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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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helle Stimme erklang von unten, und er beugte sich über die Brüstung. Aus der Höhe sah Narda klein und verloren aus.
    Ich mag sie, dachte terGorden. Ich mag sie sehr.
    »Psionische Energie«, rief Narda hinauf. »Vom Meer. Wenn man sich konzentriert, merkt man es ganz deutlich.«
    David antwortete mit einer zustimmenden Handbewegung.
    »Nützt uns das etwas?« erkundigte sich Farrell nachdenklich.
    »Vielleicht«, antwortete David. »Alles, das PSI emittiert, kann auch durch PSI beeinflußt werden.«
    »Eine alte Treiberregel«, spottete Farrell trocken. »Wollen wir unser Leben davon abhängig machen?«
    David lächelte freudlos. »Uns bleibt kaum etwas anderes übrig, wenn wir den Großen Abgrund erreichen wollen.« Er wies auf die Küstenlinie, die in der Ferne mit dem Horizont verschmolz. Die Inseln waren überall. Wie Trutzburgen erhoben sie sich aus der ufernahen See, und nirgends war eine Lücke zu erkennen.
    »Bei Myriam!« stieß Farrell hervor. »Du willst es wirklich wagen!«
    »Wir werden es wagen«, verbesserte David terGorden und wandte sich dem einbeinigen Kapitän zu. »Wir benötigen Ihr Schiff«, sagte er übergangslos. »Überlassen Sie es uns?«
    »Überlassen?« wiederholte Lostrillas und entblößte in einem schiefen Grinsen seine schwärzlichen Zahnreihen. »Vor hundert Tagen noch hätte ich für die Maryjane ihr Gewicht in Metallbarren verlangt oder jeden erschlagen, der mit diesem Ansinnen zu mir gekommen wäre. Doch jetzt … Wo Peijing verlassen ist und der Hafen zum Grab für die Segler wird … Ich will Ihnen etwas sagen, mein Herr.« Der Kapitän humpelte mit Hilfe seiner Krücken bis dicht vor David terGorden. »Für Geisterschiffe zahlt man nicht. Wenn man sie sieht, so weicht man aus und flieht mit gesetzten Segeln. Oder man betritt sie, um niemals wieder gesehen zu werden.«
    »Mit anderen Worten«, schloß Farrell unbeeindruckt, »die Maryjane gehört uns.«
    »Nicht Ihnen, mein Herr«, widersprach der Bärtige düster, »sondern den Inseln, dem Tod. Aber nehmen Sie ruhig das Schiff. Ich werde hier oben stehenbleiben und zusehen, wie Sie in Ihr Verderben fahren.«
    »Wo liegt die Maryjane?« erkundigte sich David.
    Der Kapitän streckte den Arm aus. »Dort. Der Zweimaster. Ein stolzes Schiff. Ich vertraue es Ihnen an für die letzte Reise, mein Herr.«
    »Ich danke Ihnen, Kapitän Lostrillas«, sagte David. »Und … Wieso verlassen Sie die Stadt nicht? Wenn diese Inseln tatsächlich näher rücken …«
    Lostrillas ballte die Fäuste. »Untergehen will ich sie sehen, diese Stadt, das stolze Peijing. Geschröpft hat man mich alle Tage, mit Steuern und Zöllen und Bestechungsgeldern, so daß kaum eine Kauffahrt ihre Kosten einbrachte. Die Beleidigungen der hochmütigen Leute von Peijing kann ich vergessen, doch nicht den Gewinn, um den man mich all die Jahre betrog.«
    Starrköpfiger, alter Narr! dachte David. Was wird es dir noch nützen, den Untergang mitanzusehen, wenn du selbst dabei stirbst?
    Laut sagte er: »Viel Glück, Kapitän.«
    »Behalten Sie Ihr Glück«, winkte der Einbeinige ab. »Sie werden mehr davon brauchen, als Sie besitzen.«
    David und Farrell wandten sich ab und machten sich daran, die gewundene Treppe hinunterzusteigen, als Lostrillas noch einmal nach ihnen rief.
    »Meine Herren! Kapitän terGorden!«
    David drehte sich herum. »Ja?«
    »Wohin soll die Reise gehen, Kapitän, falls sie nicht im Tod endet?«
    David lächelte. »Zum Ort, wo alle Meere ihren Ursprung haben.«
    Lostrillas schrak zurück. Seine Augen weiteten sich entsetzt. »Schon viele«, murmelte er, »sind hinausgefahren bis hoch in den Norden, wo es so kalt ist, daß der Atem gefriert. Wer diesen Ort verfehlte, kehrte zurück. Der Rest blieb draußen. Wohl für alle Zeit.« Er winkte matt. »Vielleicht gelingt es Ihnen wirklich, ihn zu finden. Man braucht Kraft und Furchtlosigkeit dazu, und ich sehe diese beiden Dinge in Ihnen und Ihren Begleitern.
    Und die Maryjane ist ein gutes Schiff. Alt zwar, doch ein besseres gibt es nicht. Vielleicht kommen Sie sogar an den Ungeheuern dort draußen vorbei, denn wenn Sie zum Großen Abgrund wollen, sind Sie Todgeweihte. Und Todgeweihten sollte das Schicksal gnädig sein, bis sie den Tod finden, der ihnen bestimmt ist.«
    Der alte Kapitän drehte ihnen den Rücken zu.
    »Also«, stellte Farrell nüchtern fest, während er mit David die Steinstufen hinuntersprang, »ist der Große Abgrund in Peijing bekannt. Aber was der Alte sagte, klang nicht sehr

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