Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Kameraden, prächtig geschmückt und ausstaffiert. Dreimal wurden die elf Bahren um das Feuer herumgetragen, dann wurden sie in die Glut gestoßen, und die Barbaren ließen sich im Schneidersitz nieder. Sie warteten.
    Und ich begann zu befürchten, daß die Djerihias ihre Sitten und Gebräuche trotz der offensichtlichen allgemeinen Degeneration nicht geändert hatten.
    Fast eine Stunde lang geschah nichts. Die Nordmänner saßen still auf dem Boden. Manchmal sprang einer der Schamanen auf und rief schrille Worte, die die anderen mit monotonem Geraune beantworteten.
    Dann wurden die Bahren – sie mußten aus einem außerordentlich hitzebeständigen Material bestehen, denn sie waren nur zum Teil verbrannt – wieder aus dem Feuer herausgezogen.
    Dann begann die rituelle Verspeisung der toten Kameraden.
    Ich taumelte zurück.
    Ich hatte während meiner Tätigkeit als Schatten viel gesehen. Ich hatte an Verhören teilgenommen, bei denen alles andere als zimperlich vorgegangen worden war. Ich hatte viele Menschen sterben sehen.
    Aber Kannibalismus ist eine andere Sache.
    Ich erbrach mich. Es war fast nur Galle, da ich nichts mehr im Magen hatte. Der Geruch des gebratenen Fleisches war widerwärtig und schier unerträglich.
    Plötzlich fiel mir etwas ein. Das Amulett! Rasch griff ich unter mein Hemd – und mir fiel ein Stein vom Herzen. Es war noch immer an Ort und Stelle. Vielleicht hatten es die Nordmänner für einen magischen Talisman gehalten und es deshalb nicht angerührt. Laser und Langmesser jedoch waren fort.
    Ich mußte verschwinden, und das so schnell wie möglich. Denn ich legte keinen Wert darauf zu erfahren, welche Zeremonie die Djerihias für einen gefangenen Feind planten. Ich blickte mich erneut um. Nichts. Nur Dunkelheit. Ich vermochte nicht zu sagen, ob sich der Gang noch weiter fortsetzte oder nicht schon nach einigen Metern endete.
    Mir blieb auch nicht mehr viel Zeit zum Überlegen. Denn in diesem Augenblick ertönte unten im Talgrund lautes Geschrei. Kurz darauf näherten sich Schritte. Ich zerrte wild an meinen Fesseln, aber die Barbaren verstanden ihr Handwerk. Sie lösten sich nicht um einen einzigen Millimeter.
    »Gib dir keine Mühe, Fremder«, riet der Djerihias, der mich vor Malgar bewahrt und dann ins Reich der Träume geschickt hatte. »Du wirst deine Kräfte noch dringend brauchen. Also ruhe dich aus, solange du die Möglichkeit dazu hast.«
    Der Berg von einem Mann wurde von zwei anderen begleitet, die wesentlich kleiner als er, aber immer noch ein gehöriges Stück größer als ich waren. Der Hüne holte einige Pflanzenstengel hervor, preßte sie zusammen und träufelte den hervorquellenden Saft über die Klebung an der Höhlenwand. Das Seil löste sich.
    Ich stürzte sofort auf den Eingang zu, doch einer der Nordmänner wischte mich mit einer beinahe spielerischen Bewegung einfach beiseite. Mit dem Kopf prallte ich auf einen Stein, und für eine Minute sah ich nur noch farbige Schleier. Als sich das Bild vor meinen Augen wieder klärte, war ich bereits aus der Höhle herausgeführt worden. Die Männer schleiften mich in die Nähe des Feuers. Dort ließen sie mich los. Ich hatte plötzlich Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Meine Knie zitterten nicht unerheblich.
    »Er ist der Feind!« rief ein Schamane, und die anderen Barbaren stimmten in den Ruf ein.
    »Er muß vernichtet werden!« Wieder wurden die Schreie des Schamanen von den Nordmännern brüllend wiederholt. Ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut.
    Dann kehrte Ruhe ein. Der Schamane drehte sich langsam im Kreis.
    »Der Überlieferung muß Genüge getan werden. Wer wird gegen den Feind kämpfen? Wer wird ihn töten?«
    Ich hatte geahnt, daß es auf so etwas hinauslief.
    Gleich mehrere Männer traten vor, einer finsterer dreinschauend als der andere. »Ich!«
    »Ich!«
    »Ich!«
    Auch der Hüne war unter denen, die mir das Lebenslicht auszublasen gedachten. Er schlug sich selbst auf die Brust und drängte die anderen beiseite.
    Ich wußte, ich hatte nur noch eine Chance.
    »Gegen dich Dickwanst soll ich kämpfen?« rief ich verächtlich. »Wenn du fällst, kommst du doch gar nicht wieder hoch!«
    Der Hüne riß die Augen auf, knurrte und stürmte vor. Ein scharfer Laut des Schamanen ließ ihn jedoch innehalten. Ich schluckte. Zwar gehörte zur Ausbildung eines Schatten auch ein Intensivlehrgang in den gebräuchlichsten Methoden des Nahkampfes, aber was dem Riesen an Geschicklichkeit fehlte, konnte er mit seiner Kraft mehr

Weitere Kostenlose Bücher