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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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»Liebes Kerlchen müde.«
    Nayala blickte hinunter. Unter ihnen waren zerklüftete Schrunde, steile Gräte, tiefe Schluchten. Der Wind heulte um ihre Ohren, und sie klammerte sich enger an ihren Drachen, um von einer plötzlichen Bö nicht heruntergeschleudert zu werden. Es war fast völlig finster. Diese Dunkelheit war Nayala fremd. Auf Adzharis waren die Nächte nicht annähernd so dunkel wie hier auf Rorqual. Die Sterne spendeten genügend Licht, um sich leicht orientieren zu können. Hier aber … Es war die Schattensonne, die einmal den Zugang zum Dimensionstor markiert hatte, durch das man Rorqual und Weltraum II verlassen konnte. Jetzt aber war dieses Tor verschlossen. Für wie lange, wußte niemand.
    Nayala konzentrierte sich, und das Dunkel unter ihr lichtete sich etwas. Zwar war sie nicht in der Lage, hier auf Rorqual das ganze Spektrum ihrer PSI-Fähigkeiten einzusetzen, aber andererseits war ihr Potential ungeheuer groß. Über zweihundert PSI. Selbst die weitgehende Absorption konnte nicht alle ihre PSI-Sinne lahmlegen. Und außerdem begann sie, sich bereits nach wenigen Stunden an diesen hemmenden Einfluß zu gewöhnen.
    »Ich weiß, Sufnor«, säuselte sie. »Die Aufwinde hier sind stärker, als du es gewohnt bist. Halte noch ein wenig durch. Bald können wir rasten. Wenn das Gebirge hinter uns liegt.«
    »Kraak!«
    Nayala horchte. Aber im psionischen Äther blieb es stumm. Nirgends war ein telepathisches Wispern mit einem Muster, das auf den Flüchtenden hinwies.
    »Aber so weit kann er doch noch gar nicht sein«, überlegte sie laut, und der Drache reagierte auf ihre Worte mit einem erneuten »Kraak!« Er schlug heftiger mit seinen breiten, blaubeschuppten Schwingen, wich einer steilen Felszacke aus, ließ sich dann einige hundert Meter hinuntertreiben. Dort packten ihn erneut die Aufwinde und wirbelten ihn wieder in die Höhe.
    »Sufnor, du bist schneller als jeder Stelzvogel. Wir müßten Nordstrom längst eingeholt haben. Aber ich empfange nichts. Alles ist still.«
    »Kraak!« antwortete der Drache. »Liebes Kerlchen müde. Viel müde.«
    »Gut. Dann hinunter mit dir. Wir werden eine Rast einlegen.«
    Eine weitere Bö schleuderte sie zur Seite, direkt auf eine steile Wand zu. Sufnor schlug energisch mit seinen Schwingen. Doch plötzlich geriet er in eine Zone starker Abwinde.
    Nayalas Magen rebellierte, als sie wieder hinunterstürzten. Sufnor reagierte richtig. Er legte seine Flügel an. Der Sturz wurde noch rasender, noch schneller. Nayala sah, wie die Schründe und Spalten immer näher kamen, aber sie vertraute ihrem Drachen völlig. Er war zwar immer noch ein Kind, aber er verfügte über einen narrensicheren Instinkt, der mangelnde Erfahrung ausglich.
    Sie wurden nach Westen abgetrieben, als Sufnor seine Schwingen wiederausbreitete. In dem Talabschnitt, in den sie gestürzt waren, blies ein orkanartiger Wind aus östlicher Richtung, heulend, jaulend, unaufhörlich. Vielleicht hätte sich Sufnor dagegenstemmen können, wäre er ausgeruht gewesen. So jedoch mußte er sich treiben lassen und sich auf die Steuerung beschränken.
    Eine Viertelstunde später lag das Gebirge hinter ihnen. Der Wind ließ nach. Der Drache steuerte vorsichtig den Wald an, der sich unter ihnen wie ein grünroter Teppich ausbreitete. Kurz über dem Boden breitete er seine Schwingen bis zur vollen Spannweite aus, hob und senkte sie in schnellem Rhythmus und setzte dann weich auf dem grasbedeckten Boden auf. Nayala stieg von seinem Rücken herunter. Sufnors breiter Kopf kam herum, und die lange Zunge streichelte ihr Gesicht.
    »Ja, ja«, sagte sie halb lachend, halb ernst. »Ich weiß, daß du mich liebhast. Schlaf jetzt. Wir müssen bald weiter. Du weißt ja, daß wir eine wichtige Aufgabe zu erledigen haben.«
    »Kraak!« machte Sufnor und rollte sich auf dem Boden zusammen. »Liebes Kerlchen weiß Bescheid.«
    Nayala öffnete die Umhängetasche, die sie mitgenommen hatte, und holte einige Nahrungsstreifen hervor. Lustlos kaute sie darauf herum. Sufnor schlief bereits. Und er schnarchte leise. Die einzigen Geräusche, die an ihre Ohren drangen.
    Warum, dachte sie, kann ich ihn nicht empfangen? Wenn er dazu in der Lage ist, seine Gedanken abzuschirmen, dann wird die Suche schwieriger und länger werden, als wir dachten. David und seine Kameraden sind bereits nach Norden aufgebrochen. Bis zum Großen Abgrund ist es noch ein weiter Weg. Aber wenn sie tatsächlich ein Schiff auftreiben können, dann sind sie in etwa einer

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