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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Woche am Ziel. Ich muß an die Rückkehr denken, dachte sie. Das kostet mich einen oder auch zwei Tage. So bleiben mir für das Auffinden Nordstroms vier bis fünf Tage. Maximal.
    In Gedanken verloren betrachtete sie die violetten Blumen, die in ihrer Nähe wuchsen. Es war eigenartig. Die Blütenkelche waren geöffnet, obwohl es finster war. Ein seltsamer Duft entströmte ihnen, angenehm, schwer, und …
    Nayala schlief ein, ohne es zu bemerken. Wie in Zeitlupe sackte sie vornüber und streckte sich im weichen Gras aus. Und wie von Geisterhand bewegt drehten sich die violetten Blütenkelche in ihre Richtung. Ihre Wurzelgeflechte, die sich unter dem Boden weit fortsetzten, hatten zwei Erschütterungen registriert. Daraufhin waren die Duftknopsen aktiv geworden. Tiefen Schlaf bringende Pollen entströmten den Blütenkelchen.
    Nach einer Stunde kamen die Weber.
    Es waren handtellergroße, pelzige Fladen, die sich auf Hunderten von winzigen Beinchen fortbewegten. Erst waren es nur wenige von ihnen, aber kurz darauf kamen sie in ganzen Schwärmen. Zehn, fünfzig, hundert.
    Der Schlaf Nayalas und Sufnors war tief und traumlos, glich einer Betäubung.
    Die Duftknospen der Violettblüten schlossen sich langsam, als ihre Symbiosepartner, die Weber, ihnen übermittelten, daß die gewünschte Wirkung erzielt worden war.
    Die Weber begannen mit ihrer Arbeit.
    Zu Dutzenden krabbelten sie über die beiden Schlafenden. Ihre Drüsen sonderten eine geruchlose Flüssigkeit ab, die sich unmittelbar darauf zu haarfeinen Strängen verformte. Und immer weitere Weber erschienen. Nach und nach legten sich über Nayala und Sufnor silberweiße Gespinste, Kokons gleich, in denen die Schlafenden gefangen waren. Die Betäubung hielt an. Denn auch die Drüsenaussonderungen der Weber enthielten die Pollen. Nach zwei Stunden war die Einspinnung beendet. Dort, wo Nayala und ihr Drache am Boden lagen, befanden sich zwei silberweiße Kokons.
    Die Weber krabbelten davon.
    Die Blütenkelche der Violettblumen schlossen sich wieder. Sanft strich der Wind über sie hinweg.
    Nayala und Sufnor schliefen weiter. Sie hatten nicht ahnen können, was diese Region des Waldlandes wirklich war. Sie gehörte den Ayayh.
    Dies war ihr Garten.
    Und als der Morgen dämmerte, tauchte die erste Erntegruppe der Ayayh auf.
     
    *
     
    Langgestreckte, doppelstöckige Schuppen und rundliche Silos hatten die Häuser abgelöst.
    Die Landzunge gabelte sich an dieser Stelle und bildete eine Bucht, wo die Schiffe unbeschadet von Sturm und Gasfluten vor Anker gehen konnten.
    Erstaunt blieb David terGorden stehen.
    Der Hafen war groß. Achtzig oder neunzig Schiffe, vom kleinen Fischerboot bis zu gewaltigen Dreimastern, dümpelten im Rot des Hafenbeckens. Alles war still. Niemand, so schien es, hielt sich mehr an Bord auf.
    Auch die nahen Docks waren menschenleer.
    Schweigen lastete über der Stadt.
    Der Einbeinige lachte sein krächzendes Lachen. »Davongemacht haben sie sich. Nun, ich kann es ihnen nicht verdenken. Aber ich bin zu alt und schon zu lange mit der Maryjane gefahren, um sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Also sterben wir gemeinsam.«
    Argwöhnisch sah sich Claude Farrell um. »Ich merke nichts von einer Gefahr«, knurrte er. »Womöglich sind die Einwohner von Peijing kollektiv verrückt geworden. Oder ihnen gefiel die Seeluft nicht mehr.«
    »Das männliche Gehirn hatte schon immer eine bewunderungswürdige Phantasie«, murmelte Narda anzüglich. »Du bist eine Zierde deines Geschlechts, Claude.« Im Hintergrund kicherte Thorna laut.
    »Kommen Sie, mein Herr«, rief Lostrillas David zu. »Ersteigen wir diesen Signalturm. Von seiner Spitze kann man weit über das Meer sehen.«
    Widerstrebend folgte David dem Einbeinigen, der trotz seiner Gebrechlichkeit flink die ausgetretene, gewundene Steintreppe hinaufhumpelte.
    Die roten Fluten der gasähnlichen Substanz, die anstelle von Wasser die Ozeane auf Rorqual füllte, schwappten träge im Hafenbecken hin und her.
    Eine seltsame Atmosphäre erfüllte diesen Ort.
    David erwartete unwillkürlich, Moder und Fäulnis zu riechen, doch der Wind von der See hatte aufgefrischt und zerzauste sein blondes Haar.
    Keuchend stieg Farrell hinter ihm die Stufen empor. »Was tut man nicht alles, um dieser Narda für ein paar Minuten zu entgehen«, knurrte er. »Sie hat sich gar nicht deinetwegen hierher abstrahlen lassen, David. Sie ist nur gekommen, um mich in den Wahnsinn zu treiben.«
    Lostrillas hatte die oberste Plattform des

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