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Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne

Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne

Titel: Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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atmosphärischen Winden erfaßt und auseinandergetrieben. Der Manipulator analysierte die bisher bereits eingetretenen Modifikationen. Noch waren die Veränderungssamen nicht sonderlich weit vorgedrungen, aber die Lebenseinheiten reagierten. Sie verwandelten sich. Sie formten sich um. Sie bereiteten sich auf die Große Aufgabe vor. Sie würden bereit sein, wenn es soweit war.
    Wenn es dazu kam …
    Erste, noch rudimentäre Impulse trafen auf die Synapsen des Manipulators. Ein neues Geräusch tönte durch die Halle der Ewigkeit. Ein sanftes Zirpen, melodiös, sirenenhaft.
    Erste Blütenknollen entstanden an den wachsenden Keimlingen.
    Der zurückgelassene Samen.
    Die Knospen des Baumes …
    Bald schon, frohlockte der Manipulator, werde ich wieder kommunizieren und dienen können. Wenn es auch – vielleicht – nur für eine kurze Zeit ist.
    Die Schößlinge bewegten sich. Das Zirpen intensivierte sich. Die wachsenden Knospen des Baumes sangen.
    Währenddessen zogen die Veränderungssamen weiter. Sie stiegen aus dem Schilf im Hochtal südlich der Nordbarriere empor. Sie veränderten.
    Aber es gab auch Teile im kontinentumfassenden Lebenssystem, die von den Knospen nicht berücksichtigt worden waren.
    Sie nannten sich Surinen.
    Es waren Menschen …
     
    *
     
    Die Reise dauerte drei Tage. Bereits nach dem ersten Tag waren die Terranauten so abgestumpft wie die anderen Gefangenen. Nur einmal am Tag erhielten sie etwas Wasser und einige undefinierbare Nahrungsbrocken, die widerlich schmeckten, aber zumindest das bohrende Gefühl in den Eingeweiden betäubten. Das war auch der einzige Zeitpunkt, an dem Leben in die dürren, ausgezehrten Gestalten kam.
    Wind kam nicht auf. Sie wußten nicht, ob sie ihn herbeisehnen oder über diesen Umstand glücklich sein sollten. Denn wenn der Wind ausgereicht hätte, dann wären die Segel der Wüstensegler gesetzt worden. Dann hätte sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Karawane durch die nicht enden wollende Wüste bewegte, sicher erhöht. Und sie glaubten kaum, daß die Silbernen ihren Angeketteten erlaubt hätten, mit an Bord der Segler zu steigen …
    Gegen Abend ließ die mörderische Hitze nach. David hatte sich oft gefragt, woher Hitze und Licht kamen. Es war ein glühender Punkt inmitten der Realität der Hohlwelt, eine Kunstsonne vielleicht, oder auch etwas anderes, das sie nicht kannten. Nach dreizehn oder vierzehn Stunden etwa erlosch diese Kunstsonne, und Dämmerung breitete sich aus. Mit der Dämmerung kam die Kälte, die erst als angenehm, ja, erlösend empfunden wurde, dann jedoch genauso schlimm wie die Hitze des Tages war. In der ersten Nacht waren zwei Gefangene erfroren. Ein Mensch und ein anderes Intelligenzwesen, das sich auf drei stummelartigen Beinen bewegt und einen beulenartigen Kopf geschüttelt hatte. Sie waren stumm gestorben, und die anderen hatten sich nicht um sie gekümmert. In der folgenden Nacht waren es bereits vier, in der dritten wieder zwei. Die Silbernen hatten diese Verluste offenbar einkalkuliert, denn sie zeigten mit ihren Reaktionen, daß sie nicht überrascht waren. Die Toten wurden von ihren Fesseln befreit und im Sand zurückgelassen. David hatte sehen können, wie sich bald darauf schuppige Leiber und hungrige Mäuler über sie hergemacht hatten.
    Nur nicht schlappmachen, sagte er sich immer wieder. Sonst endest du genauso. Ob nun Symbolrealität oder nicht.
    Die schwarze, gesichtslose Gestalt tauchte nicht wieder auf. Hatte er sie wirklich gesehen, oder hatte er sie sich nur eingebildet?
    Vielleicht, dachte er einmal, ist dies hier die wirkliche Realität und alles andere nur ein schöner Traum.
    Am Mittag des vierten Tages erreichten sie schließlich die Siedlung.
    Es war eine Wüstenstadt, an einer Oase gelegen, bestehend aus mehrstöckigen weißen Häusern, die das grelle Licht der Kunstsonne blendend hell reflektierten. Palmenähnliche Bäume spendeten nur wenig Schatten, aber wenig war immer noch besser als gar nichts. Direkt vor der Stadt ertönten Schreie und Rufe, woraufhin sich ganze Horden von Laufkröten in Bewegung setzten, Reiter, die Speere und andere undefinierbare Waffen schleuderten, mit Fangnetzen hantierten.
    »Eine militärische Übung«, raunte Llewellyn David zu. »Das hier ist ein Armeelager.«
    Eine Peitsche knallte, und David zuckte zusammen.
    Dann ging es in die Stadt hinein. In Kutten und Talare gekleidete Gestalten blieben stehen und sahen ihnen neugierig entgegen. Die Silbernen riefen ihre zischenden

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