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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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die anderen Gleiter weiter, die daraufhin beschleunigten und bald im stumpfen Grau des Orkans verschwunden waren. Ihre Aufgabe war es, die anderen Quallen zu finden.
    Duryea verspürte deutlich die steigende Unruhe des riesigen Geschöpfes unter ihr. Zwar konnten selbst die stärksten Orkane einer Seerosenqualle im Prinzip nichts anhaben, doch der aufgewühlte Ozean zerstörte die Einheit der weit hinabreichenden Flimmerhärchen, mit denen sie sich fortbewegten und Plankton aufnahmen. Es geschah nur sehr selten, daß ein Orkan über Tage andauerte, aber wenn es der Fall war, dann bestand tatsächlich eine sehr reale Gefahr – die des Verhungerns. Das Stoffwechselsystem einer Qualle war auf beinahe ständige Nahrungsaufnahme angewiesen.
    Duryea besaß keine besonders ausgeprägte Erfahrung als Mittlerin, aber es gelang ihr dennoch, den Kontakt zu dem Rudimentärbewußtsein zu festigen, Ruhe zu suggerieren und die Qualle Richtung Norden zu steuern, auf die Küste Surins zu, die immer noch einige Dutzend Kilometer entfernt war.
    Stunden vergingen. Die Müdigkeit in der Psychomechanikerin steigerte sich weiter. Ihre eiserne, mentale Disziplin sorgte jedoch dafür, daß der Kontakt und das Steuern nicht vernachlässigt wurden. Gewaltsam mußte sie die Gedanken an das quasipsionische Band verdrängen, das sich in ihr weiter zu verfestigen begonnen hatte. Aber Arvid Alarone hatte ihr nicht geantwortet. Er schwieg. Und eine Stimme, die immer wieder aus den Tiefen ihres Unterbewußtseins auftauchte, sagte ihr, daß die ihm drohende Gefahr weiter zunahm.
    Arvid, wo bist du? Kannst du mich hören? Arvid!
    »Duryea?« sagte der Pilot leise. »Du darfst nicht nachlassen. Konzentrier dich …«
    Sie nickte. Aber die Erinnerungsbilder an Melbahrn-Suth waren so intensiv. Und die Gefahr, in der ihr Mentalpartner schwebte … Wenn sie ihm doch nur helfen könnte! Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, den so lange vermißt und tot Geglaubten vielleicht ein zweites Mal zu verlieren – und dann endgültig.
    Irgendwann ließen das Wüten und Toben des Orkans nach. Die dunklen Wolkenberge am Himmel rissen auf; goldenes Licht ergoß sich über einen grünblauen Ozean, dessen Wellen wieder ruhiger und flacher wurden. Die Gedankenströme der Stummen Treiber in der Seerosenqualle unter dem Gleiter drückten steigenden Schmerz aus.
    Arvid?
    Eine grüne Ebene … Ein Höhenzug, vom Schwammoos überzogen, wie der grüne Rücken eines gewaltigen Drachen, der sich zur Ruhe gelegt hatte … Ein Wald mit gewaltigen, von grünen Pilzen bewachsenen Bäumen … Blumen, die nicht nur grün, sondern fast violett wirkten … Ruhe, Stille – und Schmerz … Zwei Menschen, die auf ein fernes Ziel zumarschierten … Arvid Alarone …
    »Duryea? Duryea …« Das kräftige Schütteln riß sie aus der Gedankenstarre. Sie riß die Augen auf und merkte erst jetzt, daß sie in einen wenig erholsamen Schlummer gefallen war.
    »Es tut mir leid, Duryea«, murmelte der Pilot verlegen. »Du bist erschöpft und ausgelaugt. Du bist jetzt seit fast zwei Tagen ununterbrochen auf den Beinen. Das muß ja an die Substanz gehen. Es tut mir leid … Aber allein kann ich die Stummen aus der geschlossenen Seerosenqualle nicht herausholen …«
    Die Psychomechanikerin nickte und kletterte aus der geöffneten Luke des Gleiters hinaus. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast recht. Ich kann mich später ausruhen.«
    Sand knirschte unter ihren Stiefeln. Nicht weit entfernt war die grüne Wand des kontinentumspannenden Waldes des Nordkontinents. Leise rauschten die Wellen an den Strand. Die nun fast kugelförmige Seerosenqualle taumelte auf und nieder.
    Duryea nahm erneut Kontakt mit dem Rudimentärbewußtsein auf. Wenige Minuten später hatten sich die weit emporgewölbten Ränder zurückentwickelt. Die Stummen rührten sich nicht. Aus weit aufgerissenen Augen starrten sie auf etwas, das nur für sie selbst existent war.
    »Sie müssen so schnell wie möglich von hier fortgebracht werden«, sagte sie, während sie dem Piloten half, die Stummen in den Transportraum des Gleiters zu schaffen. »Wir wissen inzwischen, daß die Variökologie offenbar noch einen verstärkenden Einfluß auf die Hirnveränderungen ausübt.«
    Der Pilot nickte nur. Als alle Stummen im Innern des Gleiters verschwunden waren, schritt Duryea Ankrum müde zum Rand des Waldes und ließ sich dort auf dem weich nachgebenden Schwammoos nieder. Die Müdigkeit in ihr war schier überwältigend. Aus halb

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