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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Wertmaßstab aus einer Erhöhung der Profitrate besteht, einer Gesellschaft, in der die Macht interstellarer Konzerne das Nonplusultra ist. Erst wenn wir dieses System beseitigt haben, erst dann wird der Frieden zurückkehren, erst dann werden wir Menschen uns auf unsere eigentlichen Aufgaben besinnen können. Nichtsdestoweniger war Lordoberst Valdec die Symbolfigur des Verfalls aller menschlichen Werte im Reich.
    Narda antwortete nicht und gab sich den Anschein, als überlege sie fieberhaft, als suche sie verzweifelt nach einem Ausweg, der nicht existierte.
    »Übermitteln Sie die entsprechenden Koordinaten an die GRAUE AR-DA«, sagte Valdec hart. Jetzt war das Lächeln verschwunden. »Und achten Sie darauf, daß Ihnen kein Fehler unterläuft. Wenn Sie noch einen Versuch machen, falsches Spiel zu betreiben, dann wird das Ihr letzter Versuch sein. Denken Sie daran, daß nur ich das Gegenmittel besitze …« Und damit unterbrach er die Verbindung. Narda atmete tief durch, Vangralen, Prime und auch O’Hale ließen sich müde in die Sessel fallen.
    »Ob er es gefressen hat?« fragte Prime leise. Narda nickte nur und blickte müde auf den reglosen Körper Davids. Er war nicht tot – auch wenn die Geräte und Instrumente seines Raumanzugs inzwischen keine Lebensfunktionen mehr feststellen konnten. Er atmete nicht mehr – und doch gab Narda die Hoffnung nicht auf. Sie hatte zu viele psionische Phänomene dieser Art gesehen, als daß sie sich sofort der Resignation hingeben konnte. Sie warteten eine geraume Weile, dann überspielten sie die längst vorbereiteten Daten an den Zentralrechner der GRAUEN ARDA. Sie hatten von vornherein gewußt, daß Valdec über die Veränderung des Suchers an Bord der BERLIN unterrichtet war, daß er es niemals zulassen würde, seine Rechner mit dem mutierten Sucher zusammenzuschalten. Aber dadurch, daß sie versucht hatten, ihn dazu zu bewegen, hatten sie sein Mißtrauen vor einer möglichen Falle ausgeräumt – so hofften sie wenigstens.
    »Wir können es schaffen«, sagte das PSI-Mädchen leise. »Wir können es schaffen, wenn du deine Arbeit gut machst.«
    Ihre rechte Hand strich fast zärtlich über das Sucher-Terminal, dann glitt ihr Blick zur Seite, wanderte über blonde Haare und ein erstarrtes Gesicht.
     
    *
     
    Tief in der Nacht wachte Lyda Mar auf. Sie schwebte einige Zentimeter über dem Boden; irgend etwas mußte selbst im Schlaf verhindert haben, daß sie in den Grassand einsank. Jetzt waren fast gar keine Wolken mehr am Himmel zu sehen. Sterne glühten in Konstellationen und scheinbaren Figuren, die noch nie zuvor ein Mensch betrachtet hatte. Und weit über ihr funkelte das künstliche Triadische Monochord in einem eigentümlichen Glanz. Phosphoreszierende Glut waberte in seinem Innern, eine Glut, die vielleicht nicht von dieser Welt stammte.
    Also auch hier, dachte sie. Auch hier Kaiserkraft.
    Sie runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, was sie eigentlich geweckt hatte. Sie hatte eine Stimme gehört, fern und doch nahe. Aber die Stimme war undeutlich gewesen, irgendwie nicht ganz ausgebildet. Und sie hatte eine Warnung geflüstert; das war unmißverständlich gewesen. Nur ein Traum?
    Irgendwann schlief sie wieder ein. Aber es war ein unruhiger Schlaf, heimgesucht von alptraumhaften Bildern, die sich nicht vertreiben ließen. Bildern, die einerseits vertraut und andererseits doch ebenso erschreckend waren. Und auch die Stimme kehrte zurück, ebenso undeutlich wie zuvor. Sie versuchte, sie festzuhalten, ihr zu lauschen, doch sie entzog sich diesen Bemühungen.
    Als sie erwachte, kroch der rote, glühende und lodernde Ball der Sonne über den Horizont. Ihr Auge vermochte dieser Bewegung sogar zu folgen, und das ließ darauf schließen, daß diese Welt sich relativ schnell um die eigene Achse drehte.
    Ihr war heiß, als sie sich erhob, und ihre Kehle war trocken. Sogar das Atmen schmerzte. Eine Vermutung stieg in ihr empor. Die Haßseuche. War sie nicht länger immun?
    Verdorrtes Gras knisterte unter ihren Füßen, als sie zwischen die noch Schlafenden trat. Wieder blickte sie ins Angesicht der furchterregend großen Sonne. Dieser Anblick erinnerte sie an etwas, das schon lange zurücklag und sich damals ereignet hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Sie war nicht selbst Zeuge davon gewesen, sondern hatte nur Bilder gesehen. Aber die hatten genügt, um ihr einige schlaflose Nächte zu bereiten.
    Zu ihren Füßen bewegte sich etwas, und David schlug die Augen auf.

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