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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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prallte auf hartes, scharfkantiges Geröll und zog mir einige schmerzende Abschürfungen zu.
    Mühsam kam ich wieder auf die Beine.
    Stille umgab mich.
    Nur mein eigener Atem klang unnatürlich laut in meinen Ohren. Ganz automatisch überprüfte ich meine spärliche Ausrüstung. Das Schwert hatte ich irgendwo unterwegs verloren. Das Langmesser jedoch war an seinem Platz. Ebenso wie der Laser, den ich im Grünen Tal glücklicherweise an mich genommen hatte.
    Denn natürlich wußte ich, daß man mich verfolgen würde. Das Amulett mit dem Samen Yggdrasils war für meine Feinde von essentieller Bedeutung. Ihr ganzer Widerstand gegen das Konzil – meine Auftraggeber – basierte auf dem Samen, auf der Möglichkeit, die Zeit der alten Treiberraumfahrt in einem neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Meine Auftraggeber würden mir dankbar sein – überaus dankbar –, wenn ich diese Möglichkeit ausschloß und ihnen den Samen übergab.
    Ja, sie würden mich verfolgen. Etwas anderes anzunehmen, wäre naiv gewesen. Und meine potentiellen Verfolger waren PSI-begabt. Deshalb schirmte ich seit meiner Flucht aus dem Tal sorgfältig meine Gedanken ab, auch wenn das planetare PSI-Feld Rorquals jeden telepathischen Verfolger behindern mußte. Meine Ausbildung als Schatten befähigte mich dazu. Meine Feinde würden mich auf konventionelle Weise suchen lassen müssen, und bis sie mich lokalisiert hatten – ich zweifelte nicht daran, daß ihnen das früher oder später gelingen würde –, hoffte ich, längst Pitcairn erreicht zu haben und Rorqual von dort aus mit einem Raumschiff verlassen zu können.
    Der Laser war für mich fast genauso wertvoll wie das Amulett. Denn sollten mich meine Feinde eher aufspüren, dann konnte ich ihnen mit dieser Waffe auf sehr wirkungsvolle Weise entgegentreten …
    Langsam trat ich an den toten Stelzvogel heran. In meiner Nähe wuchsen einige langstielige Blumen, die die Dunkelheit mit einem eigenartigen, phosphoreszierenden Leuchten erfüllten. Von jetzt an mußte ich also zu Fuß weiter. Und bis nach Pitcairn war es noch ein weiter Weg.
    Kurz entschlossen zog ich den Laser, justierte ihn auf feinste Bündelung und zerschnitt den Kadaver des Stelzvogels. In meinen Magen rumpelte es. Ich wußte gar nicht mehr, wann ich zum letzen Mal etwas zu mir genommen hatte. Es stank nach verbranntem Fleisch. Ich feuerte weiter, und nach einigen Minuten waren die Stücke, die ich herausgeschnitten hatte, gegrillt. Sie schmeckten abscheulich, aber zumindest stillten sie den Hunger. Die Impulse aus meinem Laser waren sonnenhell und mußten weit zu sehen sein, aber ich glaubte nicht, daß meine Feinde schon so nahe heran waren, daß ich mich damit verraten konnte. Erst später mußte ich auf eindrucksvollste Weise feststellen, daß ich einen anderen Faktor übersehen hatte.
    Ich nahm soviel Fleisch an mich, wie ich tragen konnte, ohne daß mich diese Last allzusehr in meinen Bewegungen einschränkte. Dann setzte ich meinen Marsch fort.
    In den nachfolgenden Stunden ließ ich die Ausläufer des Gebirges hinter mir zurück. Nach Süden, immer weiter nach Süden. Und die Stille hielt an. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, durch eine Landschaft zu marschieren, die stumm ist. Ich hörte nur meinen eigenen Atem und das leise Singen des Windes. Manchmal glaubte ich, Bewegungen in der Finsternis vor mir zu sehen, doch es waren wohl Halluzinationen. Denn nichts griff mich an. Pflanzen wuchsen in dieser Region, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Im Süden, dort, wo mein Ziel lag, herrschten Tulpenwälder vor, hier jedoch wuchsen Bäume, die Ähnlichkeit mit Breitkiefern hatten, auf die man oft auf meinem Heimatplaneten stößt.
    Irgendwann fiel Schnee.
    Das war ein ungeheuerliches Naturereignis auf Rorqual, wo es so gut wie kein Oberflächenwasser gibt. Er trieb in dünnen, kleinen Flocken dahin, legte sich wie ein rötliches Kleid über Äste, Zweige und Unterholz. Er dämpfte meine Schritte.
    Ich hielt den Schneefall für ein weiteres Glied in der Kette von Veränderungen, die es in den letzten Tagen und Wochen auf Rorqual gegeben hatte. Die gefährlichsten Auswirkungen dieser Modifikationen waren zwar vorbei, doch der Vorgang schien noch immer nicht abgeschlossen zu sein.
    Bald legte ich eine zweite Pause ein. Der Rotschnee löschte meinen Durst, das Stelzvogelfleisch meinen Hunger. Dann holte ich die Karte Glencannons hervor. Ich mußte leise lachen, als ich mich daran erinnerte, daß Claude Farrell selbst mir diesen

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