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Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Titel: Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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nur noch aus Ruinen.
    Alles war still, leer, seit Jahrtausenden unberührt.
    »Urgemütlich«, spottete der Riemenmann. »Wir hätten einen Putzrobot mitnehmen sollen.«
    David lächelte schwach. »Ich würde das als ausgezeichnetes Versteck bezeichnen«, erklärte er bedächtig. »Bisher ist es uns mangels Zeit noch nicht gelungen, den Funkverkehr der Grauen abzuhören und zu entschlüsseln. Ich schlage vor, wir bleiben die nächsten Stunden hier, und Mandorla beschäftigt sich mit dem Decoder. Währenddessen werden Llewellyn und ich uns bemühen, telepathisch etwas über den Aufenthalt von Baby zu erfahren. Einverstanden?« Llewellyn 709 stieß ein kurzes Gelächter aus. »Der traurige vierte«, spöttelte er und schlug Scanner Cloud auf den Rücken, »kann ja in der Zwischenzeit aus einer dieser Bruchbuden ein wohnliches Zuhause herrichten. Sie haben doch soviel Gespür für die feinen Dinge des Lebens, nicht wahr?«
    »So ist es.« Cloud nickte freundlich. »Im Gegensatz zu Ihnen.«
    David sah an der Ruine, vor der sie standen, hinauf und entdeckte ein sachte im lauen Wind dahindriftendes Kristallgebilde. Die funkelnde, halb durchsichtige Scheibe gab bei jeder heftigen Bö klingelnde Laute von sich.
    Es klang friedlich, harmonisch.
    Am Himmel explodierte mit der Helligkeit einer kleinen Sonne ein Feuerball, blähte sich in Windeseile riesenhaft auf und verblaßte dann im Glosen der Feuerschale.
    Schmerz bohrte sich in Davids Schädel, und durch die Tränen, die ihm in die Augen schossen, sah er Llewellyn 709 wanken. Der Riemenmann hatte beide Hände vor die Stirn gepreßt und gab ein unartikuliertes Stöhnen von sich.
    Mandorla und Scanner Cloud standen wie erstarrt da.
    Das Bild vor Davids Augen verschwamm. Halluzinationen quälten ihn. Er sah ein zerklüftetes Gebirge, von einem Orkan in dichte, rotierende Staubwolken gehüllt, durch die dann ein Helligkeitsblitz schnitt. Aus dem Staub schälte sich das nachdenkliche Gesicht eines fremden Mannes. Sein Schädel war kahl, und die Augen schienen von einer bernsteinfarbenen Kälte.
    »David!« hörte er Mandorla durch das imaginäre Brausen des Sturmes rufen. »Was ist mit Ihnen, David?«
    Die Vision verschwand.
    Der Schmerz glitt von ihm ab wie Wasser von einer Öljacke.
    Llewellyn 709 begann zu fluchen. Der massige Riemenmann schüttelte sich, daß sein goldenes Geflecht trocken raschelte.
    David betrachtete ihn mit geröteten Augen. »Das«, sagte er düster, »hat uns gerade noch gefehlt.«
    »Du bist dir also sicher?« Llewellyns Stimme drückte seine eigenen Zweifel aus.
    »Könnten Sie uns vielleicht berichten«, meldete sich Scanner Cloud höflich zu Wort, »wovon Sie sprechen?«
    David nickte. »Llewellyn und ich«, antwortete er betont, »hatten soeben kurzfristigen mentalen Kontakt mit einem anderen Treiber.«
    »Mit einem Treiber?« stieß Mandorla hervor. »Hier auf Shondyke?«
    »Genauer«, fuhr David unbeirrt fort, »mit einem Treiber, dessen psionisches Potential ungeheuer war. Mindestens so groß …« Er befeuchtete seine spröden Lippen. »Mindestens so groß wie das von Llewellyn. Ich glaube, er hat uns nicht bemerkt.«
    »Hoffentlich irrst du dich da nicht«, knurrte der Riemenmann.
     
    *
     
    Die Nebelgestalt – die Große Graue, verbesserte sich Abashe doNhor im stillen – beendete das Schweigen, das der Enthüllung des seltsamen Toten gefolgt war.
    »Es tut mir leid, Adeptin doNhor«, sagte Chan de Nouille, und ihre Stimme war durch einen Verzerrer gefiltert und von allen emotionalen Tönen befreit, »daß wir Sie in solch einer dramatischen Weise empfangen haben. Besondere Umstände zwingen uns allerdings dazu.«
    Der rauchig wirkende Arm Chan de Nouilles wies auf den freien Sessel am Tisch. Nur zögernd setzte sich Abashe zu den goldäugigen Frauen.
    Dieser Raum, so spürte sie mit ihren empfindlichen Sinnen, atmete Macht aus. Und diese Macht war nicht allein auf Chan de Nouille konzentriert, sondern wurde von den Cosmorälen geteilt.
    Einige von ihnen kannte sie. Cosmoral Mi Lai zum Beispiel, jene, deren Haar ein wenig dunkler und deren Haut von einer eigentümlichen Blässe war … Mi Lai besaß die Befehlsgewalt für alle Bereiche, die sich mit der Ausbildung der Adepten befaßten.
    »Ich darf Ihnen mitteilen«, fuhr die Nebelgestalt unpersönlich fort, »daß Sie Ihre Auswahl neben Ihren guten Leistungen auch Ihrer Herkunft zu verdanken haben. Doch dazu später.«
    Die kurze Pause, die folgte, half Abashe, ihre Gedanken zu sammeln.

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