Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
zinslosen Kredit. So, können wir nun zum Kern der Sache kommen?«
Zwei Köpfe nickten.
»Wir haben fünf Wellen Schläfer eingesetzt«, fuhr sie fort. »Die Ergebnisse sind wie erwartet. Allgemeine Auflösungserscheinungen der öffentlichen Ordnung. Dadurch weiter verschärfte Versorgungsprobleme. Dadurch Initiierung von Unruhen unter den Relax und Arbitern. Dadurch Aktivwerden der konspirativen Gruppen sowie der illegalen Gewerkschaftsorganisationen. Die Streiks sind erneut aufgeflammt, die Anschläge von Splittergruppen im Untergrund nehmen zu. Die Unfähigkeit von Lordoberst Ignazius Tyll«, sie lächelte liebreizend, »tritt dadurch immer offener zutage.« Ihr Lächeln verstärkte sich. »Außerdem wissen wir jetzt, wer sein unbekannter Gesprächspartner war. Er ist in der Tat mit demjenigen identisch, mit dem sich Tyll des öfteren zu Geheimtreffen eingefunden hat.«
»Wer ist es?«
»Sein Name ist Manuel Lucci. Seine Funktion: Koordinator des Kommandos Brak Shakram …«
Hendrik dalghson sprang auf. Eine Schnellechse entfloh seinen umherstampfenden Stiefeln. Morast gluckerte, Schlamm schmatzte.
»Das ist genau das, was wir gebraucht haben«, brachte er hervor. »Exakt das Richtige. Damit ist Tyll erledigt. Endgültig.«
»Lucci ist zudem Mitglied des Gemeinsamen Rates. Unsere V-Leute haben ermittelt, daß dieser Rat ein – noch relativ loser – Zusammenschluß der verschiedenen im Untergrund arbeitenden Gruppen ist. Lucci hat dort nicht unerheblichen Einfluß. Die Informationen über die Zusammensetzung des Gemeinsamen Rates sind an die Konzilsverwaltung weitergeleitet worden. Zudem haben die Schläfer gewisse … Anhaltspunkte hinterlassen, die auf Aktivitäten der Gruppen Freiheit für die Erde, Anarcho-Syndikat, Kämpfer gegen das Konzil und einiger diverser anderer hindeuten.«
Zhymer schüttelte den Kopf, während er überlegte.
»Nie gehört«, gestand er.
»Kein Wunder, die gibt’s ja auch erst seit ein paar Tagen. Ich habe sie selbst erfunden und über einige Verbindungsleute entsprechende Informationen auch den tatsächlich existierenden Gruppen zukommen lassen. Das wird ihren Zusammenhalt belasten, was wiederum Lucci und seine Freunde und Getreuen beschäftigt. Tyll wiederum wird sich von Manuel Lucci hintergangen fühlen und – zuerst einmal – eine Aussprache verlangen.«
»Ich verstehe …«, sagte Hendrik langsam.
»Diese Aussprache wird bald stattfinden, denn ich habe dafür gesorgt, daß er eine Einladung zu einer Sitzung des Gemeinsamen Rates erhält. Er wird kommen. Leider«, wieder lächelte Marya Briden, »wird auch Chan de Nouille davon Wind bekommen und natürlich die Versammlung sprengen, weil sie hier die Verantwortlichen für die zugenommenen Unruhen vermutet. Bedauerlicherweise wird sie feststellen müssen, daß sich der von ihr protegierte Lordoberst Ignazius Tyll darunter befindet.«
»Was den Einfluß Tylls sowie auch Nouilles für geraume Weile ausschaltet.« Hendrik nickte zufrieden. »Diese Vorgänge erlauben die Einberufung einer außerordentlichen Konzilsversammlung, auf der wir die Wahl eines neuen, zuverlässigeren Konzilsvorsitzenden durchsetzen. Ja, das wär’s dann wohl. Wir haben gewonnen.«
»Es gibt noch eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren«, wandte Marya ein, »aber im großen und ganzen kann ich Ihnen recht geben. Es sieht ganz danach aus, ja.«
»Und David terGorden?« fragte Shamir Zhymer.
»Sein … Unfall ist gut vorbereitet. Wir sind in dieser Beziehung flexibel genug. Wir …«
»Ich hoffe, Sie haben recht«, unterbrach Hendrik dalghson ihre Ausführungen. »Hoffentlich schaffen wir nicht die Voraussetzungen für eine weltweite Revolution. Wir dürfen die konspirativen Gruppen nicht unterschätzen.«
Erst jetzt merkte Marya, was er meinte. »Oh, unterschätzen Sie nicht die Schlagkraft der Grauen Garden, mein Lieber. Sie werden mit dem Problem fertig werden.«
»Wie wollen Sie David terGorden aus dem Weg schaffen?« kam Zhymer auf den von ihm angesprochenen Punkt zurück. »Die Löschung der Daten in der Allgemeinen Registrierung war zwar eine gute Idee, aber …«
»Die Daten sind nicht gelöscht, mein Lieber«, stellte Marya Briden richtig. »Hören Sie zu, ich werde es Ihnen erklären …«
Und während sie ihren Plan erläuterte, trieben die stickigheißen Dämpfe weiter über die Szenerie eines urwüchsigen Dschungelplaneten.
*
»Sie sollten vorsichtiger sein«, riet Chan de Nouille ruhig, »und sich nicht noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher