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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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geschlossenen Augen beobachtete sie, wie der Pilot die Liegen im Transportraum sicherte.
    Der Schmerz, der plötzlich in ihrem Innern explodierte, war so intensiv, daß sie einige Sekunden das Bewußtsein verlor und hintenüber sank. Es war nicht ihr eigener Schmerz. Es war der Arvids. Das mentale Band, das einst zwischen ihnen bestanden hatte, hatte sich so weit verfestigt, daß es Empfindungen übertrug. Wenn sie aber den Schmerz in einer solchen Intensität zu spüren in der Lage war, was mußte dann erst in Arvid selbst vorgehen …?
    Gefahr. Gefahr!
    Die Augen der Psychomechanikerin waren feucht, als sie sich erhob und wie in Trance in den Wald hineinschritt. Das Schwammoos schmatzte und gluckerte.
    Arvid …
    Duryea konzentrierte sich ganz auf die zarte Verbindung, die zwischen ihnen existierte. Tiefer in den Wald hinein. In die Zone der Ruhe und Stille und Ausgewogenheit.
    In ihrem Innern jedoch herrschte Aufruhr. Denn die Veränderung in Arvid, von der sie über die rudimentär wiederhergestellte Mentalsymbiose einen Schatten betrachten konnte, hatte ein Ausmaß erreicht, das ihr Mentalpartner unmöglich lange überleben konnte …
     
    *
     
    Arvid Alarone hatte seine Beine fest an den Leib gepreßt und wälzte sich auf dem dicken grünen Teppich des Schwammooses hin und her. Sein Gesicht war verzerrt. Er gab keinen Laut von sich.
    Die Stumme Treiberin mit dem goldgelben, verfilzten Haar stand neben ihm und sah teilnahmslos auf den sich in Agonie verkrampfenden Mann hinab.
    Ganz plötzlich ließen die Schmerzen nach. Die Haltung Arvids entspannte sich. Er atmete schwer, aber bald beruhigte sich auch sein Atem wieder. Er erhob sich.
    »Es wird schlimmer«, sagte er leise.
    Seine Begleiterin nickte. »Ja. Und es ist noch weit.« Sie sah sich um und schauderte. Grün, wohin man auch sah. Sie schauderte. Die Lianenstauden hatten beinahe etwas Bedrohliches an sich. Das Schwammoos war wie ein Sumpf, der sie jeden Augenblick verschlucken konnte. Unsichtbare Augen betrachteten sie. Die Augen der Variökologie.
    »Ich muß … weg …«, stöhnte die Frau und schwankte.
    »Nein.« Arvids Stimme klang entschieden. Die Anziehungskraft, die vom Ziel ausging, war in den letzten Stunden immer stärker geworden. Es war noch weit, aber nicht mehr so weit.
    Arvid setzte sich wieder in Bewegung. Seine Begleiterin folgte ihm.
    Weiter. Nach Norden. Zum Ziel.
    Manchmal hatte Arvid den Eindruck, als riefe ihn eine entfernte Stimme. Sie klang seltsam, eigenartig vertraut. Doch er war nicht in der Lage, seine Gedanken darauf zu konzentrieren. Die Anziehungskraft des Ziels war stärker …
     
    *
     
    ZWISCHENSPIEL II
    Im Innern der Hütte war es wohlig warm. Und doch wich die Kälte aus dem Mann ohne Gedächtnis nur langsam. Die Heilerin schwieg lange Zeit. Mit einem großen hölzernen Löffel rührte sie in einem eisernen Topf, der an einer Kette über dem offenen Feuer hing. Die dicken Bohlen der Decke waren vom Rauch geschwärzt. Eine Öllampe verbreitete einen trüben Schein.
    Der Wein, den ihm die alte Heilerin gereicht hatte, schmeckte süß und gab ihm etwas von der Kraft zurück, die die Hitze der Wüste, der lange Ritt auf dem Tausendfüßler und die Kälte der Nacht von ihm gefordert hatten. Schließlich löffelte die alte Frau mit einer Kelle etwas vom Inhalt des eisernen Topfes in einen irdenen Napf, den sie ihm reichte.
    »Iß. Du wirst Hunger haben.«
    Er hatte Hunger. Und obwohl der Brei alles andere als appetitlich aussah, war er doch von einem angenehmen Aroma. Während er aß, beobachtete ihn die Heilerin.
    »Du weißt also nicht, wer du bist oder woher du kommst?«
    Der Mann mit den blonden Haaren schüttelte den Kopf. Die Frau deutete mit ihrer vertrockneten Hand auf seine Halskette und das daran hängende verdrehte Dreieck.
    »Merkwürdig. Du trägst das Zeichen des Magierclans. Und ich spüre auch, daß du das Zeichen zu Recht trägst. In dir ist große Macht.«
    »Kannst du mir helfen?«
    »Ich weiß nicht so recht, ob du überhaupt Hilfe brauchst«, entgegnete die Heilerin doppeldeutig. »Du kannst nicht von den Wüstennomaden überfallen, ausgeraubt und ausgesetzt worden sein. Wenn du vorher bei Sinnen gewesen wärst, hättest du dich mit deiner Macht zur Wehr setzen können. Außerdem bist du nicht verletzt.«
    »Was ist dann mit mir geschehen?« Die Heilerin breitete die Arme aus. »Das, mein Sohn, weißt nur du allein.« Sie beugte sich vor und sah ihn eindringlich an. »Vielleicht hast du Angst vor

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