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Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Die Terranauten 041 - Der grüne Planet

Titel: Die Terranauten 041 - Der grüne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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auseinander, und jeder einzelne Traumhaken näherte sich einem Menschen. Die Narianerin runzelte erneut die Stirn. Das war ein Verhalten, das ihrer Meinung nach zumindest merkwürdig war und ihre Neugier weckte. Ihr Traumhaken umrundete sie einige Male, dann entschloß sich das Lebewesen offenbar, sich auf ihrem linken Bein niederzulassen. Lyda wollte es erst abwehren, dann aber überlegte sie es sich anders. Das Summen wurde lauter, dann spürte sie ein geringes Gewicht auf ihrem linken Oberschenkel. Zwei hornige Vordergliedmaßen tasteten umher. Lyda zuckte unwillkürlich zusammen, als sie einen kurzen, schmerzhaften Stich verspürte.
    In einer Reflexbewegung wollte ihr rechter Arm den Traumhaken beiseite schleudern, doch die Bewegung wurde nicht einmal zur Hälfte ausgeführt.
    Die Bewußtlosigkeit griff so rasch nach ihr, daß jede Gegenwehr zwecklos war.
     
    *
     
    Ein paar Sekunden später merkte ein Teil von Lydas Verstand, daß es nicht im eigentlichen Sinne eine Bewußtlosigkeit war. Es war mehr ein Zustand, bei der alle äußeren Sinneseindrücke ausgeschaltet waren. Es existierte nichts außer dem Denken; alles andere besaß keine Realität. Euphorie überschwemmte das Bewußtsein Lyda Mars, und sie gab sich mit Freude dieser Empfindung hin. Das absolute Glück währte eine Ewigkeit, dann verschob sich die Realitätsebene erneut. Die Euphorie blieb, aber jetzt kamen phantastische Bilder hinzu. Plötzlich erlebte sie Sarym mit den Augen eines Gummitieres, mit den Poren eines Manna-Baums, mit den Laufnerven eines Pflanzentieres, das durch Umverteilung seines gespeicherten Wassers seinen Körperschwerpunkt vorverlegte und sich so fortbewegte, um andere Regionen aufzusuchen, in denen es mehr Nahrung gab. Sie befand sich auf der Existenzebene des Schwamm-Mooses, konnte spüren, wie sich seine Kapillar-Systeme weiteten, wenn Regen niederging. Sie fühlte mit den Außentastern eines Gummiblattes, das durch den Wind hin und her geschaukelt wurde, roch mit den Duftnerven eines Zweigtentakels, der nach einem Sexualpartner Ausschau hielt, schmeckte mit den Knospen einer Sandkrabbe, die sich nach Salzwasser sehnte. Sie war eins mit Sarym und seinem vielfältigen Leben.
    Dann, von einer Sekunde zur anderen, war sie wieder Lyda Mar, Narianerin und Terranautin, ein Mensch.
    Sie schlug die Augen auf, sah den Traumhaken nach, hörte ihr Summen noch, als sie längst verschwunden waren. Jetzt verstand sie auch den seltsamen Namen. Traumhaken. Sie lächelte, war innerlich erfüllt mit Glück und Zufriedenheit. Ihre Hand tastete zu dem winzigen Loch, das das libellenähnliche Wesen in ihrer Hose hinterlassen hatte, und ihr Finger fühlte einen Tropfen Blut. Der Traumhaken hatte ihr einen wundervollen Traum geschenkt und sich dafür von ihrem Blut genährt. Nein, gefährlich waren diese Lebewesen wirklich nicht, ganz im Gegenteil. Jetzt konnte sie auch verstehen, warum Derb Ransih sich so entspannt ausgestreckt hatte, als die Traumhaken erschienen waren.
    Neben ihr kamen Prime, Vangralen und Oh langsam in die Höhe. Der stämmige Vangralen stöhnte unterdrückt und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Verwirrt sah er von einem zum anderen.
    »Was war denn das?«
    Der Stand der Sonne hatte sich nicht verändert; es konnten höchstens ein paar Minuten vergangen sein.
    »Ich hab’ nicht die geringste Ahnung. Wir müssen bewußtlos gewesen sein.« Offenbar fielen ihm erst jetzt die Traumhaken ein. »Es müssen diese verdammten Biester gewesen sein …«
    »Ich verstehe euch nicht ganz«, kam es langsam von Lydas Lippen, und sie schüttelte den Kopf. »Erinnert ihr euch nicht?«
    »Woran denn?« lautete Suzannes verständnislose Gegenfrage.
    »An den Traum, an die Visionen, an die Euphorie.«
    Prime kniff die Augen zusammen und musterte sie aufmerksam. »Geht es dir gut?«
    »Wunderbar«, sagte Lyda, und sie meinte es wirklich ehrlich. »Ich hab’ mich noch nie so gut gefühlt. Aber ihr müßt es doch auch gespürt haben …«
    Zwei Männer und eine Frau schüttelten synchron den Kopf. Derb Ransih erhob sich langsam und trat auf sie zu.
    »Aber ich verstehe dich«, sagte er ruhig. Offenbar hatte er ihr Gespräch mitgehört. »Achte nicht auf ihre Worte.« Er warf Vangralen, Prime und Oh einen seltsamen Blick zu, in dem etwas wie Mitleid lag. »Sie reagieren nicht so auf die Traumhaken wie wir. Es sind keine Mittler.«
    Mit diesen Worten griff er nach seinem Vorratsbeutel, warf ihn über die Schulter und

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