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Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Titel: Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Ritus, der – wie man Abashe irgendwann erzählt hatte – seinen Ursprung in den dunklen Tagen der alten Erde hatte.
    Das Moos auf den Klippen war rosa und färbte sich jeden Abend, wenn Chorn hinter den eisigen Kämmen der Trockenberge verschwand, zu einem grellen Orange.
    Abashe doNhor schrak auf. – Ein Ruck durchlief die Vakuumbahn; matt und verhalten nur, doch die trainierten Sinne der Adeptin nahm ihn deutlich wahr. Dann stoppte die Kapsel. Surrend öffnete sich die Luke. Helles Licht fiel herein.
    Die Queen Lesseur erhob sich. »Folgen Sie mir, Adeptin doNhor.«
    Wortlos verließ Abashe die tropfenförmige, bequem eingerichtete Kapsel und betrat den grell erleuchteten Röhrenbahnhof.
    Graugardisten!
    Männer!
    Nur mit Mühe gelang es der Adeptin, ihre Überraschung vor der Queen und den sechs schwerbewaffneten Grauen zu verbergen, die sie an dem torbogenförmigen Ausgang des Bahnhofs mit präsentierten Waffen erwarteten.
    Seit ihrer Ankunft in Arda-City – vor zwei Jahren, zwei langen, seltsamen Jahren – hatte sie keine Männer mehr gesehen. Selbst die Ärzte in der Medizinischen Station waren Frauen.
    Die Queen Lesseur beachtete die Gardisten nicht einmal.
    Abashe folgte ihrem Beispiel. Sie dachte an Syncia, die Wärme ihrer Stimme und die Zärtlichkeit ihrer Hände, und verglich sie mit diesen stummen, muskulösen Gestalten, die sie in diesem Moment an graue Denkmäler erinnerten.
    Vielleicht, kam es ihr in den Sinn, vielleicht liegt es daran, daß die Gehirn-Operation auf den Hormonhaushalt der Männer anders wirkt als bei Frauen. In der Hierarchie der Grauen Garden bildeten die Männer hauptsächlich das Heer der normalen Soldaten. Natürlich gab es auch einige, die sich als Wissenschaftler, Schatten und selbst als Flottenkommandeure bewährten, doch hauptsächlich traf man Queens in den entscheidenden Positionen – und eine Queen war immer eine Frau.
    Und dieses System hatte sich bewährt.
    Abashe registrierte, daß Lesseurs Augen auf ihr ruhten, als sie die Gardisten passierte, und fast ärgerlich erwiderte sie den Blick.
    Die Queen schenkte ihr ein Lächeln; es war das Lächeln einer Grauen: schmal, unverbindlich und doch in den Tiefen der Augen von einer Zuneigung erfüllt, die nur eine andere Graue wirklich erkennen konnte.
    »Sie sind eine hübsche, selbstbewußte Frau, Adeptin«, bemerkte die Queen Lesseur, während sie ein kurzes Tunnelstück durchschritten und schließlich eine geräumige Halle erreichten. Ihnen gegenüber gähnten die Öffnungen zahlloser Korridore. Rechts stand auf einem abgetrennten Platz eine Reihe Schweber.
    »Ich danke Ihnen für Ihr Wohlwollen, Queen Lesseur«, erklärte Abashe steif.
    Lesseur blieb stehen. »Man wird Sie später verehren, Adeptin – später, wenn Sie eine Queen sind und endgültig zu uns gehören. Ihre Männer werden Sie lieben, wie sie selten zuvor eine Queen geliebt haben. Erkennen Sie Ihre Verantwortung?«
    »Ich …« Abashe suchte nach Worten. Worauf wollte die Graue hinaus?
    »Eine Queen«, fuhr Lesseur unbeirrt fort, »hat nicht nur das Kommando über ihre Legion. Eine Queen trägt auch die Verantwortung. Es ist wichtig, daß Sie das verstehen. Nur die wenigsten Männer begreifen es, aber für die normalen Gardisten ist eine Queen Mutter und Geliebte, Herrin und Vertraute zugleich. Es wird viel von Ihnen verlangt, aber um Ardas willen müssen Sie Ihrer Aufgabe gerecht werden. Schwäche ist unverzeihlich, ein Fehler für mehr als nur einen Menschen tödlich. Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Garden stehen am Wendepunkt.«
    »Ich höre, Queen«, sagte Abashe verwirrt.
    Lesseur zog sie mit sich und wies sie an, in einem der schmalen, langgestreckten Fahrzeuge Platz zu nehmen. Dann setzte sie sich hinter die Steuerkonsole und tippte die Koordinaten ihres Zielortes ein. Der Schweber hob sich mehrere Zentimeter vom Boden und nahm lautlos Kurs auf eine der Tunnelöffnungen.
    Wieder herrschte für einige Minuten Schweigen. Stahlwände huschten an ihnen vorbei, hier und da tauchte der blasse Tupfer eines Gesichtes auf, bis die Korridore belebter wurden und sich verbreiterten.
    Der Schweber wurde langsamer, und jetzt kamen ihnen auch des öfteren andere Fahrzeuge entgegen. Flüchtig erkannte Abashe an den grauen Monturen der Männer und Frauen auf den Gehwegen die Insignien der Wissenschaftlichen Abteilung.
    Was hatte man nur mit ihr vor?
    Warum brachte man sie in den Forschungstrakt, der für alle Adepten und den Großteil der normalen Gardisten

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