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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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die erhielten und reinigten. Er sah nicht das Entsetzen in den Mienen seiner Artgenossen, die zur Seite wichen und deren Membranen hin und her zuckten. Vorsichtig bettete er den Leblosen in die Stillen Wasser, dann richtete er sich wieder auf und sah auf den Fremden hinab.
    Nur noch schwach hüllte ihn die Aura ein, nur noch ein dünner Lebensfunke glomm in ihm.
    Melancholie breitete sich in Turg al Togman aus. War er noch rechtzeitig gekommen?
    Er spürte plötzlich, daß es ungeheuer wichtig war, daß er das Leben des Ferngeborenen erhielt.
     
    *
     
    … Aber Narda, die Unerschrockene, entkam den Häschern, die der Verräter ihr nachgesandt hatte. Sie war allein in der Ödnis, hilflos ausgeliefert allem, was da kommen mochte.
    Aber Narda gab nicht auf. Ihr Wille war stärker als der Orkan, stärker als Hunger und stärker als Durst. Sie war verloren, und dennoch vergaß sie nicht ihre Entschlossenheit.
    Oh, Narda, dein Wille war ein Feuer, das nicht verglimmen konnte. Deine Kraft kam aus einer Quelle, die unerschöpflich war. Nichts konnte dich aufhalten, nichts dich von deinem Weg abbringen …
    (Aus: »Legenden aus der Dunklen Zeit«, Neu-Sarym, 3112 A.D.)
     
    *
     
    Das erste, was Narda wieder bewußt registrierte, war der eindringliche, widerwärtige Gestank, der sie einhüllte. Unwillkürlich rümpfte sie die Nase, stöhnte und schlug die Augen auf.
    Zuerst war das Bild, das sich ihren Blicken darbot, wie verschleiert, dann lichteten sich die Nebel. Noch immer schien eine Art Lähmung ihren Geist befallen zu haben, aber sie war wach genug, um das Gesicht, das dicht über ihr schwebte, in allen Einzelheiten zu erkennen.
    Sie erschrak und zuckte zurück.
    Panikartiges Entsetzen war plötzlich in ihr, namenloses Grauen, das ihr die Müdigkeit aus dem Körper trieb.
    Das kann nicht sein, dachte sie. Ich träume.
    Erst dann setzte die volle Erinnerung ein.
    Da waren der endlose Marsch durch die Einöde Taschkanurs, Sturm, Sand, Hunger und Durst. Sie erinnerte sich wieder an den Absturz des Gleiters, an die Randbereiche des nördlichen Schlickmeeres, die sie schließlich erreicht hatte. Das Knacken und Knirschen unter ihr, das Auseinanderbrechen der Scholle, die zähe Masse, die sich um sie schloß und in Mund und Nase drang.
    Aber ich bin nicht tot! rief etwas in ihr.
    Sie fühlte etwas Warmes, in dem sie sich befand, und sie bewegte sich erneut. Eine Flüssigkeit.
    Und das Gesicht? Hatte sie sich das nur eingebildet?
    Sie wollte erneut die Augen öffnen, aber plötzlich war etwas Fremdes in ihrem Geist, etwas, das gleichzeitig rätselhaft und vertraut war. Es waren Symbole, die keinen Zusammenhang zu besitzen schienen. Aber je mehr Symbole auf sie einströmten, um so mehr kristallisierte sich ein Sinn heraus.
    Der Ferngeborene ist wach, sagte das Fremde. Ruft die Ältesten. Und auch Turg al Togman, den Wanderer, der den anderen in die Heiligen Stätten brachte.
    Noch immer war das Entsetzen über das Antlitz des Schlicktauchers in ihr, aber jetzt wurde das Grauen wie von einem starken Wind zur Seite gedrängt. Ein anderer, noch viel intensiverer Gedanke machte sich in ihr breit, und dieser Gedanke war gleichzeitig so faszinierend und vollkommen überraschend, daß sie glaubte, ihr Herzschlag müsse für einen Moment aussetzen.
    Konnte das wirklich möglich sein? Aber sie war doch selbst Zeuge geworden, damals, nach der Katastrophe von Zoe, an Bord der MEDIKRAT …
    Die Aura verstärkt sich, fuhr die lautlose Stimme fort. Ein dumpfer, nicht faßbarer Druck war in Nardas Ohren. Der andere wird aktiver. (Angst. Befürchtung. Ablehnung.)
    Es kann nicht sein, dachte Narda, die sich weniger mit den Worten als mit dem Umstand beschäftigte, daß sie die Worte, Symbole überhaupt verstand.
    Und dann war nur noch Jubel und Triumph in ihr.
    Meine PSI-Fähigkeiten! Ich habe meine PSI-Fähigkeiten wiedergewonnen!
    Sie öffnete die Augen, und diesmal erschrak sie nicht. Sie lag in einer Mulde, die gefüllt war mit einer schillernden Flüssigkeit. Kraft erfüllte sie, als sie sich langsam erhob. Zartgliedrige Wesen waren um sie, herum, deren dunkle Haut naß glänzte. Schlicktaucher. Sie waren humanoid, aber dennoch besaßen sie etwas, das sie so fremdartig wie kaum eine andere Lebensform machte, auf die der Mensch gestoßen war.
    Sie mußte sich in einer Höhle befinden. Nein, verbesserte sie sich rasch, keine Höhle. Boden und Wände bestanden aus Erde, die fest zusammengefügt war. Es war dunkel; durch die fensterartigen

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