Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
zur Seite, vergaß das lockende Futter in Growan terGordens Hand und verschwand zwischen einigen Zwergeichen.
Growans Garten, sein Zufluchtsort, wenn er Ruhe suchte, war ein kleiner Hügel inmitten des Computerzentrums. Auf künstlich aufgeschüttetem Erdreich wuchsen Bäume und Büsche aus allen Gegenden Terras, über schmale Bäche spannten sich gewölbte Holzbrücken, und lebende, exotische Vögel sangen auf den dichtbelaubten Zweigen.
Der Garten war eine Welt in Miniaturausgabe, die nur unter dem künstlichen Licht der Protopkuppel existieren konnte. Natur, in ein Gefängnis gepreßt. Growan terGorden saß darin wie ein Riese in einer Spielzeuglandschaft.
»Ihr habt angeordnet, daß Ihr für Myriam jederzeit zu sprechen seid«, bemerkte Clint Gayheen zuvorkommend.
Growan sprang auf und schleuderte das Futter, das er in der Hand gehalten hatte, zwischen die Büsche.
»Myriam?« fragte er. »Sie will mich besuchen?«
Clint Gayheen neigte bejahend den Kopf. »Allerdings ist sie nicht allein«, sagte er. »Ein alter Mann begleitet sie. Er kommt mir sehr verdächtig vor, wenn ich das hinzufügen darf.«
»Führ die beiden zu mir. Myriam würde keinen Besucher mitbringen, der nicht über jeden Zweifel erhaben ist.«
Gayheen zog die Augenbrauen hoch, ohne etwas zu sagen. Er winkte einem Grauen zu, der die Tür zum Computerzentrum bewachte. Der Mann salutierte und betätigte die Öffnungsanlage. Myriam und ihr Begleiter traten unter die Kuppel des gewaltigen Computerzentrums, in dem man ohne viel Mühe eine ganze Wohnsiedlung hätte unterbringen können. Von hier aus wurden die Mistelvergabe und damit die gesamte Raumfahrt des terranischen Reiches überwacht. Die Arbiter an den nächstgelegenen Schaltpulten warfen ihnen einen flüchtigen Blick zu und widmeten sich wieder ihrer Tätigkeit. Im 25. Jahrhundert gab es exzentrischere Gestalten als Merlin in seinem langen Gewand und dem roten Umhang.
Growan verbiß sich mühsam ein Lachen. »Der alte Mann sieht allerdings sehr … eigenartig aus«, meinte er leise.
Gayheen warf einen Seitenblick auf Growans giftgrüne Samtkappe und nickte zustimmend. »Wollt Ihr zu ihnen hinuntergehen?« fragte er. »Oder wollt Ihr bei Myriam eine Ausnahme machen und sie in Eurem Garten empfangen?«
Growan schüttelte den Kopf. »In den Garten gehören keine geschäftlichen Besprechungen. Er ist ein Ort der Erholung. Wir gehen hinunter.«
Gayheen hielt sich zwei Schritte hinter Growan. Seine Haltung und der gesammelte Ausdruck seines Gesichts verrieten absolute Dienstbeflissenheit, aber seine kalten, dunklen Augen hingen an Myriams erhitztem Gesicht.
»Welche Überraschung, daß du deine Arbeit unterbrochen hast, um mir einen Besuch abzustatten«, begrüßte Growan seine neue Chef-Biologin. Sein rundes Gesicht glänzte vor Vergnügen. Nur Gayheen bemerkte, daß der Biotroniks-Manag einen Großteil seiner Aufmerksamkeit auf den Mann neben Myriam konzentrierte.
Myriam lächelte etwas gezwungen. »Ich bin nur gekommen, um Euch einen neuen Mitarbeiter vorzustellen«, sagte sie. »Es ist Merlin III. Yggdrasil hat ihn zu uns gebracht.«
Growans gutmütiges Lächeln verschwand schlagartig. Sein dicklicher Körper straffte sich, seine Augen wurden hart und prüfend.
»Yggdrasil hat ihn zu uns gebracht?« fragte er mißtrauisch. »Ist unser Projekt schon zum allgemeinen Planetenklatsch geworden? Ich möchte ungern erleben, daß alle möglichen arbeitslosen Streuner in Grönland auftauchen, weil sie hoffen, hier einen Unterschlupf zu finden.«
»Merlin III ist nicht gekommen, weil er von dem Projekt gehört hat«, sagte Myriam eindringlich. »Yggdrasil hat ihn zu uns gebracht! Sie hat ihn aus der Vergangenheit durch zwei Jahrtausende nach Ödrödir geführt.«
Gayheen lachte leise. »Zumindest eine phantasievolle Lüge«, bestätigte er. »Ich habe immer davor gewarnt, eine Frau in den Labors zu beschäftigen. Sie verfallen zu leicht allen möglichen Wahnvorstellungen.«
Zuerst war da nur Wut über die höhnische Bemerkung. Myriam vergaß Merlin und Growan und starrte in das hämische Gesicht Clint Gayheens. »Seid Ihr ganz sicher?« wollte sie sagen, als der Raum um sie herum plötzlich verschwamm und sich in Dunkelheit auflöste, in der Gayheens Kopf wie eine grelle weiße Scheibe schwamm. » … Ich finde es abstoßend, daß Frauen bewaffnet herumlaufen«, sagte eine unnatürlich hohe Stimme hinter der Scheibe hervor, die ein so blendendes Licht ausstrahlte, daß Myriam
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