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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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regulierte er seine Individualmatrix, dann lauschte er.
    Rings um ihn herum waren die zarten Vibrationen seiner Artgenossen, die, wie er, sich dahintreiben ließen, Kraft schöpfend für die große Aufgabe, die ihnen bevorstand.
    Der Heilige Krieg …
    Noch nie hatte es so etwas gegeben, aber auch nie war die Harmonie so gestört gewesen wie zu dieser Zeit. Die Ferngeborenen …
    Da war es wieder, das Fremde, das Bedrückende. Turg al Togman fühlte, wie der zarte Vibrationsschleier an einigen Stellen zerriß, durchtrennt von einem Körper, der nicht hierhergehörte.
    Es ist kein Begleiter, lautete die Botschaft eines weit entfernten Artgenossen.
    Aber was dann?
    Unruhe überkam den Wanderer, und er steckte damit seine Brüder und Schwestern an, die in seiner Nähe weilten. Sie waren in Trance, eins mit Die-Alles-Schufen. Eine Störung kam einem Frevel gleich.
    Turg al Togman ließ seine Membranen wieder erschlaffen und horchte. Es waren disharmonische Vibrationen, die das Unbekannte hervorrief, Schwingungen, denen jede Kontrolle fehlte.
    Plötzlich fühlte er, wie sich seine Unruhe verstärkte, wie ein seltsames Drängen nach seinem Innersten griff. Fast automatisch veränderte er seine Individualmatrix, und er spürte, wie er sich rasch empor bewegte, hinauf an die Oberfläche von Die-Alles-Schufen. Weit unter ihm blieben die Kavernen zurück, deren Gasblasen leise schwangen.
    Die Rufe seiner Artgenossen ließ er unbeantwortet. Visionen verschleierten seinen Blick, als er immer höher hinauftrieb. Die fremden Vibrationen verstärkten sich. Es war, als sei ein Begleiter außer Kontrolle geraten, befallen von den Emmeshitias, die erst Verwirrung und dann den Tod brachten. Turg al Togman wußte aber, daß es kein Begleiter sein konnte …
    Seine Membranen erzitterten, als er etwas berührte, das nicht zu der allesumfassenden Masse von Die-Alles-Schufen gehörte. Es war etwas Weiches, Nachgebendes, und er erschrak.
    Etwas in ihm wollte die Individualmatrix erneut verändern, doch sein Verstand sträubte sich dagegen. Turg al Togman stieß einen schrillen Laut aus, und die Schallwellen erfaßten das Fremde. Die Reflexionen zeigten ihm ein Bild, das ihm bekannt erschien.
    Die Visionen, dachte er. Das Fremde war ein Ferngeborener!
    Panik wollte ihn erfassen, doch wieder behielt sein Verstand die Oberhand. Obwohl sich alles in ihm dagegen wehrte, versetzte er seine Membranen in sanfte Schwingungen. Keine Reaktion. Der Ferngeborene regte sich jetzt nicht mehr. Es war, als sei alles Leben aus ihm gewichen, und das inmitten einer Masse, die Leben war.
    Dann entstand ein seltsamer Gedanke in dem Wanderer. Die Ferngeborenen waren anders, vollkommen anders. Mochte es möglich sein, daß das, was für die Seinen Leben war, für den Fremden Tod bedeutete?
    Später wußte Turg al Togman nicht mehr, was ihn dazu bewogen hatte, einen der größten Feinde seines Volkes mit den Armen zu umfassen und mit hinab in die Tiefe zu ziehen, in Richtung der Kavernen, wo seine Brüder und Schwestern in der kraftgebenden Trance schwebten. Erst als ihn Vibrationen des Grauens und der Angst erfaßten, wußte er, was er getan hatte.
    Das Fremde braucht Hilfe! sandte er und war überrascht über sich selbst. War es wirklich das, was ihn zu dieser Tat veranlaßt hatte?
    Es ist ein Feind! lautete die empörte Antwort.
    Auch ein Feind kann ein Nächster sein. Und ein Nächster, der Hilfe braucht, ist kein Feind, rezitierte Turg al Togman. Er spürte die Nähe der dünnen Kavernenwand und veränderte erneut seine Individualmatrix.
    Die Worte der Überlieferung ließen seine Artgenossen zurückweichen. Ihr Widerstand ließ nach, auch wenn die Angst noch immer in ihnen war.
    Der Wanderer durchstieß die Wand zur Kaverne, und es kostete ihn mehr Mühe, als er angenommen hatte, mit seiner Last sicher den Boden der Gasblase zu erreichen. Irgend etwas sagte ihm, daß keine Zeit mehr zu verlieren war, daß der letzte Rest des Lebens, der noch in dem Fremden verblieben war, langsam aus ihm wich.
    Aber was sollte er tun? Seine Blicke glitten über den Ferngeborenen; er hatte sich nicht getäuscht. Es war jener, den ihm schon seine Visionen immer wieder gezeigt hatten. Deutlich nahm er die Aura des Rätselhaften wahr, die dieses Wesen umgab. Was sollte er tun? Half das, was bei den Seinen das Leben und die Kraft erhielt, auch diesem Geschöpf?
    Turg al Togman eilte mit dem Fremden in die hinteren Regionen der Kaverne, dorthin, wo sich die Stillen Wasser befanden,

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