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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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einmal davongekommen.
    Über mir wurde es rasch heller. Der Rochen schnellte sich der Oberfläche des Gassees entgegen. Dieser Gedanke war kaum in mir entstanden, da durchstieß der Rücken des Riesen das rote Wallen. Ich atmete wieder richtige Luft.
    Wir waren im Meer! Dies war nicht mehr der Gassee, in den ich mich gestürzt hatte. Es war das offene Meer, oder zumindest ein großes Binnenmeer.
    Und ich sah noch etwas anderes. Nicht weit von uns entfernt kreuzte ein Zweimastschoner. Ich erkannte Menschen an der Reling, die aufgeregt in unsere Richtung wiesen. Dann tauchte der Rochen wieder. Unruhe entstand in mir. Wie sollte ich jemals von dem Rücken dieses Geschöpfes wieder herunterkommen? Das Schiff war so nahe – und doch unerreichbar für mich.
    In diesem Augenblick senkte sich das Fangnetz über uns. Der Rochen schien gar nicht zu begreifen, wie ihm geschah. Ich jedoch wußte es sehr gut, und ich begriff, daß ich wider Erwarten doch noch eine gute Chance hatte.
    Dann merkte »mein« Rochen, daß man ihn fangen wollte. Ich hatte mich in eine Spalte in der rissigen Außenhaut geduckt, um mich nicht in den Maschen des Netzes zu verfangen. Ich wußte, was jetzt kommen mußte, und deshalb sah ich mich rechtzeitig nach Halt um. Schließlich hatte ich mich selbst so verankert, daß ich dem Kommenden ruhig ins Auge blicken konnte.
    Und das war der reine Wahnsinn.
    Der Riese bäumte sich auf, brach nach rechts aus, kippte dann nach links ab und kam mit der Geschwindigkeit einer Rakete wieder in die Höhe. Es krachte dröhnend, als er gegen den Kiel des Schoners prallte, und ich mußte unwillkürlich an die Menschen an Bord denken.
    Mit jeder Fluchtbewegung des Rochens aber zog sich das Netz enger um ihn zusammen. Er hatte keine Chance.
    Eine Stunde später war der Riese so erschöpft, daß er sich nicht mehr zu wehren vermochte. Und auch ich war am Ende meiner Kräfte. Das Netz hatte sich wie eine zweite Haut um den Rochen gelegt, und die Männer an Bord des Fangschiffes holten nun ihre Beute ein.
    Ich konnte nicht viel erkennen, als wir die Oberfläche des Gasmeeres durchstießen. Ich hörte nur entfernte Stimmen in einem eigenartigen Dialekt. Ich wagte es nicht, mich aus der Spalte herauszulösen, denn eine plötzliche Bewegung des Netzes, und ich konnte zerquetscht werden.
    Also wartete ich.
    Es dauerte nicht lange.
    Auslegerboote kamen längsseits, und die Männer begannen damit, ihren Fang zu erlegen. Der Rochen war einfach zu groß, um ihn in einem Stück an Bord zu hieven.
    »Hey!« rief ich. »Hierher!«
    Ich finde nicht die richtigen Worte, um die Überraschung der Fischer zu schildern, als sie mich erblickten. Ein winziger Mensch auf dem Rücken eines Seeungeheuers, gefangen im Netz.
    Bevor ich in eines ihrer Boote umstieg, versteckte ich das erbeutete Metall, die Laserwaffe und die Karte. Ich gab mich als Schiffbrüchiger aus, der Glück gehabt hatte. Auch so war ich eine Sensation. Die Fischer kannten niemanden, der schon einmal eine Reise auf dem Rücken eines Meeresgiganten unternommen hatte.
    Nachdem der Rochen dann zerlegt und in den Frachträumen untergebracht war, setzte der Kapitän Kurs auf die Küste, zur Hafenstadt Xalihat. Von dort aus, so hatten mir die Fischer bereitwillig gesagt, sei es nicht schwer, eine Passage zum Südkontinent zu bekommen. Ja, in nur einem Tag sollte sogar ein großes Schiff mit diesem Ziel auf die Reise gehen.
    Ich triumphierte. Also konnte ich Pitcairn in etwa zwei Tagen erreichen. Dieser Triumph war mein fünfter und entscheidender Fehler. Denn dadurch vernachlässigte ich meine Gedankenabschirmung. Und meine Verfolger schliefen nicht …
     
    *
     
    »Wir scheinen Glück zu haben«, sagte der Späher zufrieden. »Ein barbarischer Stamm. Nicht weit von hier.«
    »Waffen?« erkundigte sich Varley knapp.
    Der Späher schüttelte den Kopf. »Primitive. Speere. Sonst nichts.«
    Varley nickte. »Also gut. Dann los.«
    Die Kolonne der Sklavenjäger setzte sich wieder in Bewegung. Seit vier Tagen waren sie bereits unterwegs, ohne auf eine menschliche Ansiedlung gestoßen zu sein. Jetzt endlich sah es so aus, als sei die Pechsträhne zu Ende.
    Hoffentlich, dachte Varley. Wenn ich mit leeren Händen zu meinem Auftraggeber in Xalihat zurückkehren muß, dann kann ich mich gleich selbst auf dem Markt feilbieten …
    Zwei Stunden später hatten sie das Dorf erreicht.
    Varley nickte erneut, als er die Hütten betrachtete. Die Hütten und die Protopkuppel. »Die Kuppel sieht schon

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