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Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Titel: Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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stechendem Sonnenlicht verschwanden.
    Licht …
    Am Tag war es so hell auf Lancia, daß die ungeschützten Augen eines Menschen binnen weniger Stunden erblindeten. Und in der Nacht standen die Monde am Himmel, kosmischen Scheinwerfern gleich, die keine Finsternis aufkommen ließen, sondern milden, herbstlichen Glanz über die Myriaden Seen, die unfruchtbaren Wüsten und die roten, braunen und gelben Hügelgebiete warfen.
    Die Luft tanzte und flimmerte in der Tageshitze, und nur an den Ufern der schwarz wirkenden Gewässer waren die Temperaturen erträglich, dort, wo sich die Sippen der dunkelhäutigen Humos niedergelassen hatten und sich von den Fischen und den Wasserpflanzen ernährten.
    Nie war es still auf Lancia gewesen, seitdem sich der Kaiser-Lancia-Komplex in der Nähe des Gandhi-Sees angesiedelt hatte und sich Maschinen in den Boden wühlten auf der Suche nach Rohstoffen für die Produktion der Energiespeicherzellen.
    Doch nun hatte sich ihr geschäftiges Treiben in manische Besessenheit verwandelt, ihre Zahl sich verzehnfacht, und sie waren ausgeschwärmt in alle Himmelsrichtungen, um Berge abzutragen und Täler auszuheben und Seen zu entwässern.
    Kaisergrad, die Stahlstadt unter der gleißenden, mörderischen Sonne, deren ultraviolette Strahlen jeden ungeschützten Menschen krebsrot grillten, war jetzt von einem breiten Gürtel hastig installierter, roher Industriekomplexe umgeben, die Beute von Valdecs interstellaren Raubzügen, und aus hohen, schlanken Schornsteinen stiegen fette Rauchwolken in den Himmel.
    Einst hatte der Himmel mit seiner blauen Wölbung an die Erde erinnert, doch nun wirkte er rußig und grau, und Millionen Staubpartikel brachen das Licht der Sonne, so daß glitzernde, gleißende Wolken für Stunden träge dahindrifteten, bis der Abendwind sie zerriß.
    Stahlwerke und Walzstraßen erstreckten sich unter dem verschmutzten Firmament, Fabriken zur Herstellung kristallsynthetischer, chemischer oder elektronischer Produkte, Protopfarmen, Computer-Fertigungsstätten, hier ein Raumhafen, dort eine Erzhütte, Abraumhalden, die pilzförmigen Türme der Mikrowellenkollektoren, Raffinerien und die silbrigen Schienenstränge der MHD-Bahnen … Ein Labyrinth aus Stahl, Kunststoff, Protop und Schutt, in dem computergesteuerte Transporter wie exotische Käfer hin und her krabbelten.
    Das schwarze Wasser der nahen Seen war nun schaumbedeckt und von giftig wirkenden Farbschlieren durchzogen, und bizarre, fisch- und garnelenähnliche Geschöpfe trieben bäuchlings an der Oberfläche mit säurezerfressenen Kiemen und geblähten Leibern, getötet von ungeklärten Abwässern, von chemischen Rückständen und schwermetallverseuchtem Klärschlamm.
    Die Sippen der Humos, die einst an ihren Ufern gelebt hatten, waren vertrieben oder von den Supertreibern Valdecs suggestiv konditioniert und in den Arbeitsprozeß eingegliedert worden, als Aufseher in den Erzbergwerken, die im Tagebau ausgebeutet wurden, als Knopfdrücker in den Fabriken oder Rohstoffprospektoren …
    Maschinenungetüme zerwühlten die Landschaft auf der Suche nach Erzen für die hungrigen Fabriken, die Tag und Nacht dröhnten und produzierten, niemals ruhten, gesteuert von dem Computerzentrum in Kaisergrad und kontrolliert von Männern und Frauen, die noch vor Wochen und Monaten unter dem Licht anderer, fremder Sonnen gelebt hatten.
    Auch sie waren – wie die Fabrikkomplexe, die Schürfroboter und die computerisierten Förderbänder – Beute der Weltenplünderer, Valdecs Werkzeuge, mit denen er seine Rückkehr zur Erde vorzubereiten gedachte.
    Es war ein hektisches, insektenhaftes Treiben, das diesen Teil des Planeten Lancia in eine einzige Baustelle verwandelt hatte, und ohne Unterlaß schwebten mit Hilfe von MHD-Generatoren Fertigbauteile hinauf in den Orbit, um in der Kreisbahn von Menschen und Maschinen zu Raumschiffen und Energiesatelliten zusammengefügt zu werden.
    »Die Arbeiten schreiten gut voran«, sagte Baumeister Zarkophin mit unüberhörbarem Stolz.
    Valdec nickte schweigend.
    Die beiden Männer befanden sich tief unter der Erde in einem Hohlraum im Granit, von Stahl und Kunststoff und Protop umhüllt, und der kreisförmige Saal war nicht ohne Grund der Schaltzentrale des Berliner Kaiser-Gebäudes nachempfunden.
    Ein Stückchen Heimat, dachte Max von Valdec. Als ständige Erinnerung an die erlittene Schmach und Mahnung, das Unrecht ungeschehen zu machen.
    Bildschirme reihten sich aneinander. Terminals bedeckten den Boden, der

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