Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst
Alles, was einer von uns dem Lordoberst übermittelt, wird David übermitteln. Versteht ihr?« Daß es mit dem Verstehen nicht weit her war, konnte man den Gesichtern in der Zentrale deutlich ansehen, aber Narda kümmerte sich nicht mehr darum. Ein Tastendruck, und die Verbindung zur GRAUEN ARDA stand wieder. Valdec runzelte die Stirn.
»Eine Störung«, entschuldigte Narda – und David wiederholte die Worte annähernd gleichzeitig. Mißtrauen war in dem Blick des Konzilsvorsitzenden. »Wir sind zu nahe an den rätselhaften energetischen Phänomenen hier in der Nähe des Schwarzen Lochs.«
»Es freut mich«, begann Valdec ohne weitere Umschweife, »daß Sie sich zur bedingungslosen Kapitulation entschlossen haben, terGorden. Sie hatten ja auch kaum eine andere Wahl. Aber ich sehe nirgendwo einen Basisplaneten Ihrer Rebellengruppe. Sie wissen, wie mein Ultimatum lautet!«
Narda/David nickte.
»Es ist eine Welt, die in Weltraum II eingebettet liegt«, entgegnete sie, und alles in ihr wehrte sich dagegen, in diesem Punkt tatsächlich die Wahrheit zu sprechen. Wenn ihr Plan allerdings funktionierte, dann würde Valdec nach Abschluß des Unternehmens an alles glauben, nur nicht daran, daß die Terranauten ihm die Wahrheit erzählt hatten. »Sie ist nur durch komplizierte Flugmanöver hier in unmittelbarer Nähe des Black Holes erreichbar. Flugmanöver, während denen häufige Wechsel zwischen den beiden Kontinua erforderlich sind.«
Valdec nickte langsam und gab jemandem, der sich außerhalb des Erfassungsbereiches der Aufnahmeoptiken befand, ein unauffälliges Zeichen, das Narda jedoch nicht entging. Er wird meine Behauptungen auf Wahrscheinlichkeit durchrechnen lassen, vermutete sie. Und wir wissen, wie die Antwort der Rechner lauten wird. Diese Risiken haben wir ausgeschlossen. Andere dagegen … Das PSI-Mädchen wußte, daß sie jetzt einen entscheidenden Satz aussprechen mußte, etwas, das Valdec noch mißtrauischer machen würde – und auch sollte.
»Die Flugmanöver sind derart kompliziert und auch gefährlich, daß es erforderlich ist, die Navigationscomputer Ihrer Schiffe mit dem der BERLIN zusammenzuschalten«, sagte sie ruhig. »Es darf kein Manövrierfehler geschehen.«
Aus den Augenwinkeln konnte Narda beobachten, wie sich Vangralen und Prime vielsagend anblickten und Altamont O’Hale sich unwillkürlich das Kinn kratzte vor Aufregung. Valdec lächelte vielsagend. »Sie haben es also noch immer nicht aufgegeben, nicht wahr, David terGorden? Mein Ultimatum verlangt Kapitulation, nicht den Versuch, mir eine Falle zu stellen, eine durchsichtige noch dazu. Natürlich ist mir bekannt, daß der Sucher an Bord Ihres Schiffes ein Eigenbewußtsein entwickelt hat. Und Sie verlangen von mir, daß ich meine Navigatoren dazuschalte?« Er lachte, und es war ein triumphierendes Lachen, auch wenn er versuchte, dies nicht so deutlich zu zeigen. »Haben Sie wirklich vergessen, daß alle Informationen Ihrer drei Sarym-Heimkehrer, die nicht durch den Hypnoblock geschützt waren, durch die Psychostimulierung freigelegt worden sind? Hermano Lotz hat mich eingehend unterrichtet, terGorden.«
Narda bemühte sich, ihrem Gesicht einen Ausdruck von unterdrückter, undeutlicher Überraschung und Verzweiflung zu verleihen, beobachtete gespannt die Projektion, die den Erben der Macht zeigte. Sie mußte sich eisern beherrschen, um nicht erleichtert zu seufzen, als sie sah, daß das Sucher-Bewußtsein diese Mimik noch perfekter rekonstruierte, als es ihr selbst gelungen war.
Valdec lächelte noch immer. »Sie sind erledigt, David terGorden, und je eher Sie das begreifen, um so besser für Sie. Noch besteht mein Angebot, bei einer Kapitulation das Gegenmittel an Sie auszuhändigen. Ich glaube, Sie haben nicht mehr viel Zeit, nicht wahr?«
In diesem Augenblick haßte Narda den arroganten Mann so wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Für eine Sekunde dachte sie an ihre eigenen ungeheuren PSI-Kräfte, wie sie beim Flug der SONNENWIND in Erscheinung getreten waren, und sie wußte, daß diese Kräfte ausreichen würden, den Lordoberst jetzt im Augenblick über den kosmischen Abgrund zwischen den Schiffen hinweg psionisch zu töten – nur mit der Macht von Nardas Haß. Er war für die grauenhafte Zeit in dem Internierungslager auf Taschkanur verantwortlich, für den Tod so vieler Freunde. Aber, so besann sie sich dann wieder, er ist es nicht allein. Es ist das System, das dahintersteckt, eine Gesellschaft, in der der einzige
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