Die Terranauten 033 - Der Kampf um Aqua
Argan?«
»Ich gehe jetzt zu Saul Khoman und mache ihm klar, daß er seinen Aufstand gleich haben kann, wenn er es partout darauf anlegt. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Bürgermeister der anderen Städte mit mir einer Meinung sind.«
Holm machte ein bedenkliches Gesicht. »Sei vorsichtig, Argan! Khoman wird sich von dir nicht so ohne weiteres herausfordern lassen. Und er hat die Konzerne und die Garden im Rücken!«
»Das ist mir egal! Es gibt Augenblicke, in denen man ganz einfach die Düsen voll aufdrehen muß, und einer dieser Augenblicke scheint mir jetzt gekommen zu sein!«
Pronk wandte sich zum Gehen. »Ich danke dir für deine offenen Worte, Ruut!«
Auch Willem Thergaard erhob sich und folgte dem Bürgermeister zur Tür.
»Argan!«
Pronk wandte sich noch einmal um. »Ja, Ruut?«
Der Transportmeister machte ein unglückliches Gesicht. »Tu mir einen Gefallen, Argan, ja?«
»Und zwar?«
»Sag Saul Khoman nicht, daß ich es war, der dich mit Informationen versorgt hat!«
Der Bürgermeister verzog den Mund. »Angst, Ruut?«
»Wenn du mich so direkt fragst – ja! Unser Gouverneur kann sehr unangenehm werden.«
»Ich auch, mein lieber Ruut, ich auch!« erwiderte Argan Pronk entschlossen. »Aber du kannst ganz beruhigt sein. Ich werde deinen Namen in keiner Weise erwähnen.«
»Danke«, brummte Holm sichtlich erleichtert.
Argan Pronk und Willem Thergaard verließen das Büro des Transportmeisters, um Saul Khoman aufzusuchen.
Thergaard ertappte sich dabei, daß er Achtung für Holm empfand. Pronk schien der einzige zu sein, der keine Angst vor dem Gouverneur hatte.
*
»Dieses rote Zeug treibt mich langsam, aber sicher in den schreienden Wahnsinn!«
Mit beinahe schmerzlichem Gesichtsausdruck starrte Roglan Alessandr auf die schwellende Blütenpracht der Hibernien, die den Schweber von allen Seiten umgaben.
Urs Ursus klopfte ihm auf die Schulter.
»Du wirst dich im Laufe der Zeit schon daran gewöhnen«, sagte er beruhigend.
Er konnte sich lebhaft vorstellen, was der kleine Treiber empfinden mußte. Selbst besaß er nur rudimentäre telepathische Fähigkeiten, die in den seltensten Fällen ausreichten, die Gedanken eines Menschen zu lesen. Dennoch spürte auch er die psionischen Ausstrahlungen der aquanischen Pflanzen. Die Wirkung auf Alessandr, der ein weitaus höheres telepathisches Potential besaß, als er, mußte in der Tat äußerst unangenehm sein.
»Sie schreien regelrecht, verstehst du?« erwiderte Roglan der Große. »Sie spüren den Schmerz wie du und ich – vor allem da, wo die Teleskopbeine des Ringo sie niedergewalzt haben.«
»Glaubst du, daß sie … intelligent sind?« fragte Urs. »Dann wäre es ja ein ungeheuerliches Verbrechen, daß sie geerntet und zu einem weithin beliebten Rauschmittel verarbeitet werden!«
»Intelligent? Nein, das kann man wohl nicht sagen. Aber sie besitzen fraglos eine große Sensitivität. Vielleicht entwickeln sie eines Tages echte Intelligenz. Jetzt dürften sie sich in einer Art Vorstadium befinden. Und so sind natürlich gerade ihre PSI-Ausstrahlungen, die sie als Halluzinogen so beliebt machen.«
Pflanzliche Intelligenz oder Halbintelligenz waren kein ausgesprochener Seltenheitsfall. Schon seit Jahrhunderten machte der Begriff des »Dritten Königreichs« von sich reden. Auf manchen Planeten waren Forscher und Siedler auf Pflanzen gestoßen, deren Dasein mehr ausmachte als bloßes Aufblühen und Verwelken. Den Höhepunkt in dieser Entwicklung stellte vermutlich Yggdrasil dar, durch den die Menschheit überhaupt erst den Weg zu den Sternen gefunden hatte. Erst vor wenigen Wochen hatten die Terranauten in der Ro Ulema einen weiteren Beweis für pflanzliche Intelligenz gefunden.
»Ich kehre wieder in den Ringo zurück«, sagte Roglan. »Die unmittelbare Nähe der Hibernien …« Er schüttelte sich und kletterte durch die Einstiegsluke.
Llewellyn 709 und Gunther V. saßen vor dem Holo-Kissen des Kommunikators. Sie blickten nicht hoch, als Roglan eintrat.
Seit sie auf der kleinen Insel gelandet waren, hatten sie den Kommunikator keinen Augenblick unbeobachtet gelassen. Das Gerät war äußerst leistungsfähig und deckte einen sehr großen Frequenzbereich ab. Sie hatten deshalb Gelegenheit, sich in das offizielle Kommunikationssystem und auch in zahlreiche Privatunterhaltungen einzuschalten. Dies geschah nicht aus Neugier, sondern deshalb, weil es ganz einfach unumgänglich war. Wenn sie die noch gefangenen Treiber befreien wollten,
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