Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
prallte zurück und kippte nach hinten.
Doch der Sturz war nur eine Finte von ihm.
Carsen machte keine Abwehrbewegung. Gerna drehte sich im Fallen, um im Liegestütz zu landen. Gleichzeitig nahm er mit den Beinen Carsen in die Zange. Der Noman wußte noch nicht recht, wie ihm geschah, da landete Gerna am Boden, federte wieder empor und wirbelte halb um die eigene Achse.
Das genügte. Carsen flog durch die Luft und krachte ebenfalls zu Boden.
Gerna zog die Knie zur Brust und machte die »Kippe«. Mit artistischer Behendigkeit kam er auf die Beine.
Es gab keine Atempause für ihn. Mit den Füßen voran und einem grausamen Lächeln um den Lippen stürzte er sich auf Carsen. Dabei berechnete er dessen Ausweichbewegung im voraus und traf ihn gezielt im Unterleib.
David, der das sah, drehte sich schier der Magen um. Der Kampf der beiden wurde mit einer solchen Brutalität und Gnadenlosigkeit geführt, als ginge es tatsächlich um Leben und Tod. Der Haß war beiderseitig.
Carsen wurde zwar getroffen, doch die Wirkung war nicht ganz im Sinne Gernas.
Seine Füße trafen auf eisenharte Muskeln. Carsens Hände umklammerten Gernas Gelenkfesseln. Carsen bäumte sich auf.
Gerna wurde emporgeschleudert wie von einem Trampolinfell. Sein Körper blieb dabei gestreckt und wirkte gespannt wie eine Stahlfeder. Er wirbelte rückwärts durch die Luft und landete nach dem Salto auf den Füßen.
Er konzentrierte sich voll und ganz auf seinen ungeahnt harten Gegner. Deshalb kam das Eingreifen Mandorlas für ihn völlig überraschend.
Sie als ehemalige Queen der Grauen Garden konnte sich dieses Eingreifen durchaus leisten.
Sie stand auf einmal hinter Gerna und nahm ihn in den doppelten Nelson. In einer Reflexbewegung wollte Gerna aus dem Griff tauchen, doch er reagierte eine Zehntelsekunde zu spät. Der Griff war bereits geschlossen. Wenn er sich jetzt zu befreien versuchte – beispielsweise mit einer schnellen Rolle vorwärts –, konnte er sich das Genick brechen.
Carsen sprang auf die Beine und wollte auf Gerna eindringen. Schaumflocken flogen von seinem strichdünnen Mund. Die Augen waren geweitet und blutunterlaufen. Das Gesicht war eine Grimasse des grenzenlosen, tödlichen Hasses.
Asen-Ger und David griffen gleichzeitig nach Carsen.
Carsen wollte sich gewaltsam losreißen. Er sah nur noch Gerna und wollte den Gardisten vernichten.
In Gernas Gesicht war jetzt kein Haß mehr zu lesen, sondern Erschrecken.
Vielleicht hätte er den Kampf gewonnen, obwohl seine körperliche Überlegenheit nur hauchdünn war. Carsen machte fehlende Kraft durch überlegene Gewandtheit wett.
Jedenfalls wäre einer der beiden nicht mit dem Leben davongekommen.
Grund genug für die anderen einzugreifen. Es dauerte Sekunden, in denen Carsen schweigend und verbissen versuchte, weiter vorwärts zu stürmen, bis er endlich begriff, daß man ihn festhielt.
Sofort änderte er seine Taktik. Er sprang empor und schlug einen Salto rückwärts. Ehe die beiden nachfassen konnten, wirbelte er schon wieder nach vom.
David konnte sich auf seine Kampfkraft etwas einbilden. Er hatte schon ganz andere Gefahren überstanden, doch Carsen war schwerer festzuhalten als ein nasser Aal. David und Asen-Ger verloren den Halt und prallten gegeneinander.
Im nächsten Augenblick setzte Carsen mit einem Sprung über sie hinweg. Sein Ziel war Hauptmann Gerna, der noch immer von Mandorla festgehalten wurde. Gerna würde sich diesmal nicht wehren können. Er war hilflos ausgeliefert.
»Stopp!« rief Asen-Ger mit messerscharfer Stimme. »Carsen, komm zu dir!«
Carsen hatte seinen Todfeind erreicht und wollte soeben beide Fauste in das ihm verhaßte Gesicht hämmern.
Es blieb bei der Absicht. Seine Fäuste verfehlten das Ziel. Carsen flog mit vollem Körpergewicht gegen Gerna und Mandorla und brachte die beiden beinahe zu Fall.
Aber Mandorla mußte loslassen, um Gerna nicht das Genick zu brechen.
Der Gardist brauchte sich nicht mehr zur Wehr zu setzen.
Carsen stand da mit herabhängenden Armen; noch immer waren seine Augen blutunterlaufen. Doch der Haß war aus seinem Gesicht entschwunden.
Langsam wandte er sich um. Sein Blick suchte Asen-Ger.
Da stand der große Mann, mit leicht gespreizten Beinen. Seine jadegrünen Augen schienen Blitze zu verschleudern und wirkten dabei kalt wie zwei Gletscherseen.
Eine unbeschreibliche Mischung, die Carsen in ihren Bann zog.
Derweil rannte Hauptmann Gerna davon. Er kümmerte sich nicht um die anderen.
Es sah so aus, als
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