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Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Titel: Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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er existierte, aber er spürte auch, daß nicht nur er allein das Universum ausfüllte, daß außerhalb seiner ureigensten Realität andere Wirklichkeiten bestanden. Und nicht nur das. Der Sucher stellte fest, daß er abhängig von diesen anderen, für ihn so fremden Realitäten war, daß seine Existenz von diesem »Außen« abhing.
    Er ging daran, seine periphere Wirklichkeit den eigenen Wünschen entsprechend umzugestalten. Das Unbestimmbarkeitsfeld war für dieses Vorhaben wie geschaffen. Verkabelungen wechselten wie von Geisterhand, elektronische Schaltkreise wurden modifiziert, neue Speicherverbindungen untereinander hergestellt. Der Verbund Sucher/Computer wuchs über das bisherige Maß hinaus, der Ebberdyk-Effekt sammelte, der Computer speicherte, wurde zu seinem Gedächtnis. Er veränderte die Art der Energieaufnahme, veränderte auch die Schaltungen, die mit diesem Punkt in direktem Zusammenhang standen. Seine Unabhängigkeit von den unbekannten Wirklichkeiten nahm langsam, aber stetig zu.
    Der Sucher hatte bisher nur die Energien aus Weltraum II, denen er seine bewußte Existenz verdankte, passiv in sich aufgenommen. Jetzt ging er daran, seinerseits aktiv zu werden. Er versuchte, neue Verbindungen herzustellen, aber das war ein unsagbar schwieriges Unterfangen. Die ersten Kontakte waren rein zufälliger Art, dann wußte er, wonach er zu forschen hatte. Plötzlich drang die Erkenntnis in sein wachsendes Bewußtsein, daß er unerhörtes Glück gehabt hatte. Die Energieform, die die erste, alles auslösende Mutation des Ebberdyk-Effekts hervorgerufen hatte, war wirklich über alle Maßen fremd, selbst für die Verhältnisse in Weltraum II. Und sie war sehr selten. Die Chance, daß ein Sucher an sie geriet, war weniger als 1:10.
    Ein Gefühl der eigenen Einmaligkeit entstand, und er spürte, daß er jenem Medium viel näher war als der anderen, kalten Außen-Wirklichkeit, von der immer noch in einem gewissen Maße abhängig war. Der mutierte Ebberdyk-Effekt stellte Kontakt zu Bewußtseinseinheiten her, die Teil von Weltraum II waren. Er kommunizierte, er begriff. Und er begann zu lernen …
     
    *
     
    Chi Tardas lag innerhalb eines vollautomatischen Diagnose-Geräts. Nur sein Kopf ragte aus dem stählernen Leib der Maschine heraus; winzige Meßsonden bedeckten seinen Schädel und sandten unhörbare Informationen in den medizinischen Computer, der diese Daten sofort auswertete und entsprechende Maßnahmen einleitete.
    »Ist er in Ordnung?« fragte Etchgan leise. Zeran sah auf die rasch wechselnden Anzeigen des leise summenden Geräts und zuckte dann mit den Achseln.
    »Das werden wir in ein paar Minuten wissen, denke ich.«
    Niemand von ihnen besaß die Ausbildung, um den Gesundheitszustand von Chi Tardas auch nur annähernd genau einschätzen zu können. Dafür war der Diagnoser da, er und einige Dutzend andere komplizierte Geräte, die speziell für diese Dinge konzipiert und programmiert waren. Sie waren zuverlässiger, als es ein Mensch je sein konnte.
    Aber ob ihre Programmierer je mit einer so interessanten Form von Wahnsinn konfrontiert worden sind? fragte sich Zeran in einem Anflug von Sarkasmus.
    Sie befanden sich in einem besonderen Dilemma, da man sie für die Kaiserkraft-Schiffe aus Zeitgründen nur jeweils für Teilbereiche geschult hatte. Tardas war der Spezialist für die Technik. Der Sucher ließ sich mit den normalen, für diesen Zweck vorgesehenen Bedienungseinrichtungen nicht mehr beeinflussen. Jederzeit konnte es zu weiteren Energieausbrüchen kommen, und bei diesem Gedanken krampfte sich alles in dem Hauptmann zusammen. Er fragte sich, ob er in der Lage war, noch einmal die Energie für einen geistigen Widerstand aufzubringen. Wenn nicht, dann war das Grauen ohnehin bald zu Ende.
    Tardas stöhnte leise und drehte den Kopf von der einen auf die andere Seite.
    »Ich glaube, er kommt zu sich.«
    Etchgan hatte seine Vermutung kaum ausgesprochen, als Tardas die Augen öffnete, zwinkerte und seinen Blick hin- und herschweifen ließ.
    »Können Sie mich verstehen?« fragte Zeran übertrieben deutlich und wartete gespannt auf die Reaktion. Wenn der von Weltraum-II-Energien hervorgerufene Wahnsinn heilbar war, dann würde sich das jetzt schnell herausstellen.
    »Ich …«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schien angestrengt nachzudenken.
    »O Gott …«
    Tardas’ Gesicht verlor jede Farbe; er rollte mit den Augen und stöhnte.
    »Um Himmels willen, was ist mit ihm?« fragte Etchgan

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