Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
unruhigen Wasser tanzte. Noch ein paar Meter, dann waren sie heran.
Gunther V. fixierte die rechte Hand des vordersten Gardisten. Gerade wollte er seine telekinetischen Kräfte spielen lassen. Aber der Graue kam ihm zuvor.
Seine Hand zuckte plötzlich nach vorne. Gunther sah, wie sich der Zeigefinger krümmte.
Im gleichen Augenblick stieß Urs Ursus einen kurzen Schrei aus, der sofort wieder verstummte. Gunther erkannte, wie die Schwimmbewegungen des Freundes aufhörten, erkannte, wie sein Körper abrupt erschlaffte.
Und schon sah Gunther die Waffe des zweiten Mannes auf sich gerichtet.
Er war hilflos, denn in Bruchteilen von Sekunden konnte er seine PSI-Fähigkeiten nicht wirksam werden lassen. Dazu benötigte er innere Sammlung und äußerste Konzentration.
Das Glück stand ihm hilfreich zur Seite. Eine Welle hob ihn hoch – genau in dem Augenblick, in dem der Gardist auf ihn schoß. Haarscharf pfiff etwas an seinem Gesicht vorbei.
Narkonadel! vermutete er.
Die Grauen wollten kein Risiko eingehen, wollten sich nicht der Gefahr aussetzen, von den PSI-Tricks der Treiber überrascht zu werden.
Gunther V. handelte, ohne nachzudenken. Bevor der nächste Schuß auf ihn abgegeben werden konnte, tauchte er unter. Wie ein schützender Mantel schlug das Wasser über ihm zusammen. Obwohl sein erschöpfter und halb erstarrter Körper heftig protestierte und er gar nicht dazu gekommen war, viel Luft zu holen, entfernte er sich mit heftigen Schwimmstößen von seiner gegenwärtigen Position. Er versuchte, unter Wasser hinter das Heck des Gleiters zu kommen.
Als ihn der Luftmangel zwang, wieder aufzutauchen, konnte er feststellen, daß ihm das nicht ganz gelungen war. Immerhin befand er sich ein Stück von den Grauen entfernt – außerhalb des Scheinwerferlichts. Aber die Grauen würden ihn sehr schnell wieder ins optische Visier bekommen. Der Scheinwerfer bewegte sich, der Lichtkegel begann, über die Wasseroberfläche zu wandern.
Etwas Dunkles wurde vom Lichtschein erfaßt, ein menschlicher Körper, der ein Spielball der Wellen war. Das konnte niemand anderer als Urs Ursus sein.
Der Lichtkegel verhielt an Ort und Stelle.
»Sollen wir den Burschen in den Gleiter ziehen?« wurde eine fragende Stimme hörbar.
»Später! Erst müssen wir den anderen Treiber finden. Such weiter, FG 402!«
Der Scheinwerfer setzte sich wieder in Bewegung.
Gunther V. wußte, daß er jetzt etwas unternehmen mußte. Und das tat er dann auch sogleich.
Er konzentrierte sich, konzentrierte sich mit aller Macht. Eine telekinetische Hand entstand, scheinbar aus dem Nichts, tatsächlich jedoch von Gunthers Lebensenergie gespeist.
Der Lichtkegel fiel jetzt voll auf ihn.
»Da ist er!« gellte eine Stimme. »Schießt!«
Gunther V. ballte seine psionische Hand zur Faust und schlug wuchtig zu.
Das Glas des Scheinwerfers zersplitterte scheppernd. Das Licht erlosch.
Ob die Gardisten noch Zeit gefunden hatten, auf ihn zu schießen, wußte Gunther nicht. Jedenfalls wurde er nicht getroffen. Jetzt konnten ihn die Gegner nicht mehr sehen. Und bevor sich die Infrarot- oder Gehirnwellendetektoren auf ihn eingestellt hatten …
Der Vorteil lag im Moment ganz auf seiner Seite. Während die Meeresoberfläche im Dunkeln lag und ihn verbarg, sorgte die Innenbeleuchtung des Gleiters dafür, daß er die Grauen noch immer schattenhaft erkennen konnte.
Erneut setzte er die telekinetische Faust ein. Einer der beiden Männer im Rahmen der Einstiegsluke wurde voll im Gesicht getroffen und ins Innere des Gleiters zurückgeschleudert. Der zweite Graue zog sich gedankenschnell aus eigenem Antrieb zurück.
»Weg hier!« hörte Gunther V. ihn rufen. »Sollen die Burschen doch ersaufen wie räudige Gninx!«
Alarmstimmung erfaßte den Treiber. Wenn der Gleiter untertauchte und in die Stadt zurückkehrte, war alles aus.
Die Einstiegluke schloß sich so schnell, daß Gunther seine unsichtbare Hand nicht mehr dazwischenschieben konnte. Krampfhaft versuchte er, den Gleiter festzuhalten. Aber seine psionischen Kräfte waren erschöpft. Als das Gefährt Fahrt aufnahm, rutschte seine PSI-Hand auf der Stelle ab. Sekunden später war der Gleiter in der Tiefe des Meeres verschwunden.
Gunthers erste Überlegung galt nicht der ausweglosen Situation, in der er sich nun befand. Ein ganz anderer Gedanke drängte sich machtvoll in sein Bewußtsein.
Urs!
Bei Yggdrasil, dachte er, Urs wird doch nicht etwa untergegangen sein?
Es bestand noch Hoffnung für den Freund. Trotz der
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