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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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meine Gegenwart endet in der menschlichen Zukunft dort, wo mein Leben versteinert. Ihr Menschen könnt euer Wissen außerhalb eures Selbst speichern, ihr könnt es anderen Menschen hinterlassen in Worten. Aber mein Wissen ist nur in meinem ganzen Selbst. Wenn ich dahinsieche und meine Äste und Wurzeln absterben, dann stirbt auch mit jedem Ast und mit jeder Wurzel ein Teil meines Wissens. Dunkelheit senkt sich über mich … Ich muß zurückkehren zu Myriam, in die menschliche Gegenwart, die Menschenzeit.
    David wird der Träger des Monochords. Er ist der Erbe der Macht, den ich versprochen habe. Ich habe Fehler begangen, aber ich habe mein Versprechen gehalten. Haben nicht auch die Knospen des Baumes gesühnt? Sind nicht auch die Ulemas schuldig? Aber ich habe Myriam den Schlüssel gegeben. Sie weiß alles, was auch die Knospen erfahren haben. Sie weiß …
     
    *
     
    David blinzelte verwirrt. Dunkelheit umgab ihn.
    Nicht lange, da flog die Tür auf, und blendende Lichtfinger griffen in den Raum.
    Gestalten stürmten herein. Ein Strahlschuß fauchte in die Hauptschaltwand und zerstörte einen Teil der Bedienungsarmaturen.
    David fuhr herum und starrte in die Helligkeit. Er konnte nichts als wirbelnde Schatten erkennen und war zu verwirrt, um in irgendeiner Weise zu reagieren.
    Da packten sie nach ihm und rissen ihn aus dem Sitz.
    »Alles klar!« sagte eine harte, weibliche Stimme.
    Und da begann David zu begreifen: Gardisten!
    »Was …?« begann er. Die Queen unterbrach ihn, indem sie vor ihn trat und fauchte: »Sind Sie in Ordnung, Generalmanag?«
    »Was, um alles in der Welt, ist denn passiert?«
    Die Queen runzelte die Stirn.
    »Wie bitte? Hauptmann Gerna hat Alarm geschlagen und Verstärkung angefordert, nachdem Sie hier in Gefangenschaft gerieten, Generalmanag. Chan de Nouille, die Große Graue, hat mich persönlich beauftragt, mit einer Hundertschaft …«
    »Nein!« brüllte David terGorden außer sich. »Wissen Sie, was Sie getan haben?«
    »Ja«, knurrte die Queen. »Sämtliche Verteidigungseinheiten und Kampfroboter ohne Verluste beseitigt, bis zur Aufgabe der durchgedrehten Zentraleinheit, und Sie befreit!«
    »Um alles in der Welt, ich war soeben dabei, das Geheimnis des Buches Myriam zu enträtseln, das in den Speichern dieses Computers verborgen lag! Die Speicher waren voll mit hochbrisanten Dingen, die Weltenbäume, Yggdrasil und die Kaiserkraft betreffend!«
    »Dann waren Sie niemals in Gefahr?« keuchte die Queen entgeistert.
    Trotz ihrer Konditionierung als Gardistin wurde ihr auf einmal klar, welch fataler Irrtum hier vorlag und was sie angerichtet hatte.
    Sie trat zwei Schritte zurück, deutete eine knappe Verbeugung an und sagte: »Ich bitte um meine Bestrafung, Generalmanag!«
    »Sie bitten mich, Queen?«
    »Chan de Nouille hat mich Ihnen unterstellt. Ich bilde mit meiner Hundertschaft mit allen Gardisten, die noch auf Grönland sind, um Ihre Rechte an Biotroniks gegenüber allen anderen Konzernen zu sichern, die gesamte Verteidigungseinheit von Ultima Thule – vorbehaltlich natürlich Ihrer eigenen Wünsche.«
    David schritt an ihr vorbei zum Ausgang. Er kochte vor Wut, denn er wußte, daß der Zentralspeicher alles gelöscht hatte, nachdem er im Kampf unterlag. Auch das PSI-Feld existierte nicht mehr.
    Die Anlage war tot.
    Der Zentralcomputer hatte einen »elektronischen Selbstmord« als letzten Ausweg gesehen, um die wichtigen Speichereinheiten vor dem vermeintlichen Feind zu sichern. Er war eine Maschine gewesen, ohne wirkliche Intelligenz, und konnte somit nicht erkennen, welchem Irrtum er erlegen war.
    Nur eine Maschine? dachte David unterwegs enttäuscht. Reagieren Menschen nicht ähnlich? Auch sie schießen zuerst und bemühen sich dann erst um Verständigung – wenn sie gewonnen haben.
    Ein paar Worte zwischen der Queen und der Zentraleinheit hätten genügt, um den Irrtum auszuräumen.
    Statt dessen war alles verloren.
    Soeben hatte David terGorden noch die Lösung aller Rätsel in Händen gehalten, und im nächsten Augenblick war seine bisher größte Chance vertan. Seine Rückkehr zur Erde schien unter keinem guten Stern zu stehen. Solange hier Menschen wie Gerna und Chan das Ruder in der Hand hatten, gab es keine Sicherheit. Ist das die Strafe dafür, dachte David, daß ich mich auf einen Pakt mit dem Konzil und den Garden eingelassen habe?
     
    *
     
    »Ich verlange von dir die Geheimnummer, mit der du diesen Eklat verursacht hast!« knurrte David terGorden mühsam beherrscht.

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