Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
nieder.
»Na, was haben Sie auf dem Herzen, mein lieber Ays? Ist meine entzückende Freundin Anlyka terCrupp endlich pleite?«
»Es tut mir außerordentlich leid, das mit einer negativen Antwort versehen zu müssen«, bedauerte Ays steif. »Aber das Schicksal wollte es, daß einige der wichtigsten Produktions- und Verarbeitungsanlagen von Allwelten Stahl-Konsortium derzeit geschädigt und nicht einsatzfähig sind.«
Lucia lächelte grimmig. Ihre Nacktheit störte sie nicht im geringsten. »Ausgezeichnet, mein lieber Ays. Und die Lordinspektion?«
»Ist ebenfalls erledigt, Generalmanag. In unserer Hand befindet sich entsprechendes Beweismaterial, das auf ASK hindeutet.«
»Noch besser. Lassen Sie meiner lieben Freundin Anlyka einen diskreten Hinweis darüber zukommen. Und deuten Sie ebenso diskret an, daß ich weitere Versuche, mir das Leben zu nehmen, nicht mag. Andernfalls sähe ich mich gezwungen, dem Lordoberst wiederum eine diskrete Mitteilung zukommen zu lassen.« Sie sah auf. »Na, worauf warten Sie noch? An die Arbeit.«
»Das wird nicht nötig sein«, gab Ays förmlich zurück.
»Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
Ays zog einen Strahler aus der Tasche, legte an und feuerte. Der Glutimpuls traf die Generalmanag mitten auf der Brust und schleuderte sie ins Becken zurück.
Ruhig steckte Ays die Waffe wieder fort. Der Toten im Pool schenkte er keinen weiteren Blick. Routiniert sorgte er dafür, daß Spuren des Mordes, die auf ASK, Export-Kartell und Grüne Hügel hindeuteten, zurückblieben. Danach kehrte er zum Rand des Beckens zurück, trat an eine der Vampire von Hell Seven heran und schob seinen Kopf in eine der Freßblüten hinein.
Ays war ein Schläfer der vierten Welle gewesen.
Es gab noch weitere.
*
Stickigheiße Dampfnebel wallten über stinkenden, schleimigen Schlamm. Hendrik dalghson rümpfte die Nase und schnippte einen Trommelkäfer vom Jackenaufschlag.
»Mußten Sie ausgerechnet eine solche Szenerie wählen?« fragte er vorwurfsvoll. Marya Briden lachte meckernd und schulterte ihren Laserkarabiner. Geschickt wich sie dem gefräßigen Maul einer Dickschlange aus.
»Gefällt es Ihnen nicht? Schade. Dabei haben sich meine Sensotechniker solche Mühe gegeben. Haben Sie eine Vorstellung davon, was dieser ganze Zauber gekostet hat?«
Der Generalmanag der Ziolkowski-Werft antwortete nicht, riß statt dessen seinen Strahler hervor und machte mit einem Dauerimpulsstrom einen Sumpfkriecher fertig. Der verkohlte Kadaver stank erbärmlich. Shamir Zhymer übergab sich und konnte sich zwei Sekunden später nur noch mit dem schnellen Einsatz seines Vibromessers vor dem Liebeswerben einer Teufelsliane retten.
»Nein, keine Sorge«, sagte Marya gutmütig. »Ihnen droht keine wirkliche Gefahr. Alles nur Illusion, meine Freunde. Wenn die Illusion allerdings zu Ihrem Pseudotod führt, dann werden Sie genau die Empfindungen haben, als stürben Sie wirklich. Jedenfalls haben mir das die Sensotechniker versichert. Ich persönlich habe es darauf jedoch noch nicht angelegt.«
»Kommen Sie endlich zur Sache«, meinte Hendrik unwirsch, als sie auf einer Lichtung haltmachten und er Platz auf einem verwitterten Baumstumpf gefunden hatte.
»Nun gut.« Ihre Augen blitzten unter dem breiten Protophelm. »Ihre Abteilung hat einen Fehler gemacht, dalghson. Die Manipulation der Nahrungsmittel- und Konsumgüter-Fernversorgung ist Ihren Leuten zwar gelungen, aber es waren einige Pfuscher darunter. In der Versorgungseinheit der Großen Grauen ist es zu einer Fehlfunktion gekommen. Säure anstatt einer Limoque-Mischung. Ausgerechnet bei der Großen Grauen. Sie hat inzwischen natürlich Nachforschungen anstellen lassen. Ich hoffe nur, daß Ihre Leute schlau genug waren, falsche Spuren zu hinterlassen.«
»Was glauben Sie denn?« entrüstete sich dalghson. Aber unter all der Empörung war auch eine gehörige Portion Betroffenheit. »Sie wird vielleicht auf einige weitere Manipulationen stoßen, aber ich halte es für ausgeschlossen, daß sie das ganze Ausmaß erkennen kann. Wir haben vorgesorgt.«
»Ich hoffe in Ihrem Interesse, Sie haben recht«, entgegnete Marya kühl. Sie erlegte einen Brüllaffen.
»Da wir gerade von Fehlern sprechen«, meldete sich Shamir Zhymer zu Wort, »einer der schlafenden Valdec-Agenten hat in meiner Fertigungsanlage in der Region SÜDAF zwei Sektionen in die Luft gejagt.«
»Ein bedauerlicher Irrtum.« Marya Briden zuckte mit den Achseln. »Sie erhalten von TBK einen
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