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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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hüllte die Ayhyma ein. Aber die Finsternis war für Alirujana ein heller Tag. Sie hatte die Normalaugen geschlossen und betrachtete die weit unter ihr dahinstreichende Landschaft aus ihren Infrarotpupillen.
    Ein großer Teil des Landes war tot und öde und leer.
    Es stimmt mit den Informationen überein, sagte der Berater, die bereits von der Mushni ins galaktische Informationszentrum eingegeben worden sind. Vor noch nicht allzu langer Zeit muß es auf dieser Welt zu großräumigen ökologischen Zusammenbrüchen gekommen sein. Es paßt zu der Art und Weise, in der die Menschen jene entropiebeschleunigende Kraft einsetzen, zu dieser bedenkenlosen, gleichgültigen Zerstörung.
    Der Zerotransferierer regte sich unruhig. Die Ayhyma strahlte ein kurzes Signal aus und erhielt telepathische Wärme zurück.
    Du meinst, die Menschen sind auch für die Ökokatastrophen auf ihren eigenen Heimatplaneten verantwortlich?
    Ich sehe keine andere Erklärung.
    Das war … kaum vorstellbar, fand die Ayhyma. Es war unglaublich, daß eine Rasse so mit ihrer eigenen Welt umging.
    Alirujana legte vier ihrer sechs Farbschwingen an und stürzte sich in die Tiefe, ihren Flug mit den verbliebenen zwei Membranen steuernd. Die Luft rauschte an ihr vorbei. Und je tiefer sie kamen, desto mehr nahm die Staubkonzentration in der Atmosphäre zu. Eine stationäre, großräumige Hochdruckzone. Die Schadstoffe hatten keine Möglichkeit, sich zu setzen. Eine entsprechende Klimaregenerierung wäre nötig gewesen.
    Bisher, fuhr der Berater fort, habe ich keine Hinweise auf eine Kooperation der Menschen mit einer Pflanzen-Intelligenz, seien es nun die Weltenbäume oder die Knospen des Baumes.
    Das organische Raumschiff im Orbit existiert, erinnerte Alirujana sanft. Zustimmung.
    Das ist nicht zu leugnen. Die Analyse kann derzeit nur unvollständig bleiben. Ich brauche weitere Daten, um zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.
    Unser Aufenthalt ist unbefristet. Du wirst die Daten bekommen.
    Der mentale Halbsymbiont der Ayhyma schwieg, während sie weiter hinabsegelte, sonderte und zu verstehen versuchte. Bereits von der Mushni hatten sie erfahren, daß das Gesellschaftssystem der Menschen – obgleich eine Primitivzivilisation – wesentlich komplexer war, als man hätte annehmen sollen. Die Komplexität begründete sich auf seltsam deformierte Machtstrukturen, die Verschiedenheit dort induzierten, wo Einheit angebracht wäre.
    Sie verstümmeln sich selbst, dachte Alirujana bedauernd. Warum?
    Der Zaran, ihr Berater, schwieg. Die Daten reichten nicht aus.
    Unter ihr glitt eine dunkle Stadt dahin. Feuer loderten in den Schluchten, Menschen kämpften gegen Menschen. Sie horchte in den psionischen Äther, vernahm die bizarren, exotischen Gedankensignale, die sich derzeit noch ihrem Verständnis entzogen.
    Hatten die Menschen weiterhin die Absicht, jene entropiebeschleunigende Kraft – Kaiserkraft – freizusetzen, die bereits jetzt über einige ausgedehnte Bereiche dieser Sterneninsel Verderben und Unheil gebracht hatte? Wie viele Völker sind inzwischen schon untergegangen? fragte sich die Ayhyma, als sie sich an den Inhalt ihres Auftrags erinnerte. Die Xaxonen sind nur ein Beispiel.
    Werden sie die Kraft weiter freisetzen?
    Von der Antwort auf diese Frage hing viel ab. Für die Menschen ebenso wie für die Schwellenmächte, die posttechnischen Zivilisationen und nicht zuletzt die – Entitäten. Vielleicht genügte eine unüberbrückbare Einkapselung des menschlichen Machtbereichs. Vielleicht war mehr notwendig. Möglicherweise … Auslöschung.
    Die Gesellschaft, meldete sich der Berater wieder, ist in verschiedene Wertigkeitsgruppen aufgeteilt. An der Spitze stehen die sogenannten Generalmanags. Sie kontrollieren große wirtschaftliche Funktionsmechanismen und damit die Nahrungsmittel und Güter. Dann die Arbiter. Menschen, die in den Wirtschaftseinheiten arbeiten, Werte schaffen, aber von jeder Kontroll- und Entscheidungsmöglichkeit ausgeschlossen sind. Dann die Relax. Ein großer Teil der Population, der nur versorgt wird, nicht am Arbeitsprozeß teilnimmt und Nullfaktoren in der Gesellschaft darstellt. Am unteren Ende der Skala stehen die Nomans. Der Informationsstrom versiegte. Die Nomans sind noch weniger als Nullfaktoren. Es sind Nicht-Menschen. Sie besitzen keinerlei Rechte.
    Jedes intelligente Lebewesen, zitierte Alirujana erschrocken, besitzt das Recht auf Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, Mitentscheidung – und Leben.
    Der Berater schwieg.

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