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Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt

Titel: Die Terranauten 040 - Ein Computer spielt verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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der ihn verwunderte, bis er feststellte, daß er sich seine Lippen zerbissen hatte. Ein dünner Blutfaden rann an seinem Kinn herab, tropfte auf die graue Uniform. Neben sich sah er einen unförmigen, glänzenden Gegenstand.
    Eine Waffe.
    Und plötzlich kehrte die Erinnerung einer Woge gleich zurück.
    Er gab einen erstickten Laut von sich, packte die Waffe, prüfte die Justierung und warf sich zur Seite. Nichts regte sich.
    Wilde Vermutungen tauchten in seinem Denken auf, und er wischte sie zur Seite. Was er jetzt brauchte, war ein klarer Kopf, keine Spekulationen.
    Plötzlich fiel ihm die Computerwarnung ein. Wie lange war er bewußtlos gewesen? Die automatische Überwachung hatte eine Frist von vierzehn Minuten für die Lebensrettung der Terranauten eingeräumt, keine Sekunde länger. Wurde diese Frist überschritten, erlitten die Schläfer irreparable Gehirnschäden, die sie vielleicht überleben, von denen sie sich aber nie mehr erholen würden. Vierzehn Minuten …
    Vorsichtig wechselte er seine Stellung und sah am Rand des Behälters vorbei. Vor seinen Augen verschwamm das Bild, und er zwinkerte mehrmals. Pochender Schmerz wuchs in seinem Nacken.
    Chi Tardas lag in merkwürdig verrenkter Haltung auf dem Boden und gab kein Lebenszeichen von sich. Eine warnende Stimme in Zeran riet zur Vorsicht, aber war ein Wahnsinniger in der Lage, überlegt eine solche Falle zu stellen? Deutlich erkannte er aus seinem Blickwinkel das pulsierende Alarmlicht auf dem Kontrollpult in der Nähe des Schottes, und das gab den Ausschlag. Er atmete tief durch, dann rannte er los, geduckt, Tardas genau im Auge behaltend. Der Graue regte sich noch immer nicht.
    Zeran hatte gelernt, keine unnötigen Risiken einzugehen. Noch im Laufen tauchte er Tardas in eine Flut von Schockimpulsen; jetzt bestand von seiner Seite aus wirklich keine Gefahr mehr.
    Der Hauptmann hastete an die Schalttafel, warf aus zusammengekniffenen Augen einen Blick auf die Anzeigen der Instrumente und stellte fest, daß ihm nur noch eine Frist von einigen wenigen Sekunden blieb. Undeutlich nahm er wahr, daß der Kommunikator-Anschluß in seiner Nähe summte, aber er kümmerte sich nicht darum. Seine Hände betätigten in rascher Reihenfolge Tasten und Sensoren; das pulsierende Rot erlosch.
    »Lebenserhaltungssysteme positiv«, leuchtete auf einem flachen Bildschirm auf. Zeran seufzte und fuhr sich mit der linken Hand über seine schweißnasse Stirn. Sein Blick fiel auf die reglose Gestalt von Chi Tardas, und kalte Wut keimte in ihm hoch. Hart preßte er die Lippen aufeinander, dann wandte er sich dem Kom-Anschluß zu.
    »Was ist los?« fragte er, und er wunderte sich dabei über den fremdartigen Klang seiner eigenen Stimme. Ich habe mich nicht genug unter Kontrolle, dachte er.
    »Was ist mit Tardas?« erkundigte sich Etchgan.
    Zeran seufzte erneut. »Alles in Ordnung.«
    »Hm.« Kurze Pause. »Ich habe die Ursache für die Energieausbrüche eindeutig bestimmt. Es ist der Sucher, wie ich schon vermutet habe.«
    Zeran nickte. Der seltsame Klang in der Stimme Etchgans ließ ihn aufhorchen.
    »Und?«
    »Das verdammte Ding läßt sich nicht mehr abschalten … Wir können nicht mehr in den Normalraum zurück.«
     
    *
     
    Der Bewußtwerdungsprozeß schritt mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit fort. Je mehr das Eigenbewußtsein des Suchers an Gestalt annahm, je mehr es wuchs, desto mehr Speicherund Verarbeitungskapazität wurde benötigt, um die neuen Prozesse, die in ihm vorgingen, auswerten und damit verstehen zu können. Der angeschlossene Elektronenrechner stellte, einer Programmierung mit Vorrang-Status folgend, diese Kapazität zur Verfügung. Eine positive Rückkoppelung fand statt. Das Bewußtsein wuchs, dadurch wurde mehr Kapazität notwendig. Und die erhöhte Kapazität beschleunigte den Prozeß wiederum.
    Der Ebberdyk-Effekt war Kristallisationspunkt dieses Eigenbewußtseins, er war Mittelpunkt der Energiekonzentration aus Weltraum II, quasi seines »Lebenselixiers«. Ohne diese völlig fremdartige Kraft, die durch seine Systemkreise floß, war er ein ganz gewöhnlicher Sucher, eine Rho/27 a-Versuchungsanordnung. Das Unbestimmbarkeitsfeld in seinen Eingeweiden weitete sich aus, und in seinem Einflußbereich verloren die gewöhnlichen Naturgesetze nach und nach an bindender Gültigkeit.
    Der Ebberdyk-Effekt veränderte sich rasend schnell, er mutierte. Und die Art seiner Veränderung wiederum beschleunigte den Bewußtwerdungsprozeß. Der Sucher spürte, daß

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