Die Terranauten 038 - Nardas Kampf
das Inferno offenbar unbeschädigt überstanden hatte.
»Mishna Karhan«, hauchte Narda aufgeregt. »Ein Treiber namens Mishna Karhan. Er ist am Ende.«
Masurin wollte die Waffe heben und auf das Schott zielen, aber Narda drückte seinen Arm rasch herunter.
»Dahinter existiert atmosphärischer Druck. Die Notschleuse, schnell!«
Sie erinnerten sich an das zeltähnliche Gebilde, das sie mit sich führten. Rasch bauten sie es auf. Es bestand aus Spezialprotop, der sich auf entsprechenden Druck hin mit dem Protop der Korridorwandungen verband und so eine luftdichte Verbindung schuf.
Mil Fraumin überprüfte die milchige Trennwand in ihrem Rücken noch einmal. »Alles in Ordnung. Sie dürfte halten.«
»Hoffen wir’s«, gab Masurin zurück und betätigte den Schottöffner. Sie hörten das Summen des Motors in dem sie umgebenden Vakuum nicht, aber nur einige Sekunden später schwang das Schott vor ihnen auf. Die Trennwand hinter ihnen blähte sich kurz auf, das war alles.
»Druck hergestellt, Notschleuse dicht«, sagte Mil Fraumin und nahm den Helm ab. Masurin und Narda folgten ihrem Beispiel. Die Luft war verbraucht und abgestanden. Der Sauerstoffanteil war nicht sonderlich groß.
Ein unterdrücktes Stöhnen klang an die Ohren Nardas, und sie war mit einigen raschen Schritten in der Zentrale. Gläserne Augen starrten sie an.
»Kannst du mich verstehen, Mishna?« sagte sie deutlich. Mil Fraumin holte eine Injektionspistole hervor und verabreichte dem Schwerverletzten ein kreislaufstabilisierendes Mittel. Sein Atem stabilisierte sich. Die Treiber erkannten auf den ersten Blick, daß dem Verletzten nicht mehr zu helfen war. Was auch immer hier geschehen war, es hatte ihn so schwer verletzt, daß sein Leben dem Ende entgegenging.
»Wer … Wer …«
»Keine Angst, ich bin Treiber wie du.«
»Die Grauen … Diese … Bestien … meine Kameraden …«
Sein Blick klärte sich; die gleichzeitige schmerzstillende Wirkung des Medikaments trat ein.
»Ich … sterbe«, kam es von den Lippen Karhans, und er sah Narda an. Sein Blick flackerte wieder.
»Wir … Wir waren auf dem Weg nach … Susmandor … Fhali-System … Ruman Marjew …« Seine Stimme wurde immer undeutlicher, und Narda beugte sich zu ihm hinunter, um ihn noch verstehen zu können. Der Sterbende nannte ihr eine Adresse. Die von Ruman Marjew?
»Er … hat Kontakt zu Gingers Perlen … Widerstandsgr …«
Mishna Karhan hustete Blut.
»Du darfst nicht soviel sprechen«, sagte Narda sanft und strich ihm durch die Haare.
»Doch … Ich muß. Ruman Marjew ;. Ginger, freier Planet. Der Bund, der Widerstand, Flucht.« Er hustete wieder. Offenbar ließ die Wirkung des Medikaments nun langsam nach.
Narda zuckte zusammen. Ruman Marjew, jemand, der Widerstand leistete und Kontakte zu Ginger im Kashmir-System und auch dem ominösen Bund unterhielt. Der Bund. Aqua, Middlehaven, David terGorden … Rasch sah sie sich um. Erst jetzt registrierte sie, daß auch in der Zentrale das Chaos herrschte, zerfetzte Geräte, blinde Bildschirme, Instrumentenbänke, auf denen nie wieder die Kontrollen leuchten würden. Das Schiff selbst war schon gestorben, und Karhan würde ihm bald folgen.
»Cler, die Speicherbänke.« Der Treiber verstand, sprang auf und kehrte nach einigen Augenblicken zurück.
»Nichts, zu spät. Die Speichereinheiten sind vollkommen hin.«
»Die Mistel …«
Masurin schüttelte müde den Kopf, Narda preßte hart die Lippen aufeinander.
»Die Koordinaten«, sagte sie eindringlich. Karhan hustete wieder.
»Was …?«
»Die Koordinaten von Susmandor, Mishna. Wir haben das gleiche Ziel wie du …«
Das Gesicht Mishna Karhans verzerrte sich vor unsagbarem Schmerz. Der Tod flackerte in seinen Augen. Seine Lippen bebten.
»Mishna, die Koordinaten. Wir brauchen sie. Unbedingt!«
»Ich …«
Der Sterbende bäumte sich auf, seine Pupillen weiteten sich. Sein Atem rasselte, und die Lippen liefen blau an. Die Stimme versagte ihm, aber ein letzter, starker Gedankenimpuls erreichte Narda. Er nannte Zahlen und Buchstaben, die Koordinaten. Dann löste sich sein Geist auf, verwehte.
»Wir danken dir, Mishna.«
Narda hatte noch etwas hinzufügen wollen, aber die Augen des Treibers waren gebrochen. Für einen Sekundenbruchteil glaubte sie, in dem Gesicht des Toten die Züge Rollos zu sehen, dann wandte sie sich ab.
»Wo immer wir hinkommen, nur Tod …«
Sie waren schweigsam, als sie den Weg zurückschritten, auf dem sie in die Zentrale des zerschossenen
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