Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
leicht empört.
»Ist ja schon gut, Major, ich wollte keineswegs an den Fähigkeiten eurer Techniker zweitem, aber um einmal soweit zu sein, so etwas wie mich zu bauen, da werden wohl noch ein paar Jahrtausende vergehen – falls es bis dahin überhaupt noch Menschen gibt!«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Nun, ich kenne einen Großteil deiner Erinnerungen. Alles kann ich nicht kennen, weil ich nicht alles begreife. Na, das wird schon noch kommen. Es ist ziemlich schwer, vom Denken der Hüter auf euer Denken umzuschalten.«
»Hüter?«
»Ja, ein Begriff, den ich gerade isolieren konnte. Ging vorher in dem ganzen Durcheinander völlig unter. Du mußt dir vorstellen: Das ist wie eine Bibliothek mit lauter Büchern, in denen das ganze Wissen gespeichert ist – unvorstellbar viel Wissen. Es ist ja auch eine gewaltig große Bibliothek. Tja, es kommt zur Sintflut, und unsere bildschöne Bibliothek geht unter. Was soll ich sagen? Das Wasser weicht alles auf, obwohl man gutes Papier verwendet hat. Die Schrift bleibt. Mechanische Kräfte tun ein übriges. Das Gebäude stürzt unter der Gewalt der Fluten zusammen und nimmt die Bücher arg mit. Die ganze Suppe brodelt und schäumt. Alles wird davongeschwemmt. Die Bücher werden mehr und mehr zerrupft. Am Ende ist vieles verlorengegangen, während der Rest in einem Strudel kreist – um und um, unaufhörlich, drunter und drüber. Siehst du? Und ich hocke am Rand des Strudels und versuche, hie und da ein Blatt zu erhaschen. Mehr noch als das: Ich versuche, es in Bezug zu den Blättern zu bringen, die ich schon gefischt habe. Die Seitenzahlen geben mir Schützenhilfe. Doch was nutzt das letztlich, wenn die Schrift in jedem Buch gleich war? Ist die Seite hundert jetzt dem Buch tausend zugehörig? Dann paßt vielleicht die Seite neunundneunzig? Oder gehört sie nicht eher ins Buch dreihunderttausendundvier?«
»Enorm!« kommentierte Major Gorden beeindruckt. »Noch überzeugender geht es nicht mehr. Du hast nicht nur die Denkweise des Menschen inzwischen begriffen, sondern beginnst, wie ein Mensch zu reden und zu …«
»Genug der Ehre!« Es klang tatsächlich verlegen. »Wir wollen uns doch nicht in Lobhudeleien ergehen, nicht wahr? Aber du kannst Platz nehmen, Major.«
Die Wand wurde von unterschiedlich hoch angeordneten Nischen unterbrochen. Sie befanden sich zwischen den Türen und waren verschieden groß.
Sollte er sich dort hineinsetzen?
»Genau, Major. Du wirst einen passenden Sitzplatz finden.«
»Sind die Nischen deshalb so unterschiedlich?«
»Ja, Major. Die Hüter waren eine menschenähnliche Rasse – zumindest, was ihre Erscheinung betraf. Oder ihr seid eine den Hütern im Körperbau ähnliche Rasse. Ansonsten unterschieden sie sich recht deutlich von den Menschen!«
»Danke für das Kompliment!« sagte Major Gorden bissig.
»Es war gar kein Kompliment, mein Freund. Das hast du schon richtig begriffen. Aber ich möchte jetzt nicht schon wieder auf euch Menschen herumhacken. Ich sehe schon, daß ich auf euch angewiesen bin.«
»Zunächst einmal auf mich!« gab Major Gorden zu bedenken.
»Siehst du, jetzt bin ich überrascht. Es wäre dir doch peinlich, wenn ich dich fortwährend loben würde? Das kann ich verstehen. Mir würde es ebenso ergehen.«
»Deine Anpassung an menschliche Denkweise wird mir allmählich unheimlich. Jedes weitere Kompliment bleibt mir glatt im Hals stecken.«
»Mein lieber Major Gorden, nichts sollte dir hier unheimlich vorkommen. Es gehört zu meiner Hauptaufgabe, mich anzupassen. Verstehst du? Ich handele im Auftrag der Hüter, und die Hüter haben mir ihren Willen aufgepfropft. Dieser Wille bestimmt mich, wenn ich denke. Ich werde mich nie dem widersetzen. Nicht, weil der Zwang für mich zu groß ist. Die Hüter haben mich so geschaffen, wie sie selber waren. Daraus resultiert, daß ich ganz automatisch in ihrem Sinn handele und alles für richtig befinde, was sie für richtig befinden. Ich weiß nicht, was aus ihnen wurde, weil ich nichts über den vergangenen Zeitraum weiß. Es spielt keine Rolle. Ich handele, als wären sie hier. Du bist ein irdisches, denkendes, intelligentes Wesen, das es fertigbrachte, mein Interesse zu wecken und …«
»Schön, daß du dich gern reden hörst, Computer, aber ich möchte jetzt endlich wissen, was das alles soll. Wieso hast du mich mit diesem komischen Auge geholt? Das warst du doch?«
»Ich habe dich gebeten, dich hinzusetzen, weil ich eine kleine optische Vorführung vorbereitet
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