Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
seiner Haut gebahnt hatten, zerrissen.
    Immer noch ertönten Explosionen. Fern im Westen hatte sich eine Glocke aus finster glühendem Licht über die Stadt gelegt. Irgendwo in der Nähe ertönten das zornige Fauchen und Rattern einer automatischen Projektilwaffe.
    Cuny lehnte müde an der Protopwand eines hoch aufragenden Gebäudes und keuchte. Es war dunkel. Die Infrarotbrille machte aus dieser Dunkelheit nur eine düsterrote Dämmerung, und sein immer noch umnebeltes Gehirn hatte Mühe, die optischen Daten, die die IR-Brille lieferte, zu einem einheitlichen Ganzen zu koordinieren. An Beinen und Leib hatten sich faustgroße Geschwüre gebildet, die heftige Schmerzen aussandten, berührte man sie. Es waren jene Stellen, an denen sich die Nesselkapseldome der Staubmedusen in seine Blutbahn gebohrt hatten.
    Der Relax rappelte sich wieder hoch. Weiter. Hier konnte er nicht bleiben. Noch zu nah am Zoo. Und die Gehege waren ungesichert, die Tiere und Laufpflanzen frei. Der Laser in seiner Brusttasche war ein bleiernes Gewicht, das ihn hinabzerrte. Weiter.
    Die Fließstraßen von Kilimandscharo-Stadt waren tote, blinde Kristall-Polarisationen. Die dreidimensionalen Projektionssignale leuchteten nicht mehr. Die Suggestiv-Speaker vor den Bars und Vergnügungspalästen blieben stumm. Kilimandscharo war ein gigantischer, toter Organismus.
    Der Aufstand, erinnerte sich Cuny müde, und seine rechte Hand ertastete dabei die SME-Knollen in seiner Tasche. Er versuchte zu lächeln, doch sein Gesicht war taub, wie gelähmt. Er stolperte durch die Dunkelheit. Schatten bewegten sich in einigen dunklen Hauseingängen und Nischen, huschten beinahe lautlos davon, wenn er sich näherte. Kurz darauf kam er an einem automatisierten Supermarkt vorbei. Die weiten Eingangsflächen waren zerfetzt und zerrissen, von einer Haftladung davongesprengt. Cuny sah nur konturlose Schatten im Innern – geplündert. Irgendwo war das Singen von MHD-Generatoren. Gleich darauf ein Kreischen wie von berstendem Metall – erneut Stille. In einem der Gebäude, an denen er entlangschritt, zischte ein Handlaser sein tödliches Lied.
    Weiter. Das Staubmedusen-Gift in seinem Kreislauf baute sich nur langsam ab. Seine Sinne waren noch immer zu einem großen Teil gelähmt. In Hals und Rachen machte sich ein unangenehmes Brennen breit. Die Lungen rasselten.
    Die Atmosphärenfilter sind ausgefallen, sagte eine Stimme in seinem Innern. Du mußt die Atemmaske aufsetzen. Die Schadstoffwolken senken sich über die Stadt. Die Atemmaske …
    Irgendwie schaffte er es, die IR-Brille von seinem Gesicht zu lösen und statt dessen den Atemfilter anzulegen. Bald darauf wurde das Atmen leichter; ein Teil seiner Kraft kehrte zurück. Die Dunkelheit jedoch legte sich erneut über tote, mit Trümmern übersäte Straßen.
    Eine halbe Stunde später, im Zentrumsring von Kilimandscharo-Stadt, traf er auf einen Zug Läuterer. Cuny fragte sich, wieso er sie nicht schon zuvor bemerkt hatte, denn ihr Gesang scholl laut durch die Straßen. Doch jetzt war es ohnehin zu spät zum Ausweichen. Er mußte den Zentrumsring durchqueren, wollte er seinen Wohntrakt erreichen. Und das war sein einziges Ziel.
    Die Läuterer sangen den Endzeit-Gesang. Ihre Stimmen waren düster, mal melancholisch, mal temperamentvoll, mal wie ein drohendes Flüstern. Sie schwangen Fackeln in ihren Händen, und deren züngelnder Schein warf bizarre Schatten auf die Wände der Gebäude und Drei-Ebenen-Vergnügungspaläste.
    »Die Zeit ist da, ist da, ist da,
    oh, sie ist endlich da.
    Den Sündern wird die gerechte Strafe
    zuteil werden. Das Hohe Gericht wird,
    wird urteilen.
    ES WIRD URTEILEN!
    Feuer wird die Welt reinigen, sie
    von allem Urteil säubern, Sühne
    bringen, die Menschen läutern …«
    Gian Cuny duckte sich in einen dunklen Hauseingang und wartete ab. Die Läuterer waren in transparente Gewänder gekleidet. Ihre Nacktheit darunter wurde von dem Fackelschein deutlich hervorgehoben. Geschlechtsmerkmale fehlten. Alle Läuterer hatten sich einer Operation unterzogen, die sie zu Neutren machte und damit vom Fluch des Begehrens befreite.
    Fackeln wurden geworfen. Die reinigende, läuternde Wirkung des Feuers. Wie lange hatte es nicht mehr geregnet? Die Gebäude loderten auf. Die Läuterer sangen und zogen weiter. Feuerlohen stiegen in den Himmel. Die Glut fand ein unerschöpfliches Nahrungsreservoir. Niemand war da, der dem Feuer hätte Einhalt gebieten können.
    Cuny keuchte erneut. Erst dann merkte er, daß sich

Weitere Kostenlose Bücher