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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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ist nicht nur mit seinen schlummernden PSI-Kräften eine Gefahr für unsere Existenz, sondern im noch höheren Maße in seiner Eigenschaft als Gardist!«
    David musterte den Noman und versuchte, sich vorzustellen, wie er auf den Gedanken gekommen war, Carsen als Pazifist einzustufen. Was der Noman hier vorschlug, war glatter Mord. Da half auch die ausgeklügeltste Motivation nichts.
    Oder hatte Carsen etwa recht?
    David brauchte nicht länger über das Problem zu grübeln. Er wußte auch so, daß er nicht zum Mörder geboren war. Lieber ging er ein Risiko ein.
    Carsen versuchte es noch einmal: »Er ist bewußtlos. Wie soll sein PSI-Potential plötzlich erwachen? Es hätte auch seine Bewußtlosigkeit verhindern können …«
    David ließ sich nicht beirren. »Wir sind weder Richter noch Henker, Noman Carsen. Wir sind im friedlichen Auftrag hier. Niemand wird Gerna töten, so lange ich das Verhindern kann. Auch wenn er ein Gardist ist. Carsen, du mußt begreifen, daß die Situation auf der Erde sich radikal geändert hat, während du dich in den Kerkern von Luna befandest. Versuche es wenigstens, und du wirst, uns verstehen.«
    Carsen schüttelte den Kopf. »Es lohnt sich nicht, David terGorden. Du unternimmst enorme Anstrengungen, aber der Preis bleibt fraglich. Übernimm Biotroniks, deinen Konzern, versuche, die Treiberraumfahrt wieder richtig in Gang zu bringen, aber so lange es das Konzil der Konzerne und so lange es die Grauen Garden gibt, wirst du mit deinen humanen Ideen scheitern. Niemand verbessert die Welt, wenn es ihm nicht gelingt, die Menschen zu verbessern.«
    »Weißt du, was du da redest?« fragte David rauh. »Du solltest mit der Menschenverbesserung bei dir selbst und deinem Verhältnis zu Gerna anfangen. Ein Gardist ist auch nur das, was die Menschheit aus ihm gemacht hat.«
    Carsen lächelte verzerrt. Er drückte sich an der Wand ab und kam langsam näher.
    »Jetzt werden wir philosophisch, nicht wahr? Ich mit meiner Noman-Philosophie und du als abgeklärter junger Treiber-Philosoph. Was hat uns denn die weltfremde Politik der Terranauten bisher gebracht? Mir die Kerker von Luna und dir das Zerwürfnis mit allen Freunden, außer denen, die dich hier begleiten. Dazu gibt es noch einen mehr als zweifelhaften Waffenstillstand, der von den Optimisten als neuer Frieden gefeiert und von den Realisten als Vorbereitung für einen noch schlimmeren Kampf erkannt wird.«
    »Und du gehörst zu den Realisten?« fragte David sarkastisch.
    »Wenn du so willst, ja!«
    »Ich denke, du bist ein Pazifist?«
    »Jeder Standpunkt ist subjektive Aggression, um so entschiedener er bezogen wird. So kann der Pazifist beim Durchsetzen seines Zieles mit Namen Gewaltlosigkeit selber zum Gewaltmenschen werden.«
    David erschien die Begründung verdreht, aber er ging nicht mehr darauf ein. Ein Konflikt war innerhalb der Gruppe entstanden. Dreh- und Angelpunkt war nicht allein Hauptmann Gerna, sondern die unterschiedliche Grundhaltung. Das Problem Gerna machte sie nur deutlich. Es war im Grunde derselbe Konflikt, den David auf Sarym mit seinen Freunden erlebt hatte.
    Spontan streckte David terGorden die Hand mit dem Strahler vor und reichte ihn Carsen. Dann trat er zurück.
    »Entscheide du über Leben und Tod, wenn du es nicht als anmaßend empfindest. Ich bin kein Soldat und auch kein Richter.«
    Carsen erbleichte. Unschlüssig hielt er den Strahler in der Hand. Dann steckte er ihn weg. Ausdruckslos betrachtete er Hauptmann Gerna.
    »Du willst ihn zum Gefangenen machen, David? Du bist hier der Chef. Ich bin kein Mörder. Wenn du glaubst, daß wir Gerna am Leben lassen können …? Für dich steht dabei mehr auf dem Spiel als für mich.«
    David hörte es, während er schon zum Schaltpult zurückging. Also hatte er sich in Carsen nicht geirrt. Er setzte sich an die Konsole und begann wieder, Programme abzurufen.
    Kurz wandte er sich um. »Aufgabe Nummer eins wird es sein, die Geheimnisse des Palastes zu erforschen. Wir sind hier, weil wir nach dem Buch Myriam suchen. Gerna bleibt unser Gefangener, bis sich die Gelegenheit ergibt, ihn in die Obhut seiner Gardenfreunde zu entlassen. Bevor das geschehen kann, muß hier endlich ein Anfang gefunden werden! Wenn ihr schon alle hier seid, könnt ihr mir auch helfen.«
    Damit war das letzte Wort gesprochen.
     
    *
     
    Die Aussichten, mit dem Biotroniks-Computer voranzukommen, waren denkbar schlecht. Asen-Ger, der Pragmatiker, war der erste, der das Kind beim Namen nannte. Er

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