Die Terranauten 062 - Die Hölle von Arioch
stillegen!« befahl Lumis. »Wir haben nur noch die Chance, uns energetisch totzustellen. Helme dicht!«
Die beiden Gardisten folgten seinen Anordnungen sofort. Wenige Sekunden später war es in der Kanzel der Raupe vollkommen finster. Eine seltsame Stille hüllte sie ein, die nur von dem schabenden Kratzen unterbrochen wurde.
Und dann plötzlich drang Licht an Maron Lumis’ Augen. Es war ein gelbliches Licht, das nicht von den Instrumenten stammte, sondern von Arioch. Nur einen Sekundenbruchteil später zerrte eine gewaltige Kraft an den Körpern der Gardisten. Die Hochdruckatmosphäre des Höllenplaneten war explosionsartig ins Innere des Fahrzeugs gedrungen.
Sie haben sich zu uns durchgefressen, dachte Lumis.
Das schabende Kratzen kam näher.
*
Vorsichtig schob sich Oinji, der PSI-Schmarotzer, in eine der Spalten hinein, die den Zugang zur Quelle bildeten. Schon konnte er die Ausstrahlungen der Quelle spüren. Sie waren kraftvoll wie immer, und sein Sensorstengel begann, vor Gier zu zittern. Erst jetzt merkte Oinji, daß der kurze Kampf mit den Aufrechten und vor allen Dingen mit dem Fremd-Fremden ihn einen großen Teil der Kraft gekostet hatte.
Gut, daß das die anderen Orkansegler nicht gemerkt hatten.
Seine Klammerwurzeln strichen über die glatte, felsartige Oberfläche des schmalen Ganges, suchten nach Halt. Dunkel erinnerte er sich an die Zeit, als er mit wunder Außenschale diesen Weg gekrochen war, nur von der Absicht beseelt, den sieben Geistersamen des Groß-Bruders zuvorzukommen. Jetzt war es anders. Er war nicht verletzt, nur ein wenig geschwächt, und es war niemand da, der ihm zuvorkommen wollte.
Die Struktur seiner Außenschale änderte sich selbständig. Die Entzugserscheinungen in seinem gallertartigen Körperinnern nahmen jäh zu.
Lange hatte er keinen Kontakt mehr mit der Quelle gehabt. Viel zu lange hatte er sich von ihr ferngehalten. Aber schließlich hatte er jetzt als Stammesoberhaupt auch eine große Verantwortung zu tragen.
Und dann kam der Kontakt.
Oinji hatte das Gefühl, seine Außenschale müsse bersten. Aber es war kein Schmerz, der in ihm tobte, es war Euphorie. Ein Reflex ließ die Steuerhäute und Gleitmembranen aus seiner Außenschale gleiten, und dann schwebte er auf die goldene Aureole zu, die Quelle, Ursprung aller Freude und Kraft.
Phantastische Energien strömten in seinen Körper.
Aber dann veränderte sich etwas.
Oinji merkte es zunächst gar nicht, so sehr war er in seinen PSI-Rausch vertieft. Doch dann spürte er eine Kraft, die ihn von der Quelle abtreiben ließ.
Die Steuerhäute zogen sich zusammen und dehnten sich wieder aus, trieben ihn erneut auf die goldene Aureole zu. Sein Sensorstengel zitterte stärker, diesmal nicht aus Euphorie, sondern aus Besorgnis und Unruhe.
Bilder entstanden in ihm.
Er sah Aufrechte, die zur Quelle vordrangen, dabei heiße Blitze von sich schleuderten.
Empörung entstand in ihm. Wollten die Fremden vielleicht die Quelle aller Freude zerstören?
Dann stellte er fest, daß die Bilder eine andere Quelle zeigten, eine, die von einem grünen Leuchten umgeben war. Die Quelle war in einem rosafarbenen Kegel untergebracht.
Die Ausstrahlung der goldenen Aureole veränderte sich weiter. Oinji hatte immer mehr Mühe, nicht davongetrieben zu werden. Schließlich mußte er sogar die Luftkammern in seinem Hinterleib öffnen, um seine Lage zu stabilisieren. Und der Druck, der ihn vorwärts treiben sollte, war längst nicht so stark wie gewohnt.
Die Aufrechten griffen die Quelle an. Und die Quelle wehrte sich dagegen.
Oinji legte voller Entrüstung die Gleitmembranen wieder an.
Sein PSI-Hunger war gestillt, aber er wußte plötzlich, daß dies der letzte Kontakt mit der Quelle war, wenn die Aufrechten nicht an ihrem Frevel gehindert wurden.
Die Veränderung erinnerte ihn an etwas. Bei manchen Orkansegler-Stämmen existierten seltsame Legenden, die von einer Zeit sprachen, zu der noch viele Groß-Brüder durch die Orkane und Kristallzyklone der Welt geschwebt waren. Eine Zeit, zu der die Quelle weitaus mächtiger und von anderem Leben erfüllt gewesen war. Damals – wenn es eine solche Zeit wirklich jemals gegeben hatte – war jeder Orkansegler, der dem Quellenhügel zu nahe gekommen war, wie von einer Zyklonböe davongewirbelt worden.
Oinji konnte seine Lage nicht länger stabilisieren. Die veränderte Strahlung warf ihn zurück, schleuderte ihn hart gegen die Höhlenwand. Es konnte ihn nicht verletzen, aber die
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