Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
glücklichen Stunden, die sie mit ihm verbracht hatte. Was hatte das zu bedeuten? Wohin waren er und die anderen gebracht worden? Sie hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl. Es waren nicht die ersten, hatte der Mann gesagt. Warum wurde der Abtransport offensichtlich verheimlicht?
    »Wer ist das?« fragte Narda und deutete auf einen Mann, der nicht die Einheitskleidung des Lagers trug. Er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben, schien zu grübeln. Das Mädchen kannte dieses Symptom.
    »Ein Neuer«, antwortete der Mann mit wichtigtuerischer Miene. »Ist erst vor ein paar Tagen eingeliefert worden.«
    Narda brauchte einige Sekunden, um diese Information zu verdauen. Ein Neuer! Jemand, der vielleicht bis vor kurzem in Freiheit gewesen war. David …
    Sie ließ den Mann stehen, der ihr einen Augenblick lang enttäuscht nachsah, und ließ sich neben dem Grübelnden auf einen Stuhl sinken.
    »Ich bin Narda«,sagte sie schlicht. Sie bemühte sich um ein betont fröhliches Lächeln. Sie wußte aus eigener Erfahrung, wie es war, sich plötzlich in einem Internierungslager wiederzufinden.
    Der Neue hob den Kopf und starrte sie an.
    »Du bist neu hier?«
    Er nickte; seine Lippen bebten.
    »Es ist alles halb so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht. Sieh mich an. Ich bin schon von Anfang an hier, und ich lebe immer noch.«
    Sie brauchte zehn Minuten, um ihn so weit zu beruhigen, daß sie zusammenhängende Sätze aus ihm herausbekommen konnte. Offenbar hatte er gerade seinen ersten Arbeitseinsatz draußen hinter sich, und das war nicht dazu angetan, den Optimismus in ihm wieder zu wecken.
    Sie hörte, daß die Treiberraumfahrt inzwischen der Vergangenheit angehörte, daß gigantische Trichterschiffe, angetrieben von Kaiserkraft, die Leere zwischen den Sternen durchpflügten. Die Treiber waren verschwunden, zu Stummen Treibern geworden, die ein trostloses Dasein fristeten. Ihr Traum von den Fernen des Alls war ausgeträumt. Die wenigen Treiber, denen die Operation erspart geblieben war, waren auf der Flucht, ständig, ohne Hoffnung. Yamaysch, so hieß der Neue, war einer von ihnen und durch Zufall in eine PSI-Falle geraten, die ihn entlarvt hatte. Nun war auch in ihm alles tot, so, als wäre seine besondere Begabung nie dagewesen.
    »Was ist mit dem Widerstand?« fragte Narda atemlos, sich jetzt auf ihr eigentliches Ziel zutastend.
    Yamaysch nickte langsam. »Ja, der Widerstand ist nicht gestorben. Besonders in den Randgebieten des Sternenreiches gärt es. Ich habe gehört, daß ein Planet namens Ginger im Kashmir-System selbst einem Angriff der Grauen Garden getrotzt hat. Viele andere Aufstände sind niedergeschlagen worden. Dann gibt es, wenn man dem Gerücht Glauben schenken will, seit kurzem den sogenannten Bund, einen Zusammenschluß von Welten, die sich ebenfalls die Unabhängigkeit vom Sternenreich erkämpft haben sollen. Ich halte es allerdings für ein Gerücht. Niemand von denen, die ich gefragt habe, wußte, in welchem Sektor dieser Bund liegen soll … Die Nachrichtenverbindungen im Reich sind sehr schlecht geworden.« Er grinste. »Die Kaiserkraft-Schiffe sind nicht ganz so perfekt, wie Valdec immer verkündet hat.«
    »Hast du etwas von David gehört?«
    »David?«
    »Ja. David terGorden.« Ihr Herz hämmerte, als sie diese Frage stellte; alles andere war im Augenblick unwichtig.
    »David terGorden«, murmelte Yamaysch. »Ja … Aber es sind ebenfalls nur Gerüchte. Widersprüchliche noch dazu. Die einen sagen, er sei auf Argus umgekommen, die anderen meinen, er habe eine Basis auf einer rätselhaften Welt namens Rorqual. Man sagt sogar, die Terranauten hätte einige Gefängniswelten angegriffen und Treiber befreit …«
    Narda sprang auf. Yamaysch hatte Zoe nicht erwähnt! Kein Gerücht sprach davon, daß David während der Flucht von Zoe ums Leben gekommen war. Sie jubilierte! Das war genau die Information, auf die sie so lange gehofft hatte.
    »He, was ist mit dir? Nach Taschkanur kommen bestimmt keine Terranauten. Die wissen nicht mal, daß es diese Scheiß-Welt gibt!«
    »Das kannst du nicht verstehen«, hauchte Narda, und in ihren Augenwinkeln waren plötzlich zwei große Tränen.
    Rorqual.
    Eine sagenumwobene Welt, die jeder Treiber, wann immer er wollte, erreichen konnte.
    Narda wurde sich plötzlich wieder bewußt, daß sie keine Treiberin mehr war. Sie war nur noch ein junges Mädchen wie jedes andere auch. Aber Hoffnung und Entschlossenheit, die immer in ihr gewesen waren, glommen jetzt

Weitere Kostenlose Bücher