Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
empörtes Gesicht. »Aus dieser Entfernung? Bin ich vielleicht ein Übermensch?«
»Nicht? Oh, dann habe ich mich wohl geirrt!«
Weiter ging der Flug. In regelmäßigen Abständen fragte der Riemenmann die Entfernung ab. Roglan verließ sich jetzt nicht mehr auf seine Schätzkunst, sondern las die Daten korrekt ab.
Noch dreihunderttausend Kilometer …
Es wurde langsam kritisch. In wenigen Minuten würde der Ringo einen der Aqua-Monde in einem Abstand von etwas mehr als zehntausend Kilometern passieren. Es bot sich für die im System stationierten Grauen Garden an, die Planetenüberwachung von einem der Monde aus vorzunehmen. Hier gab es keine Atmosphäre, die die Sicht behinderte und die elektronischen Anzeigen stören konnte. Wenn ausgerechnet dieser Mond Standort einer Überwachungstruppe war …? Zehntausend Kilometer waren ein Nichts für halbwegs moderne Ortungsinstrumente.
Llewellyn war in höchster Alarmbereitschaft. Er wollte für den Augenblick X gerüstet sein. Wenn ein Garden-Schiff auftauchte, hatten Roglan und er nur bei allerschnellster Reaktion eine Chance, ungeschoren davonzukommen. Sich auf einen Kampf einzulassen, war wenig zweckmäßig. Ihr Ringo verfügte nur über zwei Laser mit verhältnismäßig geringer Feuerkraft. Gegen einen Kreuzer mit seinen mächtigen Waffensystemen konnten sie nicht viel ausrichten. Allein ein schnelles Absetzmanöver versprach Erfolg.
Wenig später wurde der Mond passiert. Kein fremdes Schiff war in ihre Nähe gekommen, keine Funkanfrage hatte sie in Aufregung versetzt.
Befreit atmete Llewellyn 709 auf. Roglan der Große lächelte geringschätzig. Sein spitzes, nagetierartiges Gesicht mit den wasserhellen Augen war eine einzige Inkarnation der Überheblichkeit.
»Du hattest doch nicht etwa Angst, Llewellyn? Mir könnte das nie passieren! Wer schon so viele gefährliche Situationen gemeistert hat wie ich, bleibt eiskalt bis ins Mark.«
»Das freut mich«, versicherte der Riemenmann. »Es ist ungemein beruhigend, einen Helden an seiner Seite zu wissen.«
Alessandr war sich wohl nicht ganz sicher, ob diese Worte ernst gemeint waren oder ihn nur ein bißchen verspotten sollten. Er war jedoch klug genug, der Frage nicht näher auf den Grund zu gehen.
Immer näher kam der Planet.
Zweihunderttausend Kilometer, einhunderttausend …
Bald füllte der blaue Ball den ganzen Sichtschirm aus. Einzelheiten der Oberfläche waren jedoch nicht zu erkennen. Ein dichter, schier undurchdringlicher Wolkenschleier verhüllte alles, was jedoch für einen Wasserplaneten nur allzu natürlich war.
Fünfzigtausend Kilometer …
Längst hatte Llewellyn die Geschwindigkeit des Ringo gedrosselt und den Bremsvorgang eingeleitet.
Roglan Alessandr saß am Bordkommunikator und hörte die Standardfrequenzen ab. Dabei bekam er auch einiges herein. Allerdings nichts, was für sie bestimmt gewesen wäre. Es handelte sich ausschließlich um planetaren Funkverkehr.
Zwanzigtausend Kilometer …
Und noch immer nichts. In Llewellyn keimte die Hoffnung, gänzlich unbemerkt in die Atmosphäre eintauchen zu können.
Zehntausend Kilometer, fünftausend, zweitausend …
Die Grenze der Exosphäre war erreicht. Llewellyn hatte die Geschwindigkeit weiter verringert. Der Ringo flog jetzt kaum noch schneller als eine planetengebundene Flugmaschine.
Und dann passierte es doch noch.
Wie hingezaubert erschienen auf dem Holokissen des Kommunikators Gesicht und Oberkörper eines Grauen. Gleichzeitig wurde die Stimme des Mannes hörbar.
»Unbekanntes Raumschiff, identifizieren Sie sich!«
Roglan Alessandr blickte den Riemenmann unsicher an. »Was … soll ich antworten?«
»Gar nichts! Peile den Sender an. Wir müssen wissen, ob sich der irgendwo im Raum, auf einem der Monde oder auf der Planetenoberfläche befindet.«
Die Standortbestimmung des Senders war kein Problem. Da sich der Ringo selbst vorwärts bewegte, waren die erforderlichen Bezugspunkte automatisch vorgegeben.
Innerhalb weniger Augenblicke konnte Roglan die Auswertung des Bordcomputers ablesen.
»Die Sendung kommt von Aqua«, gab er bekannt. »Und zwar aus der nördlichen Hemisphäre. Vom Pol aus siebzehn Grad …«
»Das genügt schon«, unterbrach ihn der Riemenmann.
Mit geschickter Hand manipulierte er den Steuerball des Ringo. Der Raumer änderte seine Richtung und nahm jetzt Kurs auf die südliche Halbkugel, die sich gegenwärtig auf der Wischnu abgewandten Seite befand. Dort herrschte also Nacht.
»Melden Sie sich,
Weitere Kostenlose Bücher