Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne

Titel: Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler

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Viele jedoch erkennen diese Wahrheit nicht. Jene, die im Überfluß leben.« Und er – wenn es ein »er« war – hob einen der dünnen Arme und deutete hinauf in den Himmel, dorthin, wo das Land offensichtlich fruchtbarer war und wo es Wasser im Überfluß gab.
    David trat einen Schritt vor. »Wir bitten um Hilfe. Könnt ihr uns bis zur nächsten Siedlung mitnehmen, Hohe Herren?«
    Einen Augenblick war Stille. Dann ertönten wieder die seltsamen Zischlaute.
    »O ja«, entgegnete ein anderer Silberner. »Wir werden euch mitnehmen.« Und mit diesen Worten schleuderte er in einer fließenden Bewegung ein netzähnliches Gebilde in ihre Richtung.
    Llewellyn hatte genau auf diesen Moment gewartet. Die an die Wagen Angeketteten hatten sich, als die Karawane stoppte, müde und ausgelaugt in den Sand niedergelassen. Sklavenhändler, dachte er. Und mir sollen die goldenen Riemen verschmoren, wenn die Kerle nicht auch mit uns ins Geschäft zu kommen versuchen!
    Er riß die Waffe aus dem Holster – wie sie dahin gekommen war, wußte er nicht. Alles nur Symbole, sagte er sich, alles nur Symbole – und preßte den Auslöser nieder. Keine Reaktion. Und im nächsten Augenblick berührte ihn das Netz.
    Es war kein Netz. Es war ein organisches Wesen, das die Silbernen offenbar für bestimmte Aufgaben domestiziert hatten. Die Netzfäden waren klebrig und widerstanden jedem Versuch, sie abzustreifen. Sie zogen sich eng um den Körper zusammen, fesselten Arme und Beine, machten den Befallenen bewegungslos.
    Dann wendeten die Silbernen.
    Die Fangnetze waren mit dünnen Leinen mit dem Zaumzeug der Laufkröten verbunden. Als sie auf ihren vier Beinen davonstürmten, wurden Lyda, David und Llewellyn einfach mitgerissen. Es war schier mörderisch. David dachte an Lyda und ihre Leibesfrucht. Sie hatte Damon Credock verloren. Sein Kind war ihr geblieben. Ihre Körper prallten nun mit hohem Tempo gegen kleinere Felsbrocken. Wenn es noch lange so weiter ging, dann konnte es einen trainierten Mann umbringen. Ob es das in ihrem Leib heranwachsende Kind überlebte, war fraglich.
    Aber vielleicht, dachte er, ist auch das nur ein Symbol. Ein Symbol, das wir nicht verstehen.
    Die Karawane kam näher, die Laufkröten verlangsamten ihr Tempo. Andere Silberne tauchten auf und lösten die Fangnetze. Dann schwangen sie Peitschen. Die Schmerzen trieben ihnen die Tränen in die Augen. Und sie konnten sich nicht wehren. Llewellyn war ein wenig besser dran. Er wurde von den Riemen geschützt. Und er wurde auch nicht so oft geschlagen. Offenbar hielten die Silbernen ihn für besonders wertvoll.
    Dann wurden sie angekettet zwischen abgemagerten, ausgelaugten Menschen und anderen Wesen, die sie noch nie zuvor gesehen hatten.
    Bald darauf setzte sich die Karawane wieder in Marsch.
    Der Durst brannte wie Hollenfeuer in der Kehle.

    *

    Die MHD-Generatoren des Ringos summten gleichmäßig und monoton. Ab und zu richteten sich die Augenoptiken des Cyborgs auf die Außenbildschirme. Einige hundert Meter unter ihm war der Ozean, der die beiden Landmassen Saryms voneinander trennte. Grün, blau, manchmal auch grau. Fast unbewegt.
    Nach einer halben Stunde tauchte voraus Nebel auf. Dor Masali schaltete auf den Autopiloten um. Die Positionsdaten der maritimen Korallenstadt waren in dem Steuercomputer gespeichert. Er würde sein Ziel auch in diesem undurchdringlichen Nebel nicht verfehlen.
    Er bewegte den linken Greifarm seiner Überlebenseinheit, um das Tempo zu erhöhen. Das Metallglied führte ruckartige Bewegungen aus, und Dor Masali hatte für eine oder zwei Sekunden Schwierigkeiten, den Arm wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
    Zersetzungsprozeß schreitet weiter fort, meldete der Minicomputer. Chemische Stimulierung wirkungslos. Schädigung bereits irreparabel. Strahlungsschäden auch in den peripheren Nervenverbindungen. Automatische Sicherheitsabschaltung aller Funktionen bei Eins Eins Null gemäß gespeichertem Programm. Gefahr durch eine außer Kontrolle geratene Energiezelle wird dadurch eingeschränkt.
    Dor Masalis Hirn verstand nicht. Es begriff nur, daß die Möglichkeit bestand, daß es in absehbarer Zeit die Einwirkungsmöglichkeit auf seine Umwelt verlor. Und das durfte nicht geschehen. Vorsichtig ging er daran, mittels genau abgestimmter Gedankenbefehle, die von speziell entwickelten elektronischen Sensoren aufgenommen und weitergeleitet wurden, bestimmte Schaltkreise zu umgehen.
    ZIEL ERREICHT, flammte es vor ihm auf einem Monitor auf.
    Der