Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt
tonlos. Aus dem Innern des Diagnosers drang ein etwas helleres Summen.
»Die Erinnerung«, vermutete Zeran nachdenklich. »Sein Verstand muß mit den Ereignissen der letzten Stunden fertig werden.« Ist es wirklich erst Stunden her, seit wir von Naria gestartet sind? wunderte er sich in Gedanken. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor …
»Glauben Sie, daß er …?«
Zeran nickte. »Ja, ich glaube, er kommt wieder in Ordnung. Die Frage ist nur, ob rechtzeitig.«
Etchgan schluckte hart.
»Ist … ist es vor … bei?« Tardas schien sich wieder gefaßt zu haben. Oder aber, der Diagnoser hatte seinen tiefen Schock mit entsprechenden Medikamenten verdrängt.
»Sie sind wieder in Ordnung«, wich Zeran aus und verlieh seinem Gesicht einen betont beruhigenden Ausdruck. »Das ist im Augenblick erst einmal das Wichtigste.«
»Es … Es war schrecklich«, brach es aus Tardas heraus. »Das absolute Grauen. Noch einmal halte ich das … nicht aus.« Er schüttelte den Kopf.
Der Graue wurde jetzt zunehmend klarer. Der Diagnoser hatte offenbar die richtige Therapie gefunden, um die Nachwirkungen des Schocks zu bekämpfen. Körperliche Verletzungen hatte Tardas zum Glück nicht davongetragen. Mit Hilfe von Psychodrogen, die keine schädlichen Nebenwirkungen hervorriefen, konnte er das Entsetzen in einen weit entfernten Winkel seines Unterbewußtseins verbannen – so lange, bis er die Kraft hatte, sich erneut damit auseinanderzusetzen.
Eine knappe Stunde später saßen sie in der Zentrale. Der Hauptmann hatte den Diagnoser derart instruiert, daß er dem in seiner Obhut Befindlichen keinen Heilschlaf verabreichte, sondern im Gegenteil jede Müdigkeit aus Tardas verbannte. Sie hatten Tardas erst dann reinen Wein eingeschenkt, als sie ganz sicher waren, daß er es gefaßt aufnahm. Bisher war alles ruhig, aber Zeran fragte sich, wie lange das noch anhalten mochte. Vielleicht war es nur die Ruhe vor dem Sturm.
Tardas hatte es selbst einmal versucht, aber der Sucher reagierte noch immer auf keinen elektronischen Befehl, den man über das normale Bedienungsterminal an ihn sandte.
»Ich frage mich nur«, sann Tardas, »wie es möglich ist, daß sich ein elektronisches Gerät von einer Bedienungseinrichtung unabhängig macht.« Der Techniker in ihm war erwacht – und der Techniker hatte bisher noch keine Erfahrungen mit den Energieausbrüchen. Der schlanke Mann hatte jetzt jegliche Angst und Unsicherheit verloren; er schien ein völlig anderer geworden zu sein. Als Treiber war er in Valdecs neuer Ära nicht mehr viel wert, also wurde er mit Leib und Seele Techniker.
»Mir ist nichts gleichgültiger als das«, behauptete Zeran barsch, kniff die Augen zusammen und starrte das Terminal des Suchers an. »Sorgen Sie lieber dafür, daß die Energiezufuhr endlich unterbrochen wird. Jeden Augenblick …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber die beiden anderen Grauen verstanden ihn auch so. Tardas nickte.
»Das ist ohne weiteres möglich. Ich kann im Energiewandler unten im Reaktorraum einen Zwischenschalter installieren, der es uns dann erlaubt, von hier aus die Hauptenergiezufuhr lahmzulegen. Nur«, er zögerte, gab sich dann einen innerlichen Ruck. »Sie wissen, was geschehen kann?«
Zeran rang nach Luft. »Natürlich weiß ich das. Aber Sie haben mir doch selbst erklärt, daß wir keinerlei andere Möglichkeiten haben.«
»Ein unkontrollierter Rücksturz in den Normalraum«, sagte Etchgan mit deutlichem Widerwillen in der Stimme. »Wir haben keine Kontrolle darüber, wo wir rematerialisieren. Es könnte irgendwo im freien All sein, genausogut aber im Mittelpunkt eines Planeten. Aber davon würden wir nicht allzuviel merken …«
»Das ist alles richtig«, stöhnte Zeran müde. »Aber wenn wir es nicht tun, hängen wir mit diesem defekten Sucher für immer in Weltraum II fest. Und dann sind wir wirklich zu nichts mehr nütze.« Wieder ein mißtrauischer Blick in Richtung des Suchers.
Chi Tardas wurde merklich blasser und erhob sich.
»In Ordnung«, brachte er hervor und schluckte heftig. Er verließ die Zentrale und ließ Etchgan und Zeran mit ihren Sorgen und wilden Befürchtungen allein. Der Hauptmann versuchte krampfhaft, die Angst in sich niederzukämpfen, sie sich zumindest nicht anmerken zu lassen, aber Etchgan war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die steigende Unruhe seines Vorgesetzten zu bemerken. Nach zehn Minuten, die den beiden Männern wie eine nicht endenwollende Ewigkeit erschien, meldete sich Tardas
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