberst, und mit Entsetzen wurde er gewahr, daß es den anderen Manags nicht besser erging. Die ungeheuerliche Konsequenz dieser Entdeckung ließ ihn erstickt aufschreien.
Ein
Weitere Kostenlose Bücher