Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne
Laute, manche Passanten antworteten.
Sie preisen ihre Waren an, dachte David angewidert.
Zusammen mit den anderen Gefangenen wurden sie in einem großen Schuppen untergebracht. Stroh bedeckte den Boden, der Gestank von Kot und Urin schlug ihnen entgegen. Die Wände des Schuppens waren aus behauenem Stein. Dicke, schwere Eisenringe waren darin eingelassen, und an diese Ringe wurden sie erneut angekettet. Zum Glück machte sich kein Silberner die Mühe, Lyda, Llewellyn und David voneinander zu trennen.
Bald darauf erhielten sie Wasser und Nahrung. Zum erstenmal genug, um die Bedürfnisse aller Angeketteten zu stillen. Die fremdartigen Intelligenzen wurden nicht gesondert behandelt. David hoffte, daß ihr Metabolismus diese Nahrung vertrug.
Danach sanken sie in den Schlaf der Erschöpfung, aus dem sie am nächsten Morgen von einer Gruppe Silberner recht unsanft geweckt wurden – mit einer Peitsche. Wie Vieh wurden sie auf den Markt getrieben, wo bereits eine große Menge potentieller Käufer auf sie wartete. David wagte es nicht, ein Wort mit Lyda oder Llewellyn zu sprechen.
Der Riemenmann wurde bestaunt, aber kein Käufer hatte wirklich Interesse, diesen sonderbaren Sklaven zu erstehen. Einige Extraterrestrier wechselten den Besitzer, ebenfalls einige Menschen.
Zwei weitere Tage vergingen. Die drei Terranauten erholten sich langsam wieder. Lyda Mar ging es schlecht. Immer öfter sank sie in eine tiefe Trance, aus der sie nur zögernd wieder erwachte. Sie sprach nur selten. Und wenn, dann verstanden David und Llewellyn sie nicht. Sie hatte Angst um ihr Kind, das war offensichtlich, aber in ihr war noch etwas anderes. Manchmal glühten ihre Augen hoffnungsvoll.
In der sechsten Nacht nach ihrer Ankunft in der Wüstenstadt sah David wieder den gesichtslosen Fremden.
»Die Lage spitzt sich zu«, sagte der Fremde. »Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich werde versuchen, euch zu helfen, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffen kann. Der Störeinfluß ist zu groß. Ihr müßt ihn eliminieren. Beeilt euch. Erkennt eure wahre Stärke.«
Und bevor David noch etwas zu sagen vermochte, war der Fremde schon wieder verschwunden.
Keine halbe Minute später traten sechs hochgewachsene Gestalten in den Schuppen. Ihre Augen schienen in der Dunkelheit, die hier herrschte, zu glühen. Einige Silberne eilten herbei und lösten ihre Ketten. Die anderen Gefangenen sahen nur kurz auf und schliefen dann weiter.
David, Llewellyn und Lyda erhoben sich. Sie ahnten, daß eine Entscheidung näherrückte.
Denn die sechs Gestalten waren die Supertreiber Valdecs, die wie sie einen Zugang ins Innere der PSI-Aura suchten.
*
Der Kommunikator summte, aber Dor Masali kümmerte sich nicht darum. Seine Augenoptiken waren starr auf die drei glühenden Sensorpunkte gerichtet.
Vollabschaltung wird notwendig, meldete der Computer. Programm läuft ab … Jetzt!
Dor Masalis Denken hatte sich weiter verzerrt. Er begriff nicht mehr alles von dem, was um ihn herum vor sich ging. Aber er verstand, daß etwas ihn daran zu hindern versuchte, die Korallenstadt zu vernichten und damit die drohende Gefahr abzuwenden.
Er berührte den ersten Sensorpunkt. Dann den zweiten. Und den dritten.
Die zeitlich limitierte Zündung lief an. Masali brauchte zwei Sekunden, um den rechten Greifarm seiner kegelförmigen Überlebenseinheit so weit unter Kontrolle zu bringen, daß er die Steuereinheit des Ringos in der beabsichtigten Weise berührte.
Die Triebwerke dröhnten auf, beschleunigten das Kleinraumschiff, trieben es von der Korallenstadt fort.
Einige Sekunden später begann der Ozean zu verdampfen. Drei glühende Sonnen entstanden dicht unter der Wasseroberfläche, dehnten sich aus. Ein Geysir aus kochendem und verdampfendem Wasser schoß in den Himmel, fast bis in die Stratosphäre hinauf. Eine gewaltige Bö packte den Ringo und schleuderte ihn aus dem Kurs. Die energetischen Stabilisatoren jaulten überlastet auf.
Dor Masali lachte sein monotones, metallenes Lachen.
Eine gewaltige Flutwelle breitete sich ringförmig aus, ein oder zwei Dutzend Meter hoch, schäumend und gischtend.
Masali zwang den Ringo in eine langgestreckte Kurve und näherte sich dann wieder vorsichtig der Position der Korallenstadt. Die Strahlungsdetektoren heulten auf. Der Cyborg ignorierte sie ebenso wie den Kommunikator, der noch immer aufgeregt summte.
Die Augenoptiken richteten sich auf die Ortungsanzeigen.
Das Summen der Überlebenseinheit wurde eine Nuance lauter.
Die
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