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Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer

Titel: Die Terranauten 065 - Die Lebensbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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der Fühler in sich aufsaugte und empfand, wie ein Mensch einen glockenhellen Ton empfinden würde, sah er die Bereitschaft der »Musiker«. Sie hatten Instrumente vor sich stehen, die teilweise haushohe Ausdehnung besaßen. Im wesentlichen bestanden sie aus einer verwirrenden Anordnung beweglicher und flexibler Teile, die bei richtiger Bedienung zusammenwirkten und ein auf das spezielle Empfinden der Carmas abgestimmtes Muster erzeugten.
    Die Instrumente waren deshalb so groß, damit ihre Darbietung auch von den persönlich anwesenden Carmas verstanden wurde. Die Bewegung mußte auch in den letzten Klängen klär erkenntlich sein, sonst kam die Wirkung fehlerhaft an, was die Auswirkung von defekten Musikinstrumenten in den Händen viertklassiger Musiker gehabt hätte.
    Die Anwesenden waren Kunstverständige und würden mit »Katzenmusik« nicht einverstanden sein.
    Kerym Sahs hatte sich oftmals gefragt, wieso nicht jeder Carma diesen Genuß verstand. Es lag offensichtlich an der Empfindlichkeit des Verständnissektors im Gehirn oder auch an der Kapazität des »Hörauges«. Für die meisten Carmas war ein solches Konzert das reinste Chaos und wirkte eher beängstigend denn als Genuß. Es gab sogar strikte Gegner dieser Konzerte, die das Publikum mit den Leuten in den »Stätten der Anpassung« verglichen.
    Das ließ die Experten kalt. Sie genossen die Darbietungen und scherten sich überhaupt nicht um die Kritiker.
    Die Grundmentalität der Carmas, die Toleranz vorschrieb, sorgte dafür, daß die Konzerte weiterhin stattfanden und niemand wirklich und nachdrücklich daran Anstoß nahm. Es blieb beim gelegentlichen und im Grunde genommen gutmütigen Spott der Banausen, also der Kunstgegner.
    Und noch eine weitere Szene wurde gezeigt, während die Fühler des Solisten unermüdlich vibrierten: das Zentrum der Bühne. Kerym Sahs hatte sich schon gewundert, warum sie die ganze Zeit leer geblieben war.
    Stufenförmig waren Barrieren errichtet. Und nun sprangen auf diese Barrieren besonders schlank gewachsene Carmas. Eine absolute Seltenheit. Diese Carmas waren angestrichen und stellten ein irres Farbenmuster dar.
    Sie bewegten sich im Rhythmus, was zunächst nur das rein visuelle Empfinden anregte. Köstlich! Berauschend! Kerym Sahs wäre am liebsten aufgesprungen und hätte einen wilden Tanz begonnen. Im letzten Augenblick besann er sich: Er befand sich überhaupt nicht im Konzertsaal und war nur ein Zuschauer, weitab vom eigentlichen Geschehen.
    Plötzlich geschah das Unerwartete, die Eskalation: einmalig, bislang unvorstellbar!
    Denn die Tanzbewegungen der Carmas auf den stufenförmig errichteten Barrieren regten auch das »Hörauge« an!
    Die tänzerischen Bewegungen wurden in zweierlei Hinsicht empfunden und verarbeitet: rein optisch und auch vom Verständigungszentrum im Gehirn des Präsidenten.
    Der Tanz im Glanz der Farben, die wilde, rhythmische Bewegung der Tänzer, die sich jetzt schlängelten wie Fühler, ließen vergessen, daß sie Carmas waren. Sie hatten sich selbst zu Instrumenten gemacht. Man sah nur noch die Bewegung im absoluten Gleichklang. Sie erzeugten ein vibrierendes, sich ständig veränderndes Farbenmuster, und die Bewegungen wurden vom Hörauge aufgenommen.
    Hinzu kamen das fein abgestimmte Spiel der Instrumente und die Darbietung des Chors.
    Die aufgenommenen Bilder für das »Hörauge« wurden mosaikförmig geteilt. Auf dem Schirm waren etwa zwanzig Eindrücke gleichzeitig sichtbar.
    In der Tat, nur ein begabter Carma konnte damit etwas anfangen. Für einen gewöhnlichen Carma wäre die Verwirrung komplett gewesen. Ein Mensch gar hätte wahrscheinlich darüber den Verstand verloren.
    Die Ekstase beherrschte Kerym Sahs und griff auf jede Faser seines Daseins über.
    Es war wie eine heilmachende Droge. Sie machte süchtig auf eine positive Art.
    Kerym Sahs hatte den richtigen Weg gewählt. Nach dem Genuß dieses Konzertes war er ganz wieder der alte. Die tödliche Gefahr, die seiner Rasse drohte, würde ihn in keiner Weise mehr erschüttern.
    Er würde seine Rolle als Präsident der zweiundzwanzig vereinten Planeten bis in die letzte Konsequenz und mit aller ihm zur Verfügung stehenden geistigen Kraft spielen.
    Das Volk würde mit ihm zufrieden sein. Er würde sein Vertrauen in keiner Weise mißbrauchen.
    Und dann war plötzlich alles zu Ende.
    Kerym Sahs brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß jemand die Empfangsanlage ausgeschaltet hatte.
    Eine Ungeheuerlichkeit! Das konnte nur ein Banause

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