Die Terranauten 061 - Auf Sarym wartet der Tod
anwandten, um sich einen Zugang ins Innere der Korallenstadt zu schaffen.
Und dort war er. Damon Credock, nur ein Geist, nur die Erinnerung an einen Geist.
Die beiden Egosphären trafen sich, vereinigten sich, wirbelten durcheinander …
Und dann manifestierte sich noch ein weiteres Bewußtsein, schwach und doch stark, fremd – und doch vertraut.
Wer ist das?
Ich bin ich.
Euphorie entstand in Lyda Mar, ein Glück, daß das ganze Universum auszufüllen schien.
Es ist unsere Tochter, Damon. Es ist Aura Damona Mar.
Und sie vereinigten sich zu einem Wirbel aus Euphorie, Glück und Ekstase …
*
Die Veränderung war völlig überraschend gekommen. In dem einen Augenblick noch hatte Llewellyn geglaubt, selbst die unmittelbare Nähe zur PSI-Aura der Korallenstadt könne ihm nicht helfen, einen Kontakt zu ihr herzustellen. Dann, in der nächsten Sekunde, wurde sein Denken aus seinem Körper gezerrt, fortgewirbelt wie ein welkes Blatt im Herbststurm, in eine Zone der Stille.
Gedankenfetzen erreichten ihn, Stimmen, die seltsam klangen und die er nicht verstehen konnte. Er spürte eine ungeheure Fremdartigkeit.
Das sind die Nachklänge, von denen Lyda erzählt hat, dachte der Riemenmann.
Er schwebte weiter umher, lauschte den Stimmen, deren Sprache keinen Sinn ergab.
Und dann …
Mar-Estos, Mar-Estos, Mar-Estos …
Llewellyns Gedanken froren für einen Augenblick ein.
Hier bin ich. Hier. HIER!
Der Nachklang hallte an seine telepathischen Ohren, und Llewellyn machte eine erschreckende Erfahrung.
Sein Nachklang hatte die geistige Stabilität verloren. Er war verrückt!
Hier bin ich, dein anderes Ich. Du hast lange gewartet. Aber hier bin ich.
Mar-Estos, Mar-Estos, Mar-Estos …
Er kann mich nicht verstehen. Innerhalb dieses Auren-Universums lebt mein eigener Nachklang noch in einer anderen, ureigenen Alptraumwelt.
Llewellyn 709 vergeudete keinen Gedanken an den seltsamen Umstand, daß hier in den Ausläufern der PSI-Aura seine PSI-Fähigkeiten offenbar wiedererwacht waren, daß hier die neutralisierende Strahlung, die bis zur Bahnhöhe des siebten Planeten reichte, unwirksam war. Es war nicht wichtig.
Bilder erreichten ihn.
Er sah einen hochgewachsenen Mann, einen Treiber. Und er sah eine Frau, eine schöne Frau, deren Gesicht von innen heraus zu leuchten schien, als sie sich umarmten, das gleichzeitig aber auch grenzenlose Trauer ausdrückte.
Myriam.
Zwei Körper, die sich vereinigten. Myriam und Mar-Estos, ein Mar-Estos, der noch kein PSI-Monster war, noch nicht von goldenen Riemen verunstaltet wurde.
Ein anderer Mann mit einem seltsamen Funkeln in den Augen – Gayheen. Gayheen, der Mar-Estos, den Neffen Growan terGordens, ausstechen, ihm sein Erbe abspenstig machen wollte. Sein Erbe – der Biotroniks-Konzern, damals, als David noch nicht geboren war.
Llewellyn erschrak plötzlich, als ein seltsamer Gedanke in ihm entstand. War es möglich? War es denkbar, daß …?
Er hatte mit Myriam mehr als einmal intimen Kontakt gehabt, auch dann noch, als sie mit dem alternden Growan verheiratet war. Die Zeit …
War David vielleicht gar nicht der Sohn Growans? War er, Llewellyn alias Mar-Estos, der Vater David terGordens?
Nein, das war zu phantastisch. Oder …?
Andere Bilder.
Der hochgewachsene Mann stieg mit Gayheen in einen Gleiter, um den Widersacher, den Agenten Max von Valdecs, auszuschalten und fortzuschaffen. Er sah noch einmal die Falle der Graugardisten, ertrug noch einmal die qualvollen Verhöre durch die Psycho-Techniker des Kaiser-Konzerns.
Darum war er nie wieder in Growans Palast aufgetaucht. Darum war er damals, vor Davids Geburt, so spurlos verschwunden!
Mar-Estos, Mar-Estos, Mar-Estos …
Wieder Bilder. Er blickte noch einmal in die Gesichter des Todeskommandos, das ihn exekutieren sollte, fühlte die Erleichterung, als im letzten Augenblick sich das Blatt noch einmal wendete. Growan hatte erfahren, daß sein Neffe in der Gewalt Kaisers war, und er hatte diesen Fall vor dem Konzil zur Sprache gebracht. Damals war seine Macht schon brüchig gewesen, und es war ihm nicht mehr gelungen, die Konzilsversammlung dazu zu bewegen, von Valdec zu fordern, Mar-Estos freizulassen.
Daraufhin hatte Growan auf das ungeheure PSI-Potential Mar-Estos’ verwiesen, gefordert, ihm eine Primzahl zu verleihen, die das Leben seines Neffen schützen sollte, die Primzahl 709. Schon damals hatte es Testreihen gegeben, die zum Ziel hatten, das psionische Potential von Treibern künstlich zu
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